Stellen Sie sich vor, Sie und Tausende andere Menschen sind auf der Flucht, verlassen das Heimatland, lassen Ihr Hab und Gut zurück und suchen Schutz in einem Flüchtlingslager. Sie treffen auf riesige Zeltstädte, in der eine Behausung der anderen gleicht. Zum Glück gibt es Essen und Trinken, doch selbst das ist für alle tagtäglich das Gleiche. Spätestens nach der offiziellen Registrierung sind Sie nur noch eine Nummer von vielen – doch nicht nur für einige Tage oder Wochen, sondern für Monate oder gar mehrere Jahre.
Unter dem Motto „POST CITY“ beschäftigte sich das Ars Electronica Festival 2015 im Rahmen eines eigenen Symposiums mit unserer zukünftigen Mobilität. Dabei ging es nicht nur um selbstfahrende Autos und Roboter, denen wir in den Städten der Zukunft begegnen werden, sondern auch um aus dem Nichts in nur wenigen Wochen gewachsene Lebensräume, die wir uns in dieser Form so nie ausgesucht noch geplant hätten. Doch riesige Flüchtlingslager wie Zaatari im Norden Jordaniens zählen mit ihren rund 79.000 Menschen zu den realen Lebensräumen des 21. Jahrhunderts. Zaatari mit seinen etwa 14.000 Haushalten wurde vor drei Jahren im Auftrag des UNHCR errichtet – nur zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Kilian Kleinschmidt, ein international vernetzter Experte für humanitäre Hilfe und unter anderem Berater der österreichischen Regierung bei der Unterbringung von Flüchtlingen, war Leiter dieser Siedlung und sprach bei seinem Vortrag Anfang September 2015 darüber, was es eigentlich braucht, damit Flüchtlinge in diesen städtischen Umgebungen menschenwürdig leben können.