Events in Zeiten der Pandemie? Geht das?

Rosenbauer_Bauernhansl(1), Launchevent Rosenbauer RT, Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

Es geht dabei aber nicht um diese oder jene Verordnung oder wie sie nun zu interpretieren ist. Uns geht es darum, wie Veranstaltungen in Zukunft aussehen werden, was sie leisten sollen, können und müssen. Über Events, die nicht nur heute Corona-sicher sind, sondern vor allem auch morgen attraktive Angebote bilden, die neue, spannende Möglichkeiten eröffnen, haben wir mit Lisa Brandstötter gesprochen, die im Ars Electronica Center das Eventservice leitet.

The Civil Society of the Future conference, credit: vog.photo

Zum Einstieg gleich mal ganz direkt gefragt: Was heißt es, in Zeiten wie diesen Serviceleistungen rund um Events anzubieten? Geht das überhaupt?

Lisa Brandstötter: Na klar geht das! Einfach stillhalten und aufs Wiederaufsperren warten – das hielte hier bei Ars Electronica niemand lang durch, glaub ich. Nein, wir arbeiten mittlerweile seit April mit unglaublich viel Leidenschaft und Begeisterung an neuen Strategien und Formaten, die auch jetzt, während der Pandemie, funktionieren. Allerdings wurde uns dabei ziemlich schnell klar, dass wir nicht bloß ein temporäres „Ersatzprogramm“ auf die Beine stellen wollen, sondern etwas Neues, das uns und unseren Kund*innen über die Krise hinaus zusätzliche Möglichkeiten eröffnet. Die klassische Veranstaltung vor Ort ist deshalb ab sofort nur noch eine unserer Schienen. Künftig haben wir auch hybride Events im Angebot, die sowohl hier bei uns in Linz stattfinden und die einmalige Infrastruktur unseres Museums nutzen, plus rein virtuelle Inszenierungen, die etwa Kolleg*innen in Niederlassungen rund um die Welt genau wie Kund*innen an allen x-beliebigen Orten miteinbinden. Die Antwort ist also ja, natürlich geht Veranstaltungsservice auch jetzt!

Dann erzähl uns doch, was du mit „hybriden“ Events meinst? Wie kann ich mir so eine hybride Veranstaltung vorstellen?

Lisa Brandstötter: Hybride Events sind Veranstaltungen, die sowohl real als auch virtuell stattfinden und hier wie dort beliebig groß oder eben auch klein und exklusiv dimensioniert werden können. Es gibt eine ganze Reihe von Formaten, die wir mittlerweile als tolle Hybridevents umsetzen können – etwa Businessevents wie Tagungen, Konferenzen, Kongresse, Hauptversammlungen oder auch kleinere Meetings. Unsere Serviceleistungen reichen dabei vom „Komplettpaket“, bei dem wir das gesamte technische Umfeld, die gesamte Organisation und die gesamte Durchführung übernehmen, bis hin zu ganz individuellen Paketen, bei denen unsere Kund*innen sagen, was sie selbst machen wollen und wobei sie unsere Unterstützung brauchen – je nach Wunsch übernehmen wir dann Dinge wie den Livestream, die Regie oder auch die Post Production, damit unser Kunde am Ende auch einen tollen Clip posten und teilen kann.

Launch Event Rosenbauer RT am Main Deck, Foto: Robert Bauernhansl

Ein Beispiel?

