Interface Cultures – The 10th anniversary

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Trāṭaka / Alessio Chierico (IT)

Vor 10 Jahren gründeten Christa Sommerer und Laurent Mignonneau die Abteilung Interface Cultures an der Universität für Kunst und Design Linz. Ein Master-Programm für interaktive Kunst, Interface-Design und die Entwicklung von innovativen Interface-Lösungen an der Schnittstelle von Kunst, Design und Forschung.

Zum Anlass des 10. Geburtstages wird die alljährliche Interface Cultures-Campus Exhibition am Ars Electronica Festival 2014 um einige Punkte, wie etwa Network Talks, Alumni Meeting und Bring Your Own Art, erweitert.

Im Interview verrät uns Christa Sommerer welche Themen bei den Network Talks aufgegriffen werden, wie wichtig der Austausch zwischen Studierenden und Alumni ist und worum es sich bei Bring Your Own Art handelt.

Christa Sommerer

Das Studium Interface Cultures feiert heuer seinen 10. Geburtstag.  Was hat sich seit Beginn verändert?

Christa Sommerer: Vor 10 Jahren war interaktive Kunst nur einem Medienpublikum zugänglich. Durch die Verbreitung von sozialen und mobilen Medien hat sich unser Umgang mit Medien im Alltag jedoch sehr verändert und Interaktion ist eigentlich selbstverständlich geworden. In der Kunst werden nun Publikumsbeteiligung, kinetische und reaktive Environments, interaktive Architektur, und andere offene Handlungsformen wiederentdeckt. Dies trifft sich gut, denn nun muss nicht mehr erklärt werden, warum auch interaktive Kunst richtige Kunst sein kann. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Ars Electronica gelingt es uns immer wieder interessante internationale und österreichische Studierende und Expertinnen und Experten an die Kunstuniversität nach Linz zu holen. Sie beschäftigen sich mit neuesten spannenden Entwicklungen von Schnittstellen und der Bedeutung von Interaktion im Kunstkontext. Hier wurde bei Interface Cultures in den letzten 10 Jahren viel Forschung und Lehre betrieben; die Themen reichen von Interaktionsformen in Performativer Kunst, audio-visueller Kunst, Crowd Sourcing Art bis hin zu Health Care, Gaming und Medien Archäologie. Wir sind sehr breit aufgestellt und dies entspricht auch der inhaltlichen Verbreitung von Interaktion in verschiedenen kulturellen Kontexten.

My Haptic Diary / Jure Fingušt (SI)

Es wird sogenannte Network Talks geben, bei denen Vorträge von Professoren aus internationalen Partneruniversitäten gehalten werden. Welche Themen werden die Gastprofessoren aufgreifen?

Christa Sommerer: Bei den Network Talks werden wir generell die verschiedenen Modelle der Medienkunstausbildung an diversen internationalen Universitäten vorstellen und diskutieren. Die Idee ist neue Trends zu erörtern und festzustellen mit welchen Themen sich junge Kunstschaffende beschäftigen. Zum Beispiel spricht Prof. Philip Dean über das Media Lab an der Aalto Universität in Helsinki, die schon seit 20 Jahren herausragende Arbeit in diesem Bereich leistet. Prof. Maria José Martinez de Pison stellt interaktive Werke ihrer Studierenden an der Valencia Polytechnical University vor und Prof. Masahiro Miwa wird Werke von Studierenden des IAMAS Institute of Advanced Media Arts and Science in Ogaki Japan zeigen. Dies sind bestehende Partneruniversitäten mit denen wir seit Jahren regen Austausch pflegen. Zusätzlich haben wir auch Vertreterinnen und Vertreter von neuen Partneruniversitäten aus China, Prof. Ying-Qing Xu von der Tsinghua University Peking, und Frankreich, Prof. Hélène Tramus von der Université Paris 8, sowie der Aalborg University in Denmark, Prof. Stahl Stenslie, eingeladen, um auch eine Bestandsaufnahme zu machen, wo neue internationale Trends im Medienkunstbereich und deren Ausbildung liegen.

Greeting from Eastern Europe / Ioan-Ovidiu Cernei (RO), Tiina Sööt (EE)

Wie wichtig ist der Austausch zwischen Studierenden der Linzer Kunstuniversität und internationalen Partneruniversitäten?

