Perspektiven Politischer Bildung: Peer-Education

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Am Donnerstag, 6. September 2018, wird im Symposium „Perspektiven Politischer Bildung“ am Ars Electronica Festival auch dieses Jahr wieder unter PädagogInnen, politischen BildernInnen und interessierten Studierenden zu aktuellen Herausforderungen in der politischen Bildung diskutiert. Organisiert wird die Reihe aus Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen von der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Kooperation mit der Arbeiterkammer OÖ und Ars Electronica Linz. Dieses Jahr stellen sich ExpertInnen und Vortragende die Frage: Frech, mutig, fordernd – Selbstermächtigung durch Peer-Education?

Stefan Giegler von der Pädagogischen Hochschule OÖ hat im Interview mit uns darüber gesprochen, warum gerade dieses Jahr das Thema Peer-Education im Vordergrund steht und welche Highlights uns beim Symposium erwarten.

Credit: Tom Mesic

Das Symposium „Perspektiven Politischer Bildung“ steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Worum geht es dieses Jahr?

Stefan Giegler: Im heurigen Jahr geht es im weitesten Sinne um das Thema Peer-Education. Das heißt, dass wir verstärkt Jugendliche in das Symposium einbeziehen und ihre Positionen, ihre Sichtweisen und ihre Herangehensweisen an das politische Denken und das politische Agieren untersuchen. Wir möchten uns darüber austauschen und sind interessiert daran, Jugendliche selbst zu Wort kommen zu lassen. Nicht wir als Erwachsene, als Pädagoginnen und Pädagogen, möchten vorgeben, wie man einen politischen Diskurs führt. Vielmehr möchten wir die Jugendlichen wirklich selbst einbinden und ihnen eine entsprechende Plattform geben, um Gesellschaftsmodelle und Modelle politischen Handelns aus ihrer Sicht zu präsentieren und in den Diskurs einzusteigen. Das ist zentral: Dass nicht wir als Erwachsene mit unserer Sichtweise, mit unseren Problemlösungsstrategien die Dinge vorgeben, sondern Jugendliche vielleicht die Welt ganz anders sehen, andere Lösungsvorschläge haben, andere Modelle einer gesellschaftlichen Konstruktion entwickeln.

Das Thema ist eine Antwort auf die momentane gesellschaftliche Situation. Wie wurde es entwickelt?

Stefan Giegler: Die Veranstalter, also PH Oberösterreich, AK Oberösterreich und Ars Electronica, setzen uns jedes Jahr zusammen und überlegen, welche Schwerpunktsetzungen wir für das jeweilige Symposium auswählen. Dieses Jahr kamen wir zu der Entscheidung, dass wir, speziell, wenn es um politische Bildung geht, Jugendliche wirklich verstärkt einbinden möchten. Es hat nicht wirklich mit bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen etwas zu tun. Dennoch stellen wir zum Beispiel im Ankündigungstext die Frage: Gerät die Welt aus den Fugen? Wenn man sich die globale politische Entwicklung ansieht, insbesondere zum Zeitpunkt der Themenfindung, als es diesen nicht zu unterschätzenden Konflikt zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika gab, ist klar, warum wir uns diesem Thema annehmen und auch die Sicht von Jugendlichen einbeziehen wollten.

Credit: Florian Voggeneder

Peer-Education wird als Schlüssel zur Selbstermächtigung angepriesen. Lauern hier aber nicht auch Gefahren, nur die eigene Blase zu verdichten?

Stefan Giegler: Natürlich, diese Gefahr gibt es immer, das ist vollkommen klar. Aber man muss sich dieser Entwicklung auch stellen und sich in einer kritischen Sichtweise damit auseinandersetzen. Die Gefahr besteht natürlich immer.

Was kann man tun, um dem entgegenzuwirken?

Stefan Giegler: Kritischer Diskurs! Dinge infrage stellen, kritisch diskutieren, auseinandersetzen, und auch über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Frech, mutig und fordernd, so ist das auch im Untertitel heuer, sich gesellschaftlichen Entwicklungen anzunehmen und diese kritisch zu reflektieren. Da ist es natürlich notwendig, dass wir als Pädagogen und Pädagoginnen, als Erwachsene, diesen kritischen Diskurs fördern, nicht als Wissende, nicht als Bevormundende, sondern als kritische Diskursteilnehmerinnen und –Teilnehmer.

Credit: Florian Voggeneder

Können Sie mir abschließend ein paar Highlights aus dem Programm nennen?

Stefan Giegler: Der Start ist glaube ich sehr interessant: Ein Dialog des Ungehorsams, den Gerhard Haderer, der bekannte Zeichner, und Peter Andros, der Komponist, führen werden. Es sind beide sehr kritisch denkende Menschen, die sich dem Thema des Ungehorsams, des Auflehnens, des Widersprechens, aber nicht im Sinne der Ablehnung, sondern des kritischen Sich-Einbringens, widmen werden. Also auf diesen Dialog freue ich mich ganz besonders. Gerhard Haderer, der Gründer der Schule des Ungehorsams, ist sicherlich ein prononcierter Diskussionsteilnehmer, genauso wie Peter Andros, der sich sehr kritisch mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzt.

Es gibt auch interessante Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, die für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer natürlich auch die Möglichkeit bringen, sich einzubinden, ob das jetzt ein Workshop von SOS Menschenrechte ist oder Sapere Aude, und verschiedene andere Referentinnen und Referenten, die ihre Sichtweise des Peer-Learnings und der Peer-Education präsentieren werden.

Interessant ist auch eine Projektpräsentation: Wir haben eine u19-Teilnehmerin, Seraphina Reisinger, eingeladen, hier zum Thema Erziehung und Bildung ein Projekt mit anderen Jugendlichen zu entwickeln. Dieses Projekt entsteht gerade und wir sind schon gespannt, wie es ausgehen und entsprechend am Symposium präsentiert wird. Seraphina Reisinger arbeitet gemeinsam mit anderen Jugendlichen an Lösungsvorschlägen, wie das Bildungssystem der Zukunft aus Sicht der Jugendlichen aussehen soll. Auf diese Präsentation bin ich schon sehr neugierig.

Stefan Giegler (* 7. Mai 1960 ) ist Linzer Lehrer und Lokalpolitiker (SPÖ). Seit 1994 ist er Lehrer an der Pädagogischen Hochschule OÖ im Bereich der Praxisschule und der Didaktik im Rahmen der Sonderschullehrerausbildung. Von 2001 bis 2013 war er außerdem Direktor der Europaschule (Praxisvolksschule und Praxishauptschule der Pädagogische Hochschule OÖ). Seit 2003 vertritt er die SPÖ im Linzer Gemeinderat.

Das Symposium „Perspektiven Politischer Bildung“ findet am Donnerstag, 6. September 2018, auf der Lecture Stage der POSTCITY Linz am Ars Electronica Festival statt. Das diesjährige Thema lautet „Frech, mutig, fordernd – Selbstermächtigung durch Peer-Education?“. Die Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussion werden von der Pädagogischen Hochschule OÖ in Kooperation mit Ars Electronica Linz und der Arbeiterkammer OÖ organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos. TeilnehmerInnen erhalten einen gratis Tagespass für Freitag, 7. September 2018. Das genaue Programm finden Sie auf unserer Webseite.

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