„human (un)limited“ ist das zweite große Ausstellungsprojekt von Ars Electronica und Hyundai Motorstudio. An drei Ausstellungsorten – in Peking, Seoul und Moskau – stehen wir Menschen samt unseren Stärken und Schwächen sowie unsere ewige Suche nach einem Platz in der Welt im Mittelpunkt. „’human (un)limited‘ versteht sich als Weiterentwicklung der großen Ausstellung zum Thema des diesjährigen Ars Electronica Festival und widmet sich den Grenzen, an die wir als einzelne und als Gesellschaft stoßen, Grenzen, die wir uns selbst auferlegen und Grenzen, die wir zu überwinden versuchen“, so Martin Honzik, Leiter des Ars Electronica Festival und Kurator der Ausstellung. „Wir zeigen künstlerische Positionen aus China, Korea, Russland und dem Westen, die unterschiedliche kulturelle Lesarten dieses Themas widerspiegeln.“
Mit dem Dreieck Mensch-Hund-Maschine beschäftigt sich die Arbeit !brute_force der Künstlerin Maja Smrekar, produced by The Quo Artis Foundation (ES), Kapelica Gallery (SI) and The Culture Yard / Click Festival (DK). Ihre Grundaussage ist: Auch wenn wir Technologie brauchen, darf sich unsere Gegenwart nicht auf Maschinen beschränken. So beziehen wir andere nicht-menschliche Wesen und ihre kognitive Kartierung ein, um unseren Platz in der Welt neu zu überdenken. Die Arbeit ist Teil der human (un)limited Ausstellung in Peking. In diesem Kontext wollten wir von Maja Smrekar wissen, wie sie das Machtgefüge in Bezug auf Technologieentwicklung einschätzt.
Indem wir Technologie zum Einsatz bringen, verändern wir längst nicht mehr nur die Welt um uns herum, sondern in immer stärkerem Maße auch uns selbst – wir entfernen uns immer weiter vom „biologischen Original“. Wie können wir es vermeiden, uns damit auch mehr und mehr von der Natur insgesamt zu entfremden?
Maja Smrekar: Ich denke, die menschliche Natur basiert immer noch sehr stark auf sehr ursprünglichen Emotionen, während künstliche soziale Netzwerke diese sehr stark ausnutzen. Das ist ein großer Teil unseres existentiellen Problems in Bezug auf die Technologie, und ich denke, wir sollten uns unbedingt viel mehr auf die kritische Untersuchung der KI als soziale Komponente konzentrieren.
Die Verfügbarkeit von Technologie verleiht seit jeher Einfluss. Insofern ist Technologieentwicklung immer auch ein Rennen um die Macht. Wie können wir als demokratische und pluralistische Gesellschaft dafür sorgen, dass sich technologische Gestaltungshoheit nicht in der Hand einiger weniger konzentriert – Stichwort Alphabet, Facebook, Amazon, etc. –, sondern im Gegenteil, für möglichst alle Menschen zugänglich und damit für uns als Gesellschaft nutzbringend ist?
Maja Smrekar: Im Moment ist nicht mehr viel emanzipatorischer Raum übrig, da die großen Akteure (von der rechten und linken Hemisphäre der Welt kommend) das ganze Monopol über Telekommunikationsleitungen haben, die den Datentransfer anbieten, und deshalb sollten wir darüber nachdenken, was Zugänglichkeit für jeden auf der Welt bedeutet, wo Daten in den Händen der oben genannten wenigen zum höchsten Gut werden. Das ist eine komplizierte Situation, in der es fast unmöglich ist, ethische Rahmenbedingungen und Grenzen festzulegen. Das Zelebrieren der Demokratisierung von Internet und Technologie wurde zu einer bipolaren Bedingung: Der eine Weg führt zu Monopolen und Missbrauch, während der andere weiterhin die Möglichkeit der Ermächtigung und Befreiung bietet. Das Problem ist, dass Datenriesen den Einsatz von KI entwickeln, wo es noch mehr Potenzial für Monopolmissbrauch und Manipulation gibt. Meiner Meinung nach sollte es erforderlich sein, dass kommerziell genutzte Datenbanken für eine wesentlich vielfältigere Nutzung verfügbar sind, da wir – die Gesellschaft – den Großteil der Arbeit geleistet haben.
Technologieentwicklung ist ein Genderthema; denn es sind Männer, die Technologie entwickeln. Am aktuellen Beispiel KI wird dies einmal mehr deutlich und es hat massive gesellschaftlichspolitische Auswirkungen – eine Tatsache, die aber den wenigsten Ingenieuren bewusst ist. Was tun, um dieses Defizit endlich zu überwinden?
Maja Smrekar: Ich denke, das größte Missbrauchsproblem im Moment ist jenes, das die Macht über Daten betrifft, und deshalb sollten wir uns fragen, wofür genau die Eigentümer der Netzwerkkabel unsere Daten verwenden und was noch wichtiger ist, was die Vorschriften bezüglich der Daten sind, die durch diese Kabel laufen. Deshalb denke ich, dass alle Geschlechter, Volksgruppen, Nationalitäten und Klassen diesen prekären Zustand bekämpfen sollten, indem sie das Recht einfordern, zu entscheiden, wofür wir unsere zukünftigen Systeme errichten. Die Zivilgesellschaft sollte eine entscheidende Rolle bei diesen Entscheidungen spielen.
Maja Smrekars (SI) Arbeit hat sich im internationalen Kunst- und Wissenschaftsmilieu etabliert, indem sie interdisziplinär ideologische Strukturen in der Gesellschaft untersucht. Ihre Arbeitsweise hat es ihr ermöglicht, Kooperationen bei der Entwicklung konzeptübergreifender Produktionen sowie Beiträge zum Wissensaustausch in Vorträgen, Diskussionen und Texten zu leiten. Sie war künstlerische Mitarbeiterin verschiedener Produktionsplattformen wie Kapelica Gallery / Kersnikova Institute (SI), The Culture Yard (DK), Aksioma Institute (SI), Quo Artis Foundation (ES), etc. Ihre Arbeiten wurden ausgestellt und auf Festivals präsentiert, darunter Ars Electronica (Linz, Österreich), Click Festival (Elsinore, Dänemark), Transmediale (Berlin, Deutschland), Rencontres Bandits-Mages (Bourges, Frankreich); Kunsträume wie Kapelica Gallery (Ljubljana, Slowenien), Hyundai Motorstudio Beijing (China), RMIT Gallery Melbourne (Australien); sowie im musealen Kontext ZKM Karlsruhe (Deutschland), Musée de l`Homme (Paris, Frankreich), MAK Wien / Vienna Art Week (Österreich), Het Neuwe Institut (Rotterdam, Niederlande), Museum für Gegenwartskunst Metelkova (Ljubljana, Slowenien). Smrekar erhielt unter anderem den Golden Nica Award in der Kategorie Hybrid Art des Prix Ars Electronica 2017 und den Prešeren Foundation Award, die höchste nationale Auszeichnung für künstlerische Leistungen in Slowenien 2018.
!brute_force ist Teil der human (un)limited Ausstellung, eine Ausstellungsreihe von Hyundai Motorstudio und Ars Electronica, die noch bis 29. Februar in Peking, Seoul, und Moskau zu sehen ist.
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