Insgesamt sind es vierzig KünstlerInnen, die sich für das Buch „COMIC CULTURE CLASH“ mit brisanten politischen Konflikten der Welt auseinandersetzen. Das Anfangspanel ist dabei für jedes Paar gleich, ausgehend davon entwickelt jeder und jede die Geschichte der jeweiligen (oftmals politischen) Seite. Ob Russland oder Ukraine, das Assad-Regime oder die syrische Opposition, Schwaben oder Berliner oder der Front National und Liberale Franzosen – Konflikte werden hier stets von beiden Standpunkten aus beleuchtet.
Einer der Initiatoren des Projekts ist der Comickünstler Titus Ackermann. Gemeinsam mit Andreas Hartung, Jonas Greulich und Thomas Gronle rief er COMIC CULTURE CLASH 2016 ins Leben – und wird nun am 17.03.2018 um 15:00 Uhr im Ars Electronica Center davon erzählen. Wir haben ihm schon vorab ein paar Fragen gestellt.
Wie kam es zur Idee von Comic Culture Clash?
Titus Ackermann: Wir hatten zwei Jahre zuvor, ebenfalls mit Andreas Hartung (AHA) vom Comicmagazin Epidermophytie, bereits den „ersten“ Comic Clash gestartet, eine Wettkampf der deutschsprachigen Comicmagazine, um die „Szene“ zusammenzuführen, offline. Das hatte Riesenspaß gemacht. Nachdem in 2014 und 2015 mit der Situation in Syrien, den Flüchtlingen und auch sonst viel im Argen war, wollten wir gerne nochmal etwas ähnliches machen, diesmal aber politische Statements aus den Zeichnern und Zeichnerinnen herauskitzeln.
Wie wurden die 20 Konflikte ausgewählt?
Titus Ackermann: Das geschah in einem Brainstorming. Leider ist es ja zur Zeit ziemlich einfach, viele Konflikte auf der Welt zu finden, und obwohl wir später einige gestrichen haben, haben wir leider auch welche vergessen!
Bei der Vernissage von Comic Culture Clash 2016. Credit: Johannes Eber
Warum arbeiteten die KünstlerInnen in Paaren? Und warum gibt es ein erstes Panel, das für beide gleich ist?
Titus Ackermann: Wir mögen „konzeptuelles“ Vorgehen. Und eine gewisse Vergleichbarkeit. Wenn ich ein Heft mache, soll es einen inneren Zusammenhalt haben, eine Art von rotem Faden. Das kann inhaltlicher und/oder formaler Natur sein. Daher die Idee, dass beide Zeichner oder Zeichnerinnen mit demselben Panel als Ausgangspunkt starten. Wir wollen aber beide Seiten der Medaille beleuchten, pro und contra. Daher haben wir die Zeichner und Zeichnerinnen zu Paaren zusammengestellt.
Die Ergebnisse wurden unter anderem auch auf der Bühne vorgetragen, beim Comicsalon Erlangen – wie kann man sich das vorstellen?
Titus Ackermann: Wir hatten den „Wettkampf“ beim Comic Clash schon in 2014 auf die Bühne gebracht. Das war prima, sowohl Zeichner und Zeichnerinnen als auch das Publikum haben das gefeiert. 2016 dann haben wir auf der Bühne Zeichenaufgaben gestellt, die die politische Komponente auch widerspiegeln. So gab es zum Beispiel die Disziplin „Hörfehler“ in der mehrdeutige Radiomeldungen von zwei Teams parallel zeichnerisch interpretiert wurden. Das Publikum durfte dann über die ihrer Meinung nach stimmigere Deutung abstimmen. Es gab auch „Social Hysteria“-Meldungen, die im Stil der stillen Post weiter gegeben und verändert wurden, oder das „Babel Comicquiz“, in dem man sich nur mit Zeichnungen verständigen musste.
Book Release von Comic Culture Clash. Credit: Johannes Eber
Wie war das Arbeiten an Comic Culture Clash für Dich? Gab es Überraschungen oder besondere Highlights?
Titus Ackermann: Die Arbeit war ziemlich anstrengend, auch wenn wir immerhin zu viert waren – AHA (Andreas Hartung von Epidermophytie), Jonas Greulich, Thomas Gronle und ich, von MOGA MOBO. Es mussten 20 Themen mit 40 Geschichten koordiniert und die Zeichner und Zeichnerinnen betreut und lektoriert werden, nebenbei haben wir an unseren eigenen Geschichten gearbeitet und Geld zusammen getragen für den Druck. Da bleiben mitunter Meinungsverschiedenheiten nicht aus, das ist klar. Besonderes Highlight war es immer, wenn eine tolle, gelungene Geschichte bei uns ankam, die unseren Erwartungen entsprach oder diese gegebenenfalls auch völlig ignorierte, aber dennoch super funktionierte … da bekam man das Gefühl: Ja, das könnte klappen …
Warum sollten überhaupt so ernste Themen auch im Comic angesprochen werden? Und wie?
Titus Ackermann: Das kann man eigentlich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Wieso nicht? Warum sollte es Themen geben, die mit dem Medium Comic / Graphic Novel nicht bearbeitet werden könnten? UND dazu gleich die Folgefrage: WIESO eigentlich trauen sich so sehr viele Comiczeichner und -Zeichnerinnen nicht an solche Themen heran?
Credit: Johannes Eber
Wie fielen die Reaktionen bisher aus?
Titus Ackermann: Die Reaktionen haben alle unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Das Buch ist heiß begehrt, leider aber mittlerweile praktisch vergriffen. Wir konnten es schon auf diversen Ausstellungen präsentieren, es gab dazu mehr als ein Dutzend Radio- und Fernsehinterviews und Berichte in Zeitungen und Zeitschriften. Und die Leser und Leserinnen selber, wichtigster Gradmesser, haben uns mit Einzelbestellungen die Bude eingerannt, wodurch wir wochenlang jeden Tag Umschläge zur Post schleppen durften. Macht man aber in so einem Fall natürlich gerne!
Titus Ackermann, geboren 1970 in Basel (Schweiz), ist Gründungsmitglied und Herausgeber des Comicmagazins MOGA MOBO. Er hat an der Akademie der bildenden Künste, Stuttgart, und in Glasgow an der Macintosh School of Art Illustration studiert. Seit 1999 lebt und arbeitet er in Berlin, seit 2000 mit den anderen beiden MGMB Machern Jonas und Thomas im MOGA MOBO Studio.Er arbeitet freiberuflich für Zeitschriften, Verlage und große Werbeagenturen als Illustrator und Charakterdesigner. Er hat den bekannten Kinderbuchcharakter „OLI“ entwickelt, der seit Jahren mit seinen Abenteuern den kleinen Bahnreisenden die Fahrt verkürzt. Für seine Arbeiten hat er mehrere Preise gewonnen.
Die Veranstaltung COMIC CULTURE CLASH findet im Rahmen des NEXTCOMIC Festivals 2018 am 17.03.2018 um 15:00 im Ars Electronica Center statt. Alle Informationen finden Sie auf unserer Webseite.
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