Das Projekt Label4Future will gemeinsam mit Unternehmen nachhaltige Lösungen erarbeiten – unterstützt durch digitale Transformation und innovative Ansätze der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Jeder von uns, die wir in der EU leben, erzeugt durchschnittlich 180kg Verpackungsmüll im Jahr. Insgesamt 2.2 Milliarden Tonnen Abfall produziert die EU jährlich. Die Auswirkungen in Form von Verringerung der Biodiversität, Treibhausgasemissionen und Rohstoffabhängigkeit sind fatal. Mehr und mehr rückt daher die Idee einer Kreislaufwirtschaft, in der Materialien und Produkte wiederverwendet, repariert und recycelt werden, anstatt der traditionellen Wegwerfwirtschaