Der S+T+ARTS Prize der Europäischen Kommission geht in die nächste Runde! Bereits zum achten Mal wird der renommierte Preis der Europäischen Kommission von Ars Electronica und den Konsortiumspartnern Bozar, Waag, INOVA+, T6 Ecosystems, French Tech Grande Provence und Frankfurter Buchmesse ausgeschrieben. Mit zwei Preisen, dem Grand Prize – Innovative Collaboration sowie dem Grand Prize – Artistic Exploration, dotiert auf jeweils €20.000, werden innovative Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst ausgezeichnet. Der Schwerpunkt beider Preise liegt auf innovativer Zusammenarbeit zwischen Industrie oder Technologie und dem künstlerischen Bereich, sowie künstlerischer Forschung und Werken, die großes Potenzial haben, die Wahrnehmung von Technologie zu beeinflussen oder zu verändern.
Von Applikationen zur sicheren Anwendung von Smart-Home-Geräten, bis hin zur innovativen, ressourcenschonenden Nutzung von Abfall – die Themenvielfalt der in den letzten Jahren bereits eingereichten Projekte ist enorm. Die international besetzte Jury bestehend aus Expert*innen freut sich über Einreichungen aus einer Vielfalt an Bereichen und Disziplinen. Unter anderem sind Projekte aus den Bereichen neuer Medienanwendungen, Human Computer Interaction, Machine Learning, Biotechnologie, Kunst & Forschung, Umwelttechnik, Materialforschung, Smart Cities, Bürger*innenbeteiligung und Empowerment, Robotik, Quantentechnologie und viele mehr herzlich zur Einreichung eingeladen. Als Inspiration findest du in Anschluss einen kleinen Auszug aus den Themenfeldern der letzten Jahre und den dazugehörigen Gewinner*innenprojekten.
Eine Welt ohne Abfall
260.000 Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Katalonien weggeworfen. Das entspricht dem Nahrungsbedarf von 500.000 Menschen. Das Projekt „Remix el Barrio, Food Waste Biomaterial Makers“ will mit innovativen Konzepten gegen die Lebensmittelverschwendung vorgehen. Die Mitglieder des Projekts überlegten, wie Lebensmittelabfälle am besten gesammelt und entsorgt werden können und welche Verwendungszwecke sich daraus ergeben könnten. Sie experimentierten mit verschiedenen Materialien und testeten unterschiedliche Herstellungstechniken. Durch die Kreativität der Beteiligten und den engen Austausch mit Gleichgesinnten sind eine Reihe von neuen Methoden, Materialien, Produkten und Dienstleistungen entstanden. So werden beispielsweise Papier und Verpackungen aus Kaffeebohnenschalen hergestellt, Lampen, Stühle und Fliesen aus Olivenkernen, Avocadokerne werden zu Naturfarben verarbeitet, Altöle werden zu Seife verarbeitet und Orangenschalen sind das Rohmaterial für Jacken. 2021 wurde die Initiative „Remix el Barrio, FoodWaste Biomaterial Makers“ mit dem Grand Prize – Innovative Collaboration für ihren kreativen und produktiven Ansatz zur Bekämpfung von Lebensmittelabfällen ausgezeichnet.
Wie gestaltet man eine Welt ohne Abfall? „Design by Decay, Decay by Design„, das Projekt von Architektin und Installationskünstlerin Andrea Ling handelt von der Entwicklung neuer Biomaterialien durch den Vorgang des natürlichen Verfalls. Abfallmaterial wird zu neuem Ausgangsmaterial. Andrea Ling hat in diesem Projekt verschiedene Ansätze verfolgt: Dazu wurden Enzyme aus Pilzen und menschlichem Speichel gewonnen, die dann zur Transformation in Biokomposite eingebracht wurden. In einem anderen Experiment wurden verschiedene Streptomyces-Stämme verwendet, um Zellulose und andere Biokunststoffe zu besiedeln, um sie zu transformieren. Ling untersuchte auch, wie verschiedene Arten von Pilzen, wie schwarze und grüne Schimmelpilze, Materialien in Mischkulturen umwandeln und selektiv abbauen können. Mit „Design by Decay, Decay by Design“ erhielt Andrea Ling 2020 den Grand Prize – Artistic Exploration für ihren innovativen Versuch, vergängliche Materialien zu schaffen, die helfen, die Umwelt wiederherzustellen.