Lisa Brandstötter: Das Launch-Event des Rosenbauer RT Feuerwehrfahrzeugs, den Ars Electronica Solutions Ende September inszeniert hat. Das war richtig toll (die Details dazu gibt’s übrigens hier.) Das Programm dieses Abends bestand aus interaktiven Präsentationen in unserem Deep Space 8K, Kameraschaltungen vom Motorrad und aus den RT-Cockpits, Aufnahmen zweier Kameradrohnen, einer Lichtshow und Choreographie auf dem Main Deck des Ars Electronica Center. Die Fassade des Ars Electronica Center diente als Lichtkulisse und wurde von weiteren Spots und Strahlern unterstützt. All das wurde dann auch noch als Live Stream auf Youtube und Facebook gezeigt. Und damit vor Ort alle Mitwirkenden und Schaulustigen Corona-sicher waren, haben wir sämtliche Personen auf unterschiedliche Räume verteilt, der Teil mit den meisten Menschen fand am Main Deck, also im Freien, statt.

Stichwort Corona. Derzeit befinden wir uns ja wieder in einem Lockdown, auch das Museum ist erneut geschlossen. Sind hybride Veranstaltungen zurzeit möglich? Und wenn nein, gibt es andere Lösungen?

Lisa Brandstötter: Grundsätzlich sind hybride Veranstaltungen auch jetzt möglich, aber natürlich nur unter recht strengen Vorgaben – sprich mit sehr wenigen Teilnehmer*innen vor Ort. Durch eine Aufteilung auf verschiedenen Räume und diverse technische Zuschaltungen können wir aber auch jetzt einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Es sind aber alle grade sehr vorsichtig und versuchen, wo immer möglich, direkte Kontakte zu vermeiden. Die allersicherste Spielart ist dabei natürlich jene, die ausschließlich im virtuellen Raum stattfindet. Das Publikum kann dabei über unterschiedliche Online-Plattformen virtuelle Messestände besuchen, mit Aussteller*innen chatten oder an virtuellen Keynotes mit Break-Out Sessions teilnehmen. Wir haben uns da wirklich einiges einfallen lassen, damit wir Events jeglicher Art zum jeweiligen Publikum transportieren können. Durch solche Inszenierungen transformieren wir reale Events in ein virtuelles oder ein hybrides Format, die trotz „Physical Distancing“ hautnah erlebbar sind.

Ars Electronica Mix Inside Futurelab – Origami Robotics with Matthew Gardiner, credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

Wer sollte sich euer Angebot genauer ansehen? Oder anders gefragt, für wen denkst du, dass eure Lösungen interessant sind?

Lisa Brandstötter: Na ausnahmslos alle sollten sich unsere Angebote anschauen und vor allem buchen :) Aber im Ernst, wir sind davon überzeugt, dass hybride oder sogar vollständig virtuelle Events das Veranstaltungsformat der Zukunft sind. Das wird nicht mehr weggehen und ich bin mir sicher, dass in nächster Zeit eine ganze Reihe recht innovative Ansätze und viele neue Ideen aufkommen werden. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Durch den virtuellen Zugang zu Veranstaltungen erhöht sich deren Reichweite enorm, Events werden ökologischer und kostengünstiger, weil sämtliche Anfahrten – oder gar Flüge – entfallen und ganz viele physische Aufbauten nicht mehr notwendig sind und damit weniger Müll anfällt.

Nur noch virtuelle Events?

Lisa Brandstötter: Nein, ganz sicher nicht! Wir Menschen sind ja soziale Wesen und können ohne eine reale Interaktion gar nicht sein. Wenn wir „in Echt“ miteinander kommunizieren, sind ja mehr oder weniger alle unsere Sinne involviert – etwas, was virtuelle Kommunikation ziemlich sicher nie leisten wird können. Insofern kann keine Rede davon sein, dass wir einander nur noch virtuell treffen, aber es gibt ganz viele Dinge – und eine Reihe von Events zählen da ohne jeden Zweifel dazu – die sehr wohl hybrid oder überhaupt virtuell super umsetzbar sind und uns insgesamt voranbringen.

Lisa Brandstötter studierte Musikwissenschaft und ist seit mehreren Jahren im Bereich des Kultur- und Veranstaltungsmanagements tätig. Seit gut einem Jahr ist sie für das Eventservice im Ars Electronica Center verantwortlich.

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