STARTS-Prize: Neue Perspektiven tun sich auf

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Auf der Suche nach einem geeigneten Partner für den neu lancierten STARTS-Prize ist die Europäische Kommission an die Ars Electronica herangetreten, um innovative Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst mit zwei Mal 20.000 Euro Preisgeld auszuzeichnen. Bis 13. März 2016 können dazu noch Arbeiten eingereicht werden. Nähere Infos finden Sie auf starts-prize.aec.at. Eine internationale ExpertInnenjury entscheidet dann, wem die beiden Preise verliehen werden. Beim Ars Electronica Festival 2016 im September 2016 werden nicht nur die prämierten Arbeiten gezeigt, auch die PreisträgerInnen kommen bei einem eigenen STARTS-Forum in Linz zu Wort. Wie haben sich die Rollen von KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen verändert, und wie kann Europa im 21. Jahrhundert innovativer werden? Das sind Fragen, die wir an den Initiator des STARTS-Programms, Ralph Dum, gestellt haben.

STARTS steht für Science, Technology und ARTS – welche Strategie steckt eigentlich hinter diesem von der Europäischen Kommission initiierten Wettbewerb?

„Wir glauben fest daran, dass im 21. Jahrhundert Innovation an der Schnittstelle verschiedener Denkweisen geschehen wird. Mit STARTS fördern wir insbesondere die Synergien zwischen Kunst und Innovation für Technologie und unsere Gesellschaft.“ Ralph Dum, Europäische Kommission

Ralph Dum: Leider, und das gilt insbesondere für Europa, denken wir dabei immer noch in sich geschlossenen Gefäßen – wenn man beispielsweise auf das Gefäß der Technologie blickt oder auf das des künstlerischen Ausdrucks. Es ist ein Erbe des 20. Jahrhunderts mit dem wir es heute zu tun haben – und das aus guten Gründen, denn wir haben damals unsere Industrie und unsere Bildungseinrichtungen in Gefäße der Technik und der Kunst unterteilt. Während die Spezialisierung – beispielsweise bei der Effizienz – in der Tat einen Mehrwert hat, müssen wir dennoch die künstliche Trennung zwischen diesen spezialisierten Formen des Wissens überwinden. Der STARTS-Prize möchte zu diesem Öffnen der Grenzen beitragen indem er sowohl der Welt der Technologie als auch der Kunst sichtbar macht, wie Synergien zwischen den beiden Bereichen zu einer Win-Win-Situation führen können.

Impression of European research

Credit: © European Union, 2014 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: Andy Buchanan

Denken Sie, dass sich die Rolle der KünstlerInnen und der WissenschaftlerInnen in den letzten Jahren verändert hat?

Ralph Dum: Die digitale Transformation hat die Industrie, die Wissenschaft und auch die Technologie verändert und ist immer noch im Begriff, dies zu tun. Die Digitalisierung vereint logischerweise Wissenschaft und Technik mit Design und künstlerischen Ansätzen. In der digitalen Welt sind die Grenzen zwischen Kunst und Technik aufgelöst und Kreativität sticht als der entscheidende Faktor hervor. Der für die Digitale Agenda zuständige EU-Kommissar, Günther H. Oettinger, hat das ganz klar zusammengefasst: ‚Im Zeitalter der Digitalisierung sind Kunst und Technik keine widersprüchlichen Denkweisen mehr.‘

Beim ‘kreativen’ Engineering geht es vor allem um grundlegend neue Technologien und Dienstleistungen und um das Schaffen von Bedürfnissen und Funktionen, die es zuvor nicht unbedingt gab. Ein gutes Beispiel ist das iPhone, das ein völlig neues ‚Telefonie-Erlebnis‘ schuf (‚keine Tasten mehr‘) – mit völlig neuen Funktionen. Steve Jobs hat immer darauf bestanden, dass beim Design des iPhones Apple als Unternehmen an der ‚Schnittstelle zwischen Technik und den freien Künsten‘ arbeiten müsse.

Research project

Credit: © European Union, 2014 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: Andrew Yates

Für Kunstinstitutionen bedeutet die digitale Transformation, dass all ihre Schätze digitalisiert und damit weltweit von jeder und jedem zugänglich sein werden. Das Wissen kann so als Grundlage weiterverwendet werden, um neue Ideen und neue Technologien zu schaffen. Für KünstlerInnen schuf das Digitale eine neue Ausdrucksform. Denken Sie nur an die Architektur oder selbst an Skulpturen, wo virtuelles Design verwendet wird, um diese in der digitalen Welt zu schaffen – abseits von den uns bekannten physikalischen Grenzen – und um diese Kreationen schließlich mittels 3-D-Druck in die echte Welt zurückzuholen.

