Zweitausendfünfzehn, das sind mindestens ebenso viele Geschichten, Impressionen und Gedanken über die Zukunft unserer Welt, darüber wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln wird und wie wir Technologie nicht nur morgen sondern auch heute schon einsetzen. Medienkunst ist eine Möglichkeit, darüber zu reflektieren.
Credit: Martin Hieslmair
2015 ist für die Stadt Linz, dem Standort der Ars Electronica, das erste Jahr als UNESCO City of Media Arts. Das Ars Electronica Center, das Museum der Zukunft, ist das ganze Jahr lang Zentrum der Medienkunst in der Stadt, die der britische Guardian im Jahr 2015 damit in die Top 10 der alternativen Städtereisen Europas eingereiht hat.
Credit: Martin Hieslmair
Bereits im Jänner wurden drei neue Ausstellungen im Ars Electronica Center präsentiert. Während sich „techne“ auf die Suche nach den facettenreichen Verbindungen von Kunst und Technologie begab und sich „35 Jahre ORF TELETEXT“ den Teletextseiten mit je 24 Zeilen mit 39 Zeichen widmete, öffnete das „Kinderforschungslabor“ für 4- bis 8-Jährige seine Pforten. „Das Spiel ist die höchste Form der Forschung„, so das Motto der Ausstellung.
Credit: Martin Hieslmair
Der Höhepunkt eines jeden Ars-Electronica-Jahres ist das Ars Electronica Festival. 2015 ist es mit dem Thema „POST CITY – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“ gelungen, eine einmalige Location für das Medienkunstfestival anzusteuern, das mittlerweile zu den 12 innovativsten Events Europas zählt. Im März gab es erste Begehungen in diesem aufgelassenen Postverteilzentrum mit 80.000 Quadratmeter am Linzer Hauptbahnhof.
Credit: Florian Voggeneder
Seit 1987 werden im Rahmen des Prix Ars Electronica jährlich Goldene Nicas für ausgezeichnete Medienkunst in mehreren Kategorien vergeben. Auch heuer kürte eine fachkundige Jury im April die GewinnerInnen des Jahres 2015, um sie schließlich Ende Mai der Öffentlichkeit bekannt zu geben.
Credit: Martin Hieslmair
Im Mai eröffnete die Styria Media Group AG ihre neue Konzernzentrale in Graz, wobei die Ars Electronica Solutions das Foyer mit interaktiven Exponaten ausstattete.
Credit: Martin Hieslmair
Schon seit 2012 machen die Spaxels des Ars Electronica Futurelab, die im Schwarm fliegenden und mit LEDs bestückten Quadrocopter, mit ihren spektakulären Shows auf sich aufmerksam. Im Mai 2015 öffnete sich ein weiteres „Window of Opportunity“ für dieses Forschungsprojekt als beinahe 200 Millionen ZuseherInnen beim Eurovision Song Contest die Choreographie der Spaxels auf ihren Bildschirmen mitverfolgen konnten.
Credit: Florian Voggeneder
Ebenso im Mai realisierte in der Zwischenzeit Ars Electronica Export die Ausstellung „INTERPLAY – where science meets art“ im Science Centre Singapur – mit dabei eine Version „Deep Space“ in seiner temporären Version, die schließlich im Dezember durch die Ars Electronica Solutions in ein permantentes Deep Space Theatre als Teil der Ausstellung „E3 (Emmersive Experimental Environments)“ verwandelt wurde.
Credit: Claudia Schnugg
Von Singapur dreht sich die Erdkugel weiter nach Chile. Dort trat Maria Ignacia Edwards ihre Residency an mehreren Forschungseinrichtungen der ESO, der Europäischen Südsternwarte, an. Eine Jury des European Art and Science Networks wählte sie für diese einzigartige Residency aus, die sie schließlich nach Linz ins Ars Electronica Futurelab, ins Ars Electronica Center und zum Ars Electronica Festival führte.
Credit: Martin Hieslmair
Es ist Juli, es ist heiß und wir sind zurück in Linz. Das Team des Ars Electronica Futurelab arbeitete zu dieser Zeit intensiv daran, den Deep Space des Ars Electronica Center auf ein noch nie dagewesenes Level zu heben. Während im Jahr 2015 erste 4K-Fernseher in unsere Wohnzimmer Einzug hielten, projizierte der „Deep Space 8K“ ab August 2015 Bilder und Videos in einer 8K-Auflösung auf Wand und Boden – mit jeweils 16 mal 9 Metern Präsentationsfläche, in 2-D und 3-D.
Credit: Florian Voggeneder
Das Ars Electronica Futurelab kümmerte sich jedoch nicht nur um das Zusammenspiel der Hardware sondern sorgte sich auch um neue Inhalte – schließlich war für Auflösungen in dieser Dimension noch sehr wenig Material verfügbar. „Universum Mensch“ verwandelte mit gestochen scharfen 3-D-Visualisierungen den Deep Space 8K regelrecht in einen virtuellen Anatomiesaal. Weitere Impressionen dazu finden Sie in einem eigenen Feature dazu.
Credit: Florian Voggeneder
Der Sommerurlaub ist bei Ars Electronica eher kurz, schließlich intensivieren sich die Vorbereitungen für das Ars Electronica Festival je näher der September rückt. Mit dem Auftritt des selbstfahrenden Forschungsfahrzeugs F 015 Luxury in Motion von Mercedes-Benz am Linzer Hauptplatz sorgte Ars Electronica schon vor dem Beginn des Festivals für Aufsehen.
