Ars Electronica stellt um auf .ART

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Seit 2016 bietet die .ART Domain einen eigenen Bereich für Kunst in den Weiten des Internets an. Neben Größen der Szene wie AES+F, dem Marina Abramović Institut oder Kickstarter.art ist nun auch Ars Electronica auf die Kunst-Domain umgestiegen: ars.electronica.art.

Ulvi Kasimov, Gründer der .ART Domain, und Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica, haben im Interview mehr über die neue Domain und darüber, was .ART für die Kunstwelt bedeutet, gesprochen. Ulvi Kasimov ist außerdem auch am Ars Electronica Festival 2018 in einigen Programmpunkten Vortragender, Details erfahren Sie am Ende des Artikels.

Gerfried Stocker, warum hat sich Ars Electronica dafür entschieden, auf .ART umzusteigen?

Gerfried Stocker: Es gibt zwei Gründe dafür. Einerseits ist es uns sehr wichtig, unseren Markennamen, der international wirklich einen großen Wert darstellt, zu zeigen. Die alte Adresse aec.at ist sehr kryptisch, sie sagt eigentlich nicht wirklich, wer wir sind. Nachdem Ars Electronica in den letzten Jahren mit internationalen Aktivitäten in Japan, in Australien und rund um die Welt zugelegt hat und sogar eigene Büros dort existieren, ist es für uns wichtig, unseren Markennamen auch online wirklich präsent zu machen. Der zweite Grund ist, dass die .ART Domain ein wunderbares Symbol ist. Es ist toll, dass es für die Kunst eine Heimstätte, eine eigene Domain in der großen digitalen Welt gibt. .ART hat mich deshalb interessiert, weil ich gesehen habe, dass in sehr innovativer Weise Technologien eingesetzt werden, um neue Möglichkeiten dafür finden, wie man ein Ökosystem für Kunst, für produzierende Künstlerinnen und Künstler schaffen kann.

Ars Electronica ist nicht die einzige Institution, die auf .ART umgestiegen ist. Zu welchen anderen Kunstschaffenden gesellt sich Ars Electronica mit .ART?

Gerfried Stocker: Es stimmt, es ist toll, dass man bei .ART wirklich in erstklassiger Gesellschaft ist! Auf .ART sind Spitzenkünstler und –Künstlerinnen, Institutionen wie das Marina Abramović Institut, aber auch junge, erfolgreiche Medienkunstlabs wie das teamLab aus Japan. Und jetzt auch Ars Electronica!

Ulvi Kasimov, können Sie mir etwas über die Entwicklung der .ART Domain erzählen? Warum wurde sie gegründet und welchem Zweck dient sie?

Ulvi Kasimov: Ich habe mich schon immer für die Kunst interessiert, vor allem aus der Sicht des Sammlers. Als ich mich mehr mit der Kunstwelt beschäftigte, bemerkte ich, dass sie weder über eine angemessene Infrastruktur noch über einen eigenen Platz im Internet verfügte. Da ich aus einem Venture-Capital-Hintergrund stamme und über eine beträchtliche Anzahl von Jahren Erfahrung mit Investitionen in verschiedene IT-Projekte verfüge, sah ich dort eine Geschäftsmöglichkeit.

Domains stehen seit rund 30 Jahren im Rampenlicht. Heute sind sie eine etablierte und stabile Technologie. Mir wurde klar, dass die .ART-Domain etwas Besonderes ist. Es ist auffallend, klar und prägnant. Jeder, der einen .ART-Website-Namen kauft, erhält sofort die Möglichkeit, eine Aussage zu machen und sich und sein Geschäft mit der globalen Künstler- und Künstlerinnen-Community zu identifizieren.

Es gab einige Käufer und Käuferinnen, die sich für die Verwaltung der .ART-Domainzone interessierten. So führte ICANN (The Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) eine Auktion für das Recht zur Verwaltung der .ART-Domain durch, die ich im Jahr 2015 gewonnen habe.

Neben der etablierten Funktion eines Website-Namens haben wir uns zusammen mit dem .ART-Team entschlossen, weitere Möglichkeiten zu erkunden, die die fehlende Infrastruktur in der Kunstwelt zu bieten hat. Wir begeben uns auf eine Reise, um herauszufinden, wie Informationen über Kunstobjekte im Online-Raum gespeichert und verteilt werden. Wir haben einen Service namens Art Records entwickelt, der den neuen internationalen Standard für die Identifikation von Kunstobjekten im Internet darstellt. Es basiert auf dem vom J. Paul Getty Trust entwickelten internationalen Standard zur Beschreibung von Kulturgütern, der von den wichtigsten Strafverfolgungsbehörden, darunter FBI, Scotland Yard, Interpol, UNESCO und ICOM, übernommen wurde. Art Records zielt darauf ab, die verfügbaren Informationen über ein Objekt zu zentralisieren und gleichzeitig die Herkunft und Bewegung des Objekts rund um den Globus zu verfolgen. Dies ermöglicht einen universellen Zugang zu kulturellen Informationen und hilft den Sammlungsbesitzern und -Besitzerinnen, Informationen über die Objekte in der Sammlung zu monetarisieren. Man kann leicht verschiedene Arten von Informationen über das Objekt kaufen und verkaufen (Audio- und Videoguides, historische Referenzen, Bilder für den Druck zu Hause, unter anderem).

