Was kann passieren wenn wir Architektur, Verhalten und Technologien miteinander verbinden? Wie können wir digitale Technologien dazu verwenden, lebenswertere und nachhaltigere Städte zu schaffen? Was wartet auf uns hinter der nächsten Ecke, welche Projekte gibt es vielleicht schon, die uns den Weg weisen können? Das sind die Fragen, die der PRIX BLOXHUB INTERACTIVE Open Call (Einreichungen bis 15. Februar 2019, online hier möglich) untersuchen möchte. Die neu gegründete Initiative, eine Kooperation zwischen BLOXHUB, dem Alexandra Institute und Ars Electronica, sucht nach kreativen Antworten auf zukünftige Herausforderungen in der Stadtentwicklung. Bereits abgeschlossene Projekte, die als Vorbild dienen könnten, können im Excellence Track eingereicht werden, während innovative Ideen im Concept Track gut aufgehoben sind. Gemeinsam zeigen beide Kategorien, wie nachhaltige Städte aussehen können, die mit digitalen Technologien ermöglicht wurden.
Liselott Stenfeld, die Gründerin des PRIX BLOXHUB INTERACTIVE, hat im ersten Teil unserer Interviewreihe (hier nachzulesen) bereits mit uns über die Schnittstelle von Architektur, Verhalten und Technologie gesprochen. Hier, im zweiten Teil der Reihe, erzählt sie uns mehr vom Open Call und dem Einreichverfahren.
PRIX BLOXHUB INTERACTIVE ist eine sehr neue Initiative – erzähl uns doch ein bisschen darüber!
Liselott Stenfeldt: PRIX BLOXHUB INTERACITVE ist eine Initiative, die sich darauf konzentriert, wie wir lebenswertere Städte mithilfe digitaler Technologien schaffen können. Wir haben diese Initiative auch im Hinblick auf die UN Sustainable Development Goals entwickelt. Es gibt dort ein Ziel, das Ziel Nummer 11, das nachhaltigere Städte schaffen möchte, ein Gebiet also, mit dem wir uns schon seit Jahren beschäftigen. Wir glauben, dass es einen Bedarf dafür gibt, darüber nachzudenken, was eine nachhaltige Stadt überhaupt ist. Das war also unser Startpunkt: Was ist eine lebenswerte Stadt, was ist eine nachhaltige Stadt? Der Grund, warum das aus einer Perspektive der digitalen Technologie oder Datenwissenschaft interessant ist, ist, dass wir nicht wirklich wissen, welche Indikatoren wir dazu benützen sollten, festzustellen, ob eine Stadt lebenswert ist oder nicht. Und das, obwohl uns so viele Indikatoren zur Verfügung stehen! Wir interessieren uns also dafür, genau das herauszufinden. Wie können wir eine kollektive Weise finden, mit der wir festlegen können, wie Städte der Zukunft aussehen sollen? Deshalb haben wir PRIX BLOXHUB INTERACTIVE geschaffen. Anstatt nur eine Antwort für uns selbst zu finden, möchten wir gerne eine Frage stellen und konkrete Fälle finden, die Visionen für die Zukunft zeigen.
Um diese Unterhaltung international anzustoßen, besteht PRIX BLOXHUB INTERACITVE aus drei Teilen: Einem Preis, einem Symposium und einer Ausstellung.
Liselott Stenfeldt: Wir haben zuerst einen Open Call gestartet, die Einreichungsfrist ist der 15. Februar 2019, um Projekte für den Preis zu finden. Es gibt zwei Kategorien oder Tracks: Concept und Excellence. Menschen aus unterschiedlichen Bereichen können beitragen und mitmachen. Die eingereichten Projekte können in der Konzeptphase sein und überlegen, was noch auf uns wartet, was sich hinter der nächsten Ecke versteckt, was vielleicht in fünf Jahren passieren wird und wie wir digitale Technologien dazu verwenden können, neue Zugänge zu finden. Wir möchten ganz verschiedene Gruppen dazu aufrufen, sie können aus der klassischen Architektur kommen oder aus künstlerischen Bereichen. Wir glauben, dass das der beste Weg ist, Szenarien zu schaffen, die uns zum Nachdenken und Reflektieren bringen. Im Excellence Track geht es mehr darum, Erfahrungen mit digitalen Technologien zu teilen, die wir bereits gemacht haben und die bereits Einfluss genommen haben. Wir möchten gerne diese beiden Bereiche nebeneinander sehen, zusammen.