Smart Home, Smart City
In vielen Haushalten stehen sie bereits, Smart Speaker, die ständig auf die Stimme der Bewohner*innen hören und auf Fragen und Anweisungen warten. Das ist in vielen Situationen sehr praktisch, doch dieses ständige Zuhören kann schnell als unangenehm empfunden werden. „Alias“ ​​​​ist ein lernfähiger „Parasit“, der Menschen mehr Kontrolle über ihre intelligenten Smart-Home-Assistenten in Bezug auf Anpassung und Datenschutz geben soll. Ãœber eine einfache App können Benutzer*innen „Alias“ ​​​​trainieren, um auf benutzerdefinierte Weckwörter zu reagieren. Der „Parasit“ wird auf einen Smart-Home-Assistenten gesetzt und steuert diesen, indem er ein konstantes, leises Geräusch an das Mikrofon sendet und so verhindert, dass der digitale Assistent Personen im Raum belauscht. „Project Alias“ gewann 2019 den Grand Prize – Artistic Exploration als eine Möglichkeit, neue intelligente Technologien zu verwenden, ohne die gesamte Privatsphäre aufgeben zu müssen.
Vom Smart Home zur Smart City. Das Projekt „Ciutat Vella’s Land-use Plan“ stellt eine neue Form der Stadtplanung dar, die Bürger*innen ins Zentrum des Prozesses stellt. Das Entwicklungskonzept, das auf ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Lebensqualität abzielt, basiert auf einem vollständig partizipativen demokratischen Ansatz, an dem Tausende von Bürger*innen beteiligt sind. Der zentrale Stadtteil von Barcelona hat eine dichte und ungeschützte Bevölkerung, die in einer fragilen urbanen Morphologie lebt. Gleichzeitig weist sie eine hohe Quote an wirtschaftlichen Aktivitäten – spezialisiert auf Freizeitangebote – auf, die negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bewohner*innen haben, wie Lärm, Sauberkeit, Menschen im öffentlichen Raum und eine zunehmende Logistik. Mithilfe moderner digitaler Technologien zielt das Projekt auf das Gemeinwohl im urbanen Raum ab, in dem nicht alles der kapitalistischen Expansion unterworfen ist, sondern gemeinsam ein Gleichgewicht zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen gefunden wird und gewann dafür den 2019 den Grand Prize – Innovative Collaboration.
Von Natur und Gesellschaften
Die Antarktis ist unser größtes planetarisches Archiv, das 10 % der Landmasse, 70 % des Süßwassers und 90 % des Eises des Planeten Erde umfasst. „Der Schutz der Antarktis ist der Schutz unserer eigenen Spezies“, lautet die Kernbotschaft des Projekts „Antarctic Resolution“ von Giulia Foscari. Die transnationale und multidisziplinäre kollektive Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung der Antarktis im globalen Ökosystem zu schärfen, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, sich für die Antarktis einzusetzen und für antarktische Resolutionen zu werben. Für diesen Einsatz wurde das Projekt 2022 mit dem S+T+ARTS Prize in der Kategorie Grand Prize – Innovative Collaboration ausgezeichnet. Die internationale Jury, der Francesca Bria (IT), Andres Colmenares (CO/ES), Asako Tomura (JP), LucÃa GarcÃa (ES) und Alexander Mankowsky (DE) angehörten, schrieb in ihrem Statement:
„It opens up new perspectives and insights by leveraging the means and powers of art as a research practice as well as a way to enable awareness and concern, participation and involvement.“
Er ist die dynamischste und empfindlichste Komponente unseres lebenden Planeten. Der Ozean befindet sich in einer neuen Phase seiner dynamischen Geschichte, die durch die Intensivierung der Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf planetare Systeme geprägt ist. „Oceans in Transformation“ handelt von der Übersäuerung der Meere und dem Raubbau an den Urwäldern, von Überfischung und Erwärmung der Ozeane, von der verstärkten Nutzung natürlicher Ressourcen in Küstengebieten und dem Anstieg des Meeresspiegels. Die Territorial Agency von John Palmesino und Ann-Sofi Rönnskog hat Bilder und Daten zusammengetragen und verknüpft, die normalerweise nur selten miteinander in Verbindung gebracht werden. Sie zeigen unmissverständlich, welchen Einfluss wir auf die Ozeane haben, und machen uns gleichzeitig bewusst, was letztlich auf dem Spiel steht. Mit ihren fachübergreifenden Diskussionen zwischen Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, um Handlungskompetenzen zu stärken, erhielt die Territorial Agency den S+T+ARTS Prize 2022 Grand Prize – Artistic Exploration.
Für den S+T+ARTS Prize 2023 kann noch bis zum 3. März eingereicht werden. Eine Übersicht über alle laufenden Open Calls der Ars Electronica findet ihr hier sowie laufend auch auf unseren Social Media Kanälen.