Die Welt steht still – die ganze Welt?

Bienen, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Den Jahreswechsel haben viele von uns noch ausgiebig in bester Gesellschaft gefeiert, jetzt zeigt sich das Jahr 2020 von einer ganz unerwarteten Seite: Die Corona-Pandemie breitet sich über alle Kontinente der Erde aus, versetzt uns Menschen in einen Ausnahmezustand, wie ihn die meisten unserer Wohlstandsgesellschaft noch nie erlebt haben. Wer nicht selbst von der Krankheit betroffen ist, wird von behördlichen Maßnahmen dazu angehalten, zu Hause zu bleiben und menschlichen Kontakten aus dem Weg zu gehen. Nur mehr wenige sind auf den Straßen. Es scheint, als stünde die ganze Welt ganz still.

Die Natur fährt ihr Programm, wenn nötig auch ohne uns

Im Gegenteil – jetzt ist Frühling und es ist genau die Zeit, die sich die Natur nimmt, um wie jedes Jahr aufs Neue aufzublühen, aufzuwachen und in Schwung zu kommen. Die Natur hat weder Interesse an uns, noch Mitleid für uns. Blumen sprießen, Vögel bauen ihre Nester und die Bienen starten ihre Erkundungsflüge. Und dank unserer Einschränkungen sind die Schadstoffbelastungen der Umwelt so gering wie schon lange nicht mehr. Man könnte meinen, 2020 ist das beste Jahr seit langem.

„Die Natur, und damit auch die Bienen beeindruckt das Virus natürlich überhaupt nicht“, so Harald Wohlschlager, Mitarbeiter eines IT-Unternehmens in Steyr und quasi „Haus- und Hof-Imker“ der Ars Electronica Bienen. Schon seit 2014 betreut er neben vielen anderen Bienenvölkern von „Süßes Gold“ unter anderem auch das am Dach des Ars Electronica Center – wir haben ja schon einmal am Ars Electronica Blog darüber berichtet.

Livebild ins Bienenvolk

Da er als Imker auch trotz der aktuellen Situation seinen Pflichten nachkommt und sich um die Bienen kümmert, haben wir ihn gebeten, bei seinen Routinearbeiten auch ein paar Filmaufnahmen für uns nach Hause zu bringen.

Seine Aufgaben jetzt im April sind vor allem das Putzen und das Erweitern des Bienenstockes. Hinter einer Glaswand kann Harald Wohlschlager schließlich auch optimal arbeiten, ohne anderen Menschen zu begegnen.

„Das Bienenvolk explodiert derzeit förmlich, das kann man auch schön auf der Webcam beobachten!“

Wer auch mal online vorbeischauen möchte, hat auf ars.electronica.art/bienen die Gelegenheit dazu. Sobald der erste Sonnenstrahl sich zeigt, sind sie ausgeflogen, um Nektar zu sammeln. Nächtens oder bei Regen, sind die Bienen lieber zuhause.

Bis zu 60.000 von ihnen pro Bienenstock werden es in einem Monat sein, dem Höhepunkt des Bienenjahres. Sind wir gespannt, wie es weitergeht – mit uns, und mit den Bienen. Und was denken Sie darüber, Herr Wohlschlager?

„Bleibt zu guter Letzt nur zu hoffen, dass all das Leid und die Entbehrungen, die viele Menschen nun auf sich nehmen müssen, auch zu einem Umdenken führt. Denn wenn wir nicht mehr Rücksicht auf unsere Umwelt nehmen, wird es in Zukunft mit drei Monaten Homeoffice nicht getan sein.“

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