Was sind einige Beispiele dafür, wie KünstlerInnen oder Institutionen die Domain .ART in ihrer Arbeit nutzen?

Ulvi Kasimov: Für einen Künstler oder eine Künstlerin ist eine .ART-Website eine Plattform zur Selbstdarstellung, die auch als digitale Visitenkarte genutzt werden kann. Eine .ART-Website bietet dem Besitzer oder der Besitzerin die Möglichkeit, sich mit der globalen Kunstszene zu identifizieren, um letztendlich Künstler und Künstlerinnen im Internet sichtbarer zu machen und sie von anderen zu unterscheiden. Wir haben bereits mehr als 30.000 Domains verkauft und die Aufmerksamkeit von jungen und etablierten Künstlern, Künstlerinnen und Kreativen wie Shen Wei, AES+F, TeamLab, Steve Miller, dem Marina Abramović Institut, ICA London und anderen erregt.

Apropos Institutionen und Marken: Einige Unternehmen haben eine Website auf der Domain .ART erworben, um ihre kunstbezogenen Aktivitäten von ihrer geschäftlichen Präsenz zu unterscheiden. Bei kickstarter.art findet man beispielsweise eine Reihe von großen Kunstprojekten, die mit Unterstützung der Crowdfunding-Plattform realisiert wurden.

Sie nehmen am diesjährigen Ars Electronica Festival teil – was erwartet die FestivalbesucherInnen in diesem Jahr von Ihnen?

Ulvi Kasimov: Wir freuen uns, in diesem Jahr an zahlreichen Aktivitäten beteiligt zu sein. Wir haben zwei wunderbare Künstler und Künstlerinnen eingeladen: die preisgekrönte Regisseurin, Autorin und Produzentin Martha Fiennes und den sehr talentierten, jungen, multidisziplinären Künstler Egor Kraft. Wir zeigen einen Trailer zu Martha Fiennes‘ letztem Bewegtbild, Yugen (2018). Yugen ist nicht nur ein Stück, in dem sich KI und Kreativität zu einem radikal neuen Medium der Kunst zusammengeschlossen haben, sondern auch das erste Werk, das bei dem von .ART entwickelten Service Art Records registriert wurde. Wir alle freuen uns sehr, Art Records auf der diesjährigen Ars Electronica erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen.

Egor Kraft wird seine Arbeiten, die die Beziehung zwischen dem Realen und dem Virtuellen erforschen, in der Sektion .ART in den Gallery Spaces ausstellen. Die Verbindung zwischen Offline- und Online-Welt ist uns wichtig, denn wir schaffen den Online-Raum für die globale Kreativ-Community.

.ART bringt auch eine Gruppe von Referenten und Referentinnen mit, die an den Podiumsdiskussionen des Festivals teilnehmen. Während es weitere Vorträge gibt, an denen wir teilnehmen werden, möchte ich das von uns organisierte Panel zur Identifikation und Selbst-Identifikation im Online-Bereich erwähnen. Da .ART im Wesentlichen der ultimative Identifikator der eigenen Werte und Überzeugungen online ist, wird es äußerst interessant sein zu verfolgen, wie Technologie unsere Wahrnehmung und Identifikation von Selbst online verändert.

Und gibt es etwas, auf das Sie sich beim diesjährigen Festival besonders freuen?

Ulvi Kasimov: Ich freue mich sehr, dass die Ars Electronica unser Partner und Freund wird. Ich freue mich auf viele weitere Kooperationen in der Zukunft!

Ulvi Kasimov ist ein in Forbes gelisteter Venture Investor, Sammler und Philanthrop. Im Jahr 2016 gründeten Kasimov und seine Firma UKCI .ART, die weltweit einzige Top-Level-Domain für KunstliebhaberInnen. .ART widmet sich der Förderung von Kultur in verschiedenen Formen und ermöglicht es den Mitgliedern der Kunstszene, starke Aussagen im Online-Raum zu machen.

Gerfried Stocker ist Medienkünstler und Ingenieur der Nachrichtentechnik. 1991 gründete er xspace, ein Team zur Realisierung interdisziplinärer Projekte, das zahlreiche Installationen und Performance-Projekte im Bereich Interaktion, Robotik und Telekommunikation realisiert hat. Seit 1995 ist Gerfried Stocker künstlerischer Geschäftsführer von Ars Electronica. 1995/96 entwickelte er mit einem kleinen Team von KünstlerInnen und TechnikerInnen die richtungsweisenden neuen Ausstellungsstrategien des Ars Electronica Center und betrieb den Aufbau einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung, des Ars Electronica Futurelab. Unter seiner Führung wurden ab 2004 das Programm für internationale Ars Electronica Ausstellungen aufgebaut und ab 2005 die Planung und inhaltliche Neupositionierung für das neue und erweiterte Ars Electronica Center aufgenommen und umgesetzt.  Im Jänner 2009 wurde das ausgebaute Ars Electronica Center in Betrieb genommen.

Ulvi Kasimov spricht am Ars Electronica Festival (6 – 10 September 2018) beim Opening Symposium am Donnerstag, 6. September 2018, auf der Lecture Stage und gibt beim Media Art Market Symposium am Samstag, 8. September 2018, Einblicke in seine Arbeit. Masha Sergeeva von .ART spricht außerdem am Gallery Spaces Panel II: .art – Identification and Self-identification online. Technology and the true self.

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