Where Science Meets Art

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Fotos: Florian Voggeneder

Von 29. Mai bis 16. August 2015 wird das Herzstück des Ars Electronica Centers, der Deep Space, ein multidimensionaler Projektions- und Erfahrungsraum, als mobile Version, die BesucherInnen des Science Centre Singapores, mit Bildern aus dem Mikro- und Makrokosmos beeindrucken. Des Weiteren gibt es auf insgesamt 1.500 m2 internationale als auch lokale Kunstprojekten aus Singapur zu bestaunen.

Ars Electronica meets Science Centre Singapore

Nach der großen und erfolgreichen Ausstellung DAT – Digital Art & Technology im Jahr 2007 ist die Ars Electronica acht Jahre später mit „INTERPLAY – where science meets art“ wieder in Singapur vertreten. Im selben Annexe-Gebäude erarbeitete Ars Electronica gemeinsam mit dem Architekten Jürgen Haller von any:time Architects und dem Grafikdesigner Stefan Eibelwimmer eine einzigartige Ausstellung.

Die Ausstellung wurde in kürzester Zeit realisiert: innerhalb von nur drei Monaten musste die gesamte technische Produktion der Ausstellung abgeschlossen sein. Dies war nur möglich, da die beteiligten Teams in Singapur und Linz ausgezeichnet zusammenarbeiteten. Auf allen Ebenen wurde versucht, das unmögliche Möglich zu machen.

Zum Gelingen einer Ausstellung sind vor allem jene Personen verantwortlich, die die BesucherInnen in der Ausstellung empfangen, ihnen bei Bedarf ihr Wissen anbieten oder ihnen Interaktionshilfen geben. Ein sehr umfangreiches Wissen über teilweise sehr komplexe Wissensgebiete haben sich die jungen StudentInnen unterschiedlicher Universitäten, die uns während der Ausstellung als InfotrainerInnen unterstützen, in kürzester Zeit angeeignet.

Die große Eröffnung

Am 29.5.2015 um 10:30 Uhr wurde die Ausstellung mit einer Pressekonferenz eröffnet. Der Physiker und stellvertretende Direktor des Science Centre Singapor, Clarence Sirisena (zweiter von links), eröffnete die Ausstellung, die von ihm und der Kuratorin, Manuela Naveau, von Ars Electronica (im Bild rechts neben Clarence Sirisena) in vielen gemeinsamen Telefongesprächen besprochen und erarbeitet wurde. Paul Friedlander (ganz links im Bild) sowie Ed Tannenbaum (ganzrechts im Bild) steuerten herausragende Arbeiten bei, die vom Science Centre Singapor angekauft und in die permanente Ausstellung im Sience Centre Singapor nach August 2015 übergehen werden.

Nicht nur durch das Zusammentreffen der KuratorInnen der Ausstellung (des Physikers Clarence Sirisena und der Künstlerin Manuela Naveau) wurde der Titel der Ausstellung zum Leben erweckt. Auch durch eine vom Team des Science Centre Singapors speziell entwickelte Eröffnungsshow wurde visualisiert, dass in dieser Ausstellung eine enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst eingegangen wird.

Mit bezaubernder Spontanität und Aufmerksamkeit der gesamten Ausstellung gegenüber, inszenierten jene Personen, die in der intensiven Aufbauphase eigentlich mit produktionstechnischen Fragestellungen schon mehr als beschäftigt waren, auch noch diese Eröffnungsperformance. Das Science Centre Singapor zeigte, was eine gelungene Ausstellungseröffnung ist und die internationalen Gäste, KünstlerInnen und die anwesenden MitarbeiterInnen der Ars Electronica applaudierten begeistert bevor sie sich die Ausstellung ansahen.

Bilder aus dem Mikro- und Makrokosmos

Erstmals wurde der Deep Space außerhalb von Linz gezeigt: eine kleinere, mobile Version wurde extra für die Ausstellung im Science Centre Singapor entwickelt und auf ca. 8×5 Meter Wand- und Bodenprojektion zeigt Ars Electronica jene Inhalte, die auch in Linz zu den Besonderheiten im Deep Space gehören. 2D und 3D-Welten werden im Showmodus dem Publikum präsentiert. Zwischendurch laufen künstlerische Applikationen, die das Raumgefühl und unsere Wahrnehmung auf die Probe stellen.

Im Besonderen entwickelten wir drei unterschiedliche Programme, die von den InfotrainerInnen des Science Centers je nach Bedarf, Interesse und Alter des Publikums ausgewählt und präsentiert werden können. Ein eigens entwickeltes Kinderprogramm soll den Kindern ab 3 Jahren bereits die Möglichkeit geben, in die Bilder eintauchen zu können und darauf zu reagieren. Spielerisch sollen kognitive Erfahrungsprozesse ausgelöst und gemeinsam besprochen werden.

