35 Jahre ORF TELETEXT

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Am 21. Jänner 1980 war es dann soweit. 64 Bildschirmseiten füllten die Austastlücke des Fernsehsignals mit zusätzlichen Informationen zum TV-Programm. Der ORF war damit die dritte Rundfunkanstalt in Europa, die ein eigenes Teletextangebot einführte. Wir haben mit dem ehemaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Weis gesprochen – sein Telefonat damals mit der BBC hat dazu geführt, dass die alte Anlage angekauft und für den österreichischen Rundfunk eingesetzt wurde.

Auf ihre Initiative hin wurde 1980 der Teletext in Österreich eingeführt. Wie war das damals mit der Zusammenarbeit mit der BBC?

Gerhard Weis: Eigentlich war die Zusammenarbeit mit der BBC sehr rudimentär. Ich habe damals gelesen, dass sich die BBC eine neue Gerätschaft anschafft, die leistungsfähiger ist. Ich hab dann dort angerufen und gefragt, was sie mit der alten tun. Die haben wir dann rasch bekommen. Aber mehr war nicht drinnen. Wir konnten nichts lernen von der BBC, weil die auch ein ganz anderes Verständnis gehabt hat. Bei der BBC hat das System übrigens ursprünglich Ceefax geheissen, erst später dann Teletext.

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Gerhard Weis bei der Pressekonferenz im Ars Electronica Center, Foto: Martin Hieslmair

Was hat sie bewegt, dass Sie dort anrufen?

Gerhard Weis: Ein Artikel in der New York Times, wo gestanden ist, dass die BBC wegen des großen Erfolges nun den Dienst erweitert und eine Anlage kauft. Und dann ist da auch noch gestanden, was Teletext ungefähr ist. Aber das war nur sehr oberflächlich definiert. Daher habe ich angerufen und gefragt, was das überhaupt ist, und was sie mit dem alten Gerät machen. Das war’s.

Dass es damals noch keine Empfangsgeräte in Österreich gegeben hat, störte sie nicht? Wollten sie zunächst experimentieren?

Gerhard Weis: Nein, nicht experimentieren. Wir haben uns schon genau überlegt, welches Potential da drinnen steckt. Wir sind rasch zu dem Ergebnis gekommen, das hat enormes Potential. Und daher haben wir gesagt: Gut, dann machen wir’s.

Es hat ja auch andere Entwicklungen in der Technik gegeben, zum Beispiel die Erfindung der Telefonie. Da hat dann eine Anhörung im US-Kongress in Washington stattgefunden, wo Telefonie so erklärt wurde, dass ein Mann aus New York jetzt ohne Zeitverlust mit einem Mann in Baltimore sprechen kann. Und da haben andere vornehmlich republikanische Abgeordnete gefragt: Na gut, was haben die denn einander zu sagen? Da gab es also diese Skepsis während die Erfinder der Telefonie schon gewusst haben, welches Potential das hatte.

Genauso war es mit der Einführung des Autos – das Auto hätte ja nie erfunden oder auf den Markt gebracht werden dürfen, weil es so gut wie überhaupt keine Voraussetzungen gegeben hat. Weder Straßen, noch Tankstellen, noch Servicestellen, noch Straßenkarten, also warum das Ganze? Das kam auf den Markt und wurde dann auch massenhaft verbreitet, weil dieses Ding eben von den Menschen gebraucht wurde. Und so ist es gelaufen.

https://www.youtube.com/watch?v=faXjWDxlD4g

Zurück zum Teletext: In den Massenmedien, sei es Internet, Print oder Fernsehen, sieht man, dass die visuelle Komponente immer größer und prominenter wird oder gar sich hineindrängt…

Gerhard Weis: Das ist überhaupt kein Problem. Natürlich, dieser Teletext hat auch dort Potential. Aber das Wesen ist schon, dass man komprimierte Information und komprimierten Kundendienst, den man auch wirklich brauchen kann, erhält. Und zwar ohne Zeitverzögerung. Das ist der Punkt.

Ich glaube auch, dass der Teletext den Journalismus rechtfertigt – der wurde ja auch immer wieder totgesagt.

Wenn Sie die Informationen hernehmen, wie sie das Internet ausspuckt: Das ist ein Wust von Details, mit denen kaum jemand etwas anfangen kann, außer er setzt sich einen Tag lang hin und beginnt, ein Thema zu studieren. Erst Journalisten machen daraus eine prägnante kurz formulierte Story bzw. Meldung, die dann auch wirklich von einer großen Zahl von Menschen rasch genutzt werden kann.

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In Hinblick auf die sozialen Medien, wo es auch um kurze Mitteilungen in Echtzeit geht, sind es heute aber nicht mehr einzelne, die Nachrichten aussenden, sondern viele. Wie sehen Sie denn diese Entwicklung?

Gerhard Weis: Tja, da wird man sehen, was daraus wird. Ich wage keine Prognose. Ich glaube nur, dass der Teletext auch das überleben wird. Ob die anderen neuen sozialen Medien sich behaupten werden und auch so einen Stellenwert bekommen, ich weiß es nicht. Warum nicht, stört uns ja nicht.

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Zur Eröffnung der Ausstellung wurden im Deep Space des Ars Electronica Center künstlerische Arbeiten des Internationalen Teletext Art Festivals (ITAF) gezeigt. Foto: Robertba

Was glauben Sie, macht den Reiz aus, sich als KünstlerIn mit dem Teletext zu beschäftigen?

Gerhard Weis: Das weiß ich nicht. Ich hätte mir das nicht im Traum einfallen lassen, dass man daraus auch ein künstlerisch nutzbares Medium macht. So ist es nun, das ist gut so. Ich begrüße das!

Hinweis: Die Ausstellung „35 Jahre ORF TELETEXT“ ist noch bis Ende März 2015 im Foyer des Ars Electronica Center zu sehen.

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