Christa Sommerer: Für unsere Studierenden ist dieser internationale Austausch mit unseren Partneruniversitäten und unserem Interface Cultures Netzwerk enorm wichtig, da gerade im Studium die internationale Erfahrung die berufliche Laufbahn entscheidend prägen kann. Unsere Absolventinnen und Absolventen haben Jobs nicht nur in Europa und Amerika, sondern sind auch in Lateinamerika, Australien und Japan in ihren Berufen erfolgreich. Viele dieser beruflichen Netzwerke entstanden während des Studiums in Linz und wir sind auch weiterhin mit den Alumni vernetzt.

That Way / İdil Kızoğl (TR)

Kannst du uns bereits einige Arbeiten, die bei der Campus Exhibition ausgestellt werden, nennen und kurz beschreiben?

Christa Sommerer: Die Arbeit Tape Book von César Escudero Andaluz ist z.B. insofern sehr spannend, als er Facebook Daten von berühmten Medienexpertinnen und –experten hernimmt, diese in Audiofiles umwandelt und dann auf altmodische Audiokassetten umspielt. Auf einem alten Kassettenrecorder kann man sich dann zum Beispiel die Facebookseiten von Medientheoretikerinnen und Medientheoretikern oder Künstlerinnen und Künstlern, wie Lev Manovich oder Peter Weibel anhören. Eine witzige medienkritische Arbeit.  Oder Alessio Chierico’s Meditationsinterface wo die eigene gedankliche Kraft eine Kerze zum Erlöschen bringt. Und Martin Nadal’s Money Never Sleeps Installation, bei der man zum Investment Broker wird und internationale Aktien durch ein Inhalierinterface kaufen und verkaufen kann. Dabei handelt es sich übrigens nicht um Kokain, sondern Zucker!

Tapebook / Cesar Escudero Andaluz (ES)

Gibt es heuer einen Trend bei den Themen der ausgestellten Arbeiten?

Christa Sommerer: Dieses Jahr sind wieder  viele spannende Projekte im Bereich Sound Art und Performance dabei, zwei meditative Installationen, eine medienarchäologische Arbeit, mehrere haptische Interfaces, sowie einige skulpturale Installationen. Es gibt zwar kein gemeinsames Thema, alle Arbeiten zeichnen sich jedoch durch eine ausgereifte konzeptuelle Ausarbeitung und spielerische Freiheit in der Wahl der Materialien aus.

Senseparation / Leibniz-Rechenzentrum (DE), Ludwig-Maximilians-Universität München (DE), Kunstuniversität Linz (AT)

Es wird auch ein Alumni Meeting geben – Warum ist der Austausch zwischen Alumni und Studierenden so wichtig?

Christa Sommerer: Über viele Jahre hinweg ist ein Netwerk zwischen den Studierenden und Alumni entstanden, wo man sich gegenseitig hilft Jobs zu bekommen, gemeinsam an Projekten  zu arbeiten oder selbst Firmen zu gründen. Unsere Alumni sind in der ganzen Welt verstreut und viele kommen jedes Jahr zu Ars Electronica um sich wieder zu treffen und über die neuesten Trends in der Medienkunst auszutauschen. Da ergeben sich wieder viele neue Kontakte, die heuer mit dem Alumni Meeting noch mehr intensiviert werden sollen.

Worum handelt es sich bei „Bring Your Own Art“?

Christa Sommerer: Bring Your Own Art“ ist ein total offenes Format bei dem jede Person die sich angemeldet hat mitmachen kann. In Form von kurzen Talks werden hier Werke einem internationalem Publikum und der Interface Cutures Faculty vorgestellt. Dies muss nicht unbedingt ein Medienkunstwerk sein, alle Formen sind erlaubt. Wir erwarten im Moment 16 Präsentationen z.B. Studierende von unseren diversen Partneruniversitäten, aber auch einige Kunstuniversitätsstudierende aus anderen Studienbereichen werden dabei sein. Es wird auf jeden Fall sehr spannend!

A Tangible Score / Enrique Tomas (ES)

Schauplatz der Ausstellung ist diesmal das seit Anfang 2014 am Hauptplatz gelandete Raumschiff. Von Studierenden und  AbsolventInnen der Kunstuniversität Linz initiiert, beherbergt es einen Veranstaltungs-, Ausstellungs-  und Workshopbereich. Dazu kommen ein Shop für Kunst- und Designprodukte und ein Café. Gedacht ist es als Knotenpunkt für den interdisziplinären Austausch junger KünstlerInnen untereinander sowie mit der interessierten Öffentlichkeit. Weitere Infos zu Interface Cultures—The 10th anniversary und Öffnungszeiten finden Sie unter: https://ars.electronica.art/c/interface-cultures/

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