Projekte zwischen Wissenschaft und Kunst

Game Border ist eine Installation des japanischen Künstlers Jun Fujiki, bei der man nicht nur innerhalb eines Spieles verschiedene Level erreichen kann, denn wenn man das nächst höhere Level erreicht, heißt es bei dieser Installation auf zum nächsten Spiel: man überwindet mit der entsprechenden Spielfigur nicht nur die Software innerhalb eines Spieles, sondern auch die Hardware, indem auf den nächsten Monitor und somit im nächsten Spiel, das Spiel weitergeführt wird.

Der junge polnische Künstler Marek Straszak ist der Mastermind hinter der beeindruckenden Installation ArsRecollected. Videomapping trifft auf kinetische Objekte und das Ganze ergibt auch noch eine Geschichte: die Geschichte der Ars Electronica seit ihren Anfängen im Jahr 1979 bis heute, inklusive animierter Infografik und Soundinstallation.

Wenn man schon immer einmal in einem Comicbuch abgebildet sein möchte, dann hat man bei der Installation Ideogenetic Machine der neuseeländischen Künstlerin Nova Jiang dazu Gelegenheit. Nicht nur, dass man sich selbst in der Geschichte als Portrait im Comicstil widerfindet, man kann sogar die Geschichte durch die Art und Weise des Beitrages inhaltlich verändern.

Die brasilianische Künstlerin Raquel Kogan lädt bei o.lhar (look) ein, dass man in ein Device blickt, bei dem man jedoch sehr bald merkt, dass man eigentlich nichts sieht, außer Blitzlichtgewitter. Interessant ist hier, dass das Verhältnis von BetrachterIn und Kunstwerk auf den Kopf gestellt wird, denn das Kunstwerk, das den Blick aufgenommen hat, blickt nun zurück. Wer blickt nun wen an?

Wir kennen das Prinzip noch: Es gibt Bilderbücher, bei denen man die Charaktere selbst bekleiden kann. Die Kleidungsstücke oder Objekte werden in eigens kreierten Bastelbögen dem Buch beigelegt, oder werden bereits fix fertig produziert mitgeliefert. Die Installation Digital Puppetry, der deutschen Künstlerin und Wissenschaftlerin Tine Papendick funktioniert ähnlich. Während sich die BesucherInnen digital kostümieren, hinterfragt die Künstlerin unsere Einstellung zu Identität, Selbst- und Fremdbild.

Kaum zu glauben, aber die scheinbar spielerisch und beeindruckend leichtfüßige Installation A Matter of Factory des australischen Künstlerduos Softstories (Isobel Knowles und Cat Rabbit)hat so einiges zu erzählen: Würsteln werden in dieser Industrieanlage zu Hunden verarbeitet, verpackt und um 2,99 Dollar für den Verkauf im Supermarkt fertig konfektioniert. Sie hinterfragen überspitzt, warum immer neue Produkte für Endverbraucher entwickelt werden müssen, die mehr oder weniger in deren Produktionsprozess mit unseren ethischen Grundvorstellungen kollidieren. Auch scheint zu Beginn einer Produktentwicklung die Nachfrage nach Produkten nicht mehr relevant zu sein, sondern nur mehr deren Angebot.

Die Installation Shadowgram des Ars Electronica Futurelabs feiert ihren fünfjährigen Geburtstag und wurde seither nicht nur in Ausstellungen in Linz, Wien, Tokyo, Taichung, Regensburg und Singapur gezeigt, sondern das Team von Ars Electronica Solution entwickelte aus dem Prototypen ein Werkzeug für „social brainstorming“, das von Agenturen oder BeraterInnen angemietet oder gekauft werden kann. In Singapur kreierte Ars Electronica mittels Shadowgram eine Wand voller Wissen, bei der gefragt wird: „What do you wish others know?“ Wir hoffen, mit diesem Projekt einen Beitrag zu leisten, um auf die Wichtigkeit von hierarchielosem Wissenstransfer zu verweisen, in einer Welt, in der Wissen und Nicht-Wissen sehr eng ineinander verschränkt sind.

Ars Electronica Academy

Um all den inhaltlichen Auseinandersetzungen, die in den künstlerischen Arbeiten der Ausstellung anklingen, eine Plattform der intensiven Auseinandersetzung zu geben, entstand die Ars Electronica Academy. Jeweils von 10:30 bis 15:00 setzten sich MitarbeiterInnen der Ars Electronica an zwei Tagen gemeinsam mit den KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und interessierten StudentInnen, Lehrenden, KünstlerInnen und DesignerInnen aus Singapur zusammen und diskutierten, spielerische Zugänge für die künstlerische oder wissenschaftliche Praxis.

Die Ausstellung „INTERPLAY – Ars Electronica Linz meets Science Centre Singapore“ ist noch bis 16. August 2015 geöffnet. Weitere Informationen: http://export.aec.at/interplay/