Credit: Tom Mesic
Im September folgte schließlich der Höhepunkt des Jahres für die Ars Electronica. Sämtliche Bereiche arbeiteten zusammen, um eines der größten Medienkunstfestivals auf die Beine zu stellen. Diesmal stand es von 3. bis 7. September 2015 in Linz unter dem Thema „POST CITY – Lebensräume für das 21. Jahrhundert„. Eine Handvoll Bilder genügt bei weitem nicht, um die Dimension dieser einzigartigen Mischung aus Symposien, Ausstellungen, Konzerten und Performances wiederzugeben – ein eigenes Feature dazu versucht es zumindest.
Credit: Tom Mesic
Zu einem Fixpunkt des Ars Electronica Festival zählte wie jedes Jahr die Verleihung der Goldenen Nica im Brucknerhaus Linz. Der Prix Ars Electronica 2015, einer der begehrtesten Medienkunstpreise der Welt, ging 2015 an Gabriel Radwan (AT, Kategorie „u19 CREATE YOUR WORLD“), Alex Verhaest (BE, Kategorie „Computer Animation / Film / VFX“), Gilberto Esparza (MX, Kategorie „Hybrid Art“), Nelo Akamatsu (JP, Kategorie „Digital Musics & Sound Art“) und Jeffrey Shaw (AU/HK, Kategorie „Visionary Pioneers of Media Art“). Während in der Gala die KünstlerInnen im Mittelpunkt standen, widmete sich die Ausstellung „CyberArts“ im OK im OÖ Kulturquartier den GewinnerInnenprojekten.
Credit: Tom Mesic
Die während des Festivals am laufenden Band stattfindenden Symposien und Fachvorträge machten am Festivalsamstag dem Internet Yami-Ichi Platz – dem Flohmarkt für digitale Dinge im realen Raum.
Die Arbeit „Pleurotus Eryngii“ steht hier symbolisch für die unzähligen Medienkunstwerke, die in den Hallen des ehemaligen Postverteilzentrums während des Ars Electronica Festival Platz gefunden haben. Und das wird uns in Erinnerung bleiben – der Raum war groß genug für Medienkunst im Jahr 2015.
Credit: Tom Mesic
In der PostCity konnte man Stunden verbringen – und das taten auch viele. Rund 92.000 Besuche wurden gezählt, 482 Einzelveranstaltungen fanden an den fünf Tagen in Linz statt, die von 946 KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Mitwirkenden aus 42 Ländern realisiert wurden.
Credit: Tom Mesic
u19 – CREATE YOUR WORLD widmete sich mit einem eigenen Zukunftsfestival der nächsten Generation und reservierte sich dafür eine riesige Halle in der PostCity. Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, wurden dabei eingeladen, gemeinsam über die Welt von morgen nachzudenken.
Das Grau des ehemaligen Postverteilzentrums füllte sich im September mit buntem Leben.
Credit: Florian Voggeneder
Die Ausstellung „Raumschiff Erde“ landete in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumagentur ESA zeitgleich zum Festival im Ars Electronica Center. Von hier aus konnten sich die BesucherInnen ihr eigenes Bild unseres Blauen Planeten machen – dank der Technologie, die wir uns Menschen dazu gebaut haben.
Credit: Martin Hieslmair
Ein Stockwerk darüber zog die neue Ausstellung „Elements of Art and Science“ weitere BesucherInnen an, die im Oktober schließlich noch einmal um weitere Ausstellungsstücke bereichert wurde und unter anderem auch zeigt, wie 3-D-Druck künstlerisch eingesetzt werden kann.
Credit: Michael Huebner, nurfotos.de
Ein anderes Museum, diesmal in Berlin, aber auch noch September: Die Ars Electronica Solutions war bei der Gestaltung des interaktiven Spy Museums Berlin federführend mit dabei.
Credit: Martin Hieslmair
Im Herbst starteten die Deep-Space-Wochenenden im Ars Electronica Center, die sich – begleitet von ExpertInnenvorträgen – immer wieder anderen Themengebieten widmeten. Nach Streifzügen durch das „Abenteuer Antike“, Einblicken in das „Universum Mensch“ mittels Cinematic Rendering und 3-D-Visualisierungen medizinischer Daten und bilderreichen Ausflügen in die Welt der „Astronomie“ standen noch vielseitige Eindrücke von „Timelapse, Gigapixel und Panoramen„, 3-D-Laserscans zum Thema „Kulturelles Erbe“ und begehbare „Spielräume“ auf dem Programm des neuen Deep Space 8K.
Credit: Claudia Schnugg
Das Netzwerk „Art & Science“ ermöglichte es dem Künstlerduo Semiconductors in das Kernforschungszentrum CERN nach Genf zu reisen und dort eine mehrwöchige Residency für ihre künstlerische Recherche zu verbringen. Beim Ars Electronica Festival 2016 werden die Ergebnisse präsentiert.
Credit: Takamatsu Media Art Festival
Die chronologische Rückschau des Ars-Electronica-Jahres 2015 endet in Gijòn, Spanien, mit der Ausstellung „Materia Prima“ sowie in Takamatsu, Japan, mit der „Prix Ars Electronica Selection„, die erstmals beim Takamatsu Media Art Festival in einer einzigartig historischen Umgebung gezeigt wurde. Und ehe es man sich versieht, stehen wir wieder bereits im Jahr 2016 – mit vielen neuen Storys und Impulsen aus dem Zusammenspiel von Kunst, Technologie und Gesellschaft.