„Das Digitale hat auf diese Weise die Rollen der KünstlerInnen, der WissenschaftlerInnen und Ingenieurinnen und Ingenieure verändert – aber es hat auch die Art verändert, wie sich diese Akteure gegenseitig inspirieren, um innovativer und benutzerorientierter zu werden.“ Ralph Dum, Europäische Kommission

Wie können europäische Industrien im 21. Jahrhundert innovativer werden?

Ralph Dum: Die digitale Transformation der Industrie, aber auch der Kultur und der Gesellschaft, ist die treibende Kraft eines immer größer werdenden Bedarfs an Bereiche übergreifender Innovation. Das gilt umso mehr, wenn man die öffentliche Wahrnehmung miteinschließt, die den Reiz eines Produkts ausmacht – man denke zum Beispiel an ein Auto: Die neue Generation an KonsumentInnen betrachtet ein Auto viel mehr mit den Augen von iPhone-BenutzerInnen, wenn es um Interfaces und die Vernetzung geht, der Motor des Autos tritt dabei in den Hintergrund.

Als Folge davon muss eine Industrie, die sehr stark auf einem von Innovation angetriebenen Markt basiert, viel mehr einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen – in Bezug auf Dienstleistungen und Technologien. Das ist der Punkt, bei dem die europäische Industrie immer noch der USA hinterherhinkt. In diesem Zusammenhang könnte man STARTS als einen für beide Seiten durchaus positiven Austausch sehen – zwischen der europäischen Innovationspolitik und der Welt der kreativen DenkerInnen in der Kunstwelt. Die Welt der Kunst schafft einen ganzheitlichen Blick, der sich aber nicht nur auf Technologie konzentriert.

Research project

Credit: © European Union, 2014 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: Jean-Christophe Magnenet

Es gibt zwei Preise innerhalb des STARTS-Prize 2016. Können Sie beide Kategorien für uns genauer definieren und uns dazu Beispiele nennen?

Ralph Dum: Die beiden Kategorien überlappen sich und schließen sich nicht gegenseitig aus. Eine richtet sich mehr auf die Errungenschaften des künstlerischen Werts und die andere vor allem auf Fortschritte, die zu neuen Produkten und Dienstleistungen geführt haben. Beide fördern sehr stark neue Formen der Interaktion zwischen der Welt der Kunst und der Welt der Technologie – und beide Preise zeichnen beispielhafte Interaktionen zwischen den beiden Bereichen aus. Das können Prototypen von Produkten sein, die von KünstlerInnen und Ingenieurinnen und Ingenieuren gemeinsam entwickelt wurden, künstlerische Arbeiten, die die Technologie an ihre Grenzen bringt, und Kunstwerke, die den Einfluss von Technologie auf den Menschen und die Gesellschaft reflektieren.

Nicht vergessen: Der Einreichschluss zum STARTS-Prize ist der 13. März 2016! Mehr dazu auf: starts-prize.aec.at. Arbeiten, die zum STARTS-Prize eingereicht werden, können auch zum gleichzeitig stattfindenden Prix Ars Electronica 2016 in der jeweiligen Kategorie nominiert werden. Mehr dazu auf ars.electronica.art/prix.

Ralph Dum

Ralph Dum ist Experte der Europäischen Kommission. Er hält einen Doktortitel in Physik (1992) und schrieb seine Doktorarbeit am Joint Institute for Laboratory Astrophysics (JILA) in Colorado, USA. Ralph Dum arbeitete zunächst am JILA des National Institute of Standards and Technology (NIST) in Colorado, USA, an der Stony Brook University (SUNY) in New York und an der Ecole Normale Supérieure in Paris bevor er im Jahr 2002 dauerhaft zur Europäischen Kommission wechselte. Hier ist er zuständig für die Entwicklung von Forschungsprogrammen – Beispiele beinhalten das Quanten-Computing, komplexe Systeme und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik. Erst kürzlich hat er das STARTS-Programm lanciert, das Kunst als Katalysator von Innovation in den industriellen und technologischen Bereichen wahrnimmt.

This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 732019. This publication (communication) reflects the views only of the author, and the European Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein.

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