Der nächste Schritt ist dann ein Symposium im Mai, das auch eine Ausstellung beinhält. Hier sind wir überzeugt, dass sehr viel Matchmaking passieren wird – hier werden Verbindungen aufgebaut. Wir haben einige sehr große Firmen, die unser Projekt unterstützen, also wird das eine gute Gelegenheit sein, gemeinsam zu arbeiten und ein Konzept in ein Produkt oder eine Lösung zu verwandeln. Wir ermutigen die Gewinner und Gewinnerinnen dazu, einen Kurzvortrag beim Symposium zu halten, der dann schließlich diejenigen Leute erreicht, die sich mit den betreffenden Problemen befassen. Neben dem Kurzvortrag möchten wir die Gewinnerprojekte auch direkt am Symposium ausstellen. Mit diesen Projekten, von denen einige vielleicht noch spekulativ oder sehr klein sein werden, möchten wir fragen: Könnte das die Zukunft sein? Ist das lebenswert? Diese Ausstellung wird auch außerhalb des Gebäudes stattfinden, im öffentlichen Raum. Wir möchten ein Statement setzen, wir möchten, dass Menschen gemeinsam über die städtische Zukunft nachdenken. Wir möchten außerdem, dass die Projekte auch jenen zugänglich sind, die sich vielleicht kein Ticket für das Symposium gekauft haben – wir möchten, dass Bürger und Bürgerinnen die Ausstellung sehen. Das Danish Architecture Center, das im selben Gebäude wie BLOXHUB ist, zeigt zur gleichen Zeit auch eine Ausstellung im Inneren des Hauses, die sich ebenfalls auf das Sustainable Development 11 konzentriert, also dasselbe Ziel, an dem auch wir interessiert sind. Mit unserem Fokus auf digitale Technologien und deren Fokus auf nachhaltige Architektur hoffen wir, eine Brücke zwischen den beiden Ausstellungen schlagen zu können.
BLOXHUB. Credit: Rasmus Hjortshøj
Wer kann zum Open Call einreichen?
Liselott Stenfeldt: Es ist das erste Jahr für PRIX BLOXHUB INTERACTIVE, also sind wir sehr offen. Natürlich hoffen wir, dass es das erste Jahr von vielen ist, also wird uns dieser Prozess helfen, die Formate und die Einreichmodalitäten zu schärfen. Im Concept Track geht es vor allem um die Idee. Individuelle Personen, Firmen, öffentliche oder private Konsortien, Kreative, Techies – alle sind sehr herzlich dazu eingeladen, einzureichen, solange sie begründen können, warum ihr Projekt oder ihre Idee wichtig und eine mögliche Lösung für zukünftige Städte und soziale Nachhaltigkeit ist. Das ist der Anspruch, den wir haben.
Im Excellence Track gibt es ein paar mehr Anforderungen. Wir möchten gerne wissen, welchen Einfluss das eingereichte Projekt hatte. Die Antworten sollten gut durchdacht sein. Was macht Dein Projekt bedeutsam? Was war die Hauptmotivation? Warum ist das Projekt relevant dafür, wie wir lebenswerteren Raum mit digitalen Technologien schaffen können?
Am letzten Ars Electronica Festival haben wir ein paar sehr interessante Projekte gesehen, die unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Eines davon war die sich-selbst-bauende Brücke „Amsterdam’s 3D-Printed Steel Bridge“ von MX3D und Joris Laarman Lab; ein weiteres war „False Positives“ von Esther Hovers, das Fragen dazu aufwirft, was normales Verhalten im öffentlichen Raum ist, basierend auf Kameraaufnahmen; ein weiteres war „Fennec Turbine“ von Maxim Kuzin und ATOM, das neue Potentiale für Windturbinen zeigt, die in dichten, urbanen Umgebungen eingesetzt werden könnten. Wir sagen nicht, dass dies die einzigen Projekte sind, die wir suchen, aber sie haben uns dazu gebracht, über unsere zukünftigen, nachhaltigen Städte nachzudenken.
Niemand sollte sich von der Einreichung bei uns ausgeschlossen fühlen, nur, weil er oder sie nicht genug Material hat. Stattdessen ist es so: Wenn jemand bereits ein Projekt oder einen Prozess hat, kann er oder sie im Excellence Track einreichen, wenn nicht, dann findet der Blick in die Zukunft einen Platz im Concept Track.
Warum sollte man einreichen?
Liselott Stenfeldt: Neben dem Preisgeld gibt es für die Gewinnerprojekte und die Auszeichnungen die Möglichkeit, Teil der Ausstellung zu werden. Sie werden auf unseren Social Media Kanälen gezeigt, genauso wie auf unserer Homepage und in unseren Partnernetzwerken. Und dann gibt es noch den Aspekt des Matchmakings, der Verbindungen – ehrlich gesagt, wenn ich eine kleine Firma hätte, würde das der Teil sein, der mich am meisten interessieren würde. Wir haben wirklich einige sehr aufregende Firmen, die mit uns arbeiten und die vielleicht daran interessiert wären, ausgewählte Projekte zu realisieren. Wir möchten nicht einfach ein Symposium sein, das einmal stattfindet und keine Spuren hinterlässt; stattdessen möchten wir auch hiermit etwas Nachhaltiges schaffen. Die Projekte werden darüber hinaus auch am Ars Electronica Festival gezeigt werden, was sicherlich interessant für viele sein wird – es gibt dort so viele verschiedene Menschen, Firmen, Interessensvertreter und –Vertreterinnen, die das Festival besuchen und die Werke sehen werden. Und schließlich geht es auch darum, Teil einer Community zu werden. Architektur, Verhalten und Technologie hat noch keine eigene Gemeinschaft, aber bald wird es so sein. Diese gerade erst hervortretende Community ist sehr interessant und sicherlich eine große Motivation.
Bis 15. Februar 2019 kann man Projekte und Ideen zum Open Call von PRIX BLOXHUB INTERACTIVE einreichen. Auf der Webseite erfahren Sie mehr.
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