Einmal im Jahr lädt das Ars Electronica Center seine BotschafterInnen nach Linz ein – nicht nur um über neue Angebote im kommenden Schuljahr zu informieren sondern vor allem um Rückmeldungen und Anregungen von den PädagogInnen selbst einzuholen. AEC-BotschafterInnen sind LehrerInnen aus den unterschiedlichsten Schultypen, die sich bereit erklärt haben, die Aktivitäten des Ars Electronica Center mit seinen zahlreichen Workshops, Themenführungen und Spezialformaten in der jeweiligen Schule weiter zu kommunizieren. Als Dankeschön erhalten die engagierten LehrerInnen eine Jahreskarte, Ermäßigungen bei Buchungen für ihre Klassenbesuche und eine Einladung zum AEC-BotschafterInnentag, der auch heuer wieder stattfand, und zwar diesmal am Donnerstagnachmittag des 3. April 2014 im Museum der Zukunft in Linz.
Ein außerschulischer Lernort stellt sich vor
Als „Win-Win-Situation“ beschreibt es Wolfgang Zechmeister vom Gymnasium der Kreuzschwestern in Linz: „Einerseits für LehrerInnen, weil man beim BotschafterInnentag einen sehr guten Eindruck bekommt, was sich hier im Ars Electronica Center immer wieder Neues tut. Es gibt stets sehr interessante Ausstellungen, die wir mit der Schule immer wieder gerne besuchen. Andererseits ist es ein gutes gezieltes Marketing seitens des Ars Electronica Center. Beidseitig also ein riesiger Erfolg.“ Der Erfolg, an dem auch die AEC-BotschafterInnen beteiligt sind, lässt sich auch in Zahlen gießen: Allein im Schuljahr 2012/13 wurde das umfassende Vermittlungsprogramm von mehr als 2.695 Gruppen mit insgesamt rund 35.000 SchülerInnen in Anspruch genommen.
Wie wir mit Technologien umgehen…
Gespickt war der mittlerweile 4. BotschafterInnentag mit einem bunten Programm an Vorträgen und Führungen, garniert mit einem abschließenden Abendessen im Cafe.Restaurant.Bar CUBUS, im dritten Stockwerk des Ars Electronica Center. Der künstlerische Leiter, Gerfried Stocker, nahm sich Zeit, um in einem Impulsvortrag auf den Wandel unserer Gesellschaft einzugehen, der sich durch unsere Nutzung von Technologie vollzieht. „Im weltweiten Gewimmel der Funkwellen speichert die US-Regierung alle Signale, Befehle und Gespräche. Die National Security Agency (NSA), der geheimste aller Geheimdienste, lauscht rund um den Erdball und rund um die Uhr…“, so beschreibt „Der Spiegel“ eine Situation, an die wir in diesen Tagen medial immer wieder erinnert werden.
Es ist ein beliebtes Beispiel, das Gerfried Stocker in diesem Zusammenhang gerne verwendet. Schließlich ist es ein Bericht, der nicht heuer sondern schon vor 25 Jahren publiziert wurde. Es ist ein Beispiel, das uns zeigt, dass es heute nicht das Problem der Technologie ist, wenn wir von Überwachung reden, sondern es vor allem um die Frage geht, wie wir mit diesen Technologien umgehen. Zu sagen, dass wir davon nichts gewusst, wäre gelogen.
Wissenschaft trifft Kunst
Andrea Fröhlich und Nicole Grüneis von der Abteilung „Programm und Vermittlung“ des Museums der Zukunft sowie die Infotrainerin Barbara Schmidt stellten das breite Angebot an Vorlesungen, Führungen und Workshops für Schulklassen und LehrerInnen vor. „Für mich ist es schön zu sehen, dass man jedes Thema für die Schule aufbereiten und für alle SchülerInnen einen Zugang finden kann, egal wie alt die SchülerInnen sind“, merkt Barbara Schmidt an, die selbst in ihrer Funktion als Infotrainerin immer wieder Schulklassen durch das Museum der Zukunft führt.
„Alleine die Vorträge dieser Art zeigen sehr schön diese Spannung auf, wie sich das Ars Electronica Center mit bestimmten Themen beschäftigt. Gerfried Stocker stellt in seinen Vorträgen künstlerische Projekte vor, die aber auch wieder ins Wissenschaftliche kippen. Die Verschränkung, einen wissenschaftlichen Vortrag zu hören und dann gleich in eine Ausstellung zu gehen, die sich diesem Thema mit künstlerischen Sichtweisen widmet, das ist in dieser Heftigkeit anderswo kaum in der Form vorhanden. Und das macht es sehr lebendig“, so Andrea Fröhlich während einer Pause am Maindeck vor dem Ars Electronica Center. Nicole Grüneis unterstreicht die Bedeutung des Events:
„Veranstaltungen wie der Botschaftertag haben eine besonders hohe Wertigkeit – für die Schulen wie auch für das Center -, da sie einen Diskussionsraum gemeinsam mit den LehrerInnen bieten. Das Schaffen einer solchen Austauschmöglichkeit ist besonders wertvoll, da die Institution Schule so ganz anders funktioniert als die Institution Museum. Hier kommen wir zusammen und dann wird informiert und konferiert über das, was wir schließlich gemeinsam haben, den Auftrag unseren SchülerInnen ein möglichst breites Spektrum an Erkenntniszuwachs zu ermöglichen.“
Dass ein ständiges kritisches Hinterfragen notwendig ist, zeigte auch der Vortrag mit Prof. Dr. Michael Rosenberger von der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Seine Überlegungen und Fragen bezogen sich auf den Umgang der Menschen mit synthetischer Biologie, die es uns ermöglicht, Leben im Labor nach unseren Vorstellungen zu erschaffen. So stellt sich auch die Ausstellung „Projekt Genesis“ die Fragen: Wenn wir Lebewesen nach unseren Vorstellungen gestalten können – ist das sinnvoll? Ist das ethisch verantwortbar?
Impulse für LehrerInnen
Bärbel – sie möchte nur mit ihrem Vornamen genannt werden – findet es schön, dass der BotschafterInnentag eingeführt wurde: „Ich bin bereits von Anfang an mit dabei. Es ist nicht nur so konzipiert, ihr kommt jetzt her und schaut euch das an. Wir bekommen beim BotschafterInnentag auch Input, um diese Themen dann weiterzugeben. Die Atmosphäre finde ich toll, dass man eingeladen wird, eigentlich umsorgt wird, und auch Denkanstöße bekommt, sodass man dann später auch wirklich sagt, da komm ich nochmal vorbei. Ja, und der Abschluss ist natürlich auch immer sehr schön.“
Das Schulprogramm des Ars Electronica Center ist vielfältig. So legen „zOOm INs“ ihren Fokus auf einen Ausstellungsbereich und bieten eine Mischung aus Führung und Workshop, mit der sich SchülerInnen einem gesellschaftsrelevanten Thema im Museum annähern können. Das Hinterfragen ist aber auch hier Teil des Konzepts: Wie kamen die Arbeitsunterlagen an, die das Ars Electronica Center zur Verfügung gestellt hat? Welche Wünsche haben die AEC-BotschafterInnen, wenn sie das Ars Electronica Center noch mehr als außerschulischen Lernort nutzen möchten? Mit einem Ausflug durch die virtuelle Landschaft an Raritäten, die sich im Deep Space in den letzten fünf Jahren angesammelt haben, spannte der Museumsleiter Christoph Kremer letztendlich einen Bogen hin zum gemeinsamen Ausklang im CUBUS, bei Abendsonne mit Blick auf Linz und die Donau. Vielleicht fasst es der Satz von Bärbel noch einmal ganz gut zusammen: „Ich bin leider etwas zu spät gekommen, aber als ich bei der Kassa hereinkam und drei Leute meinen Namen riefen, das fand ich besonders schön.“
Wenn auch Sie LehrerIn an einer Schule sind und AEC-BotschafterIn werden möchten, informieren Sie sich auf ars.electronica.art/center/aec-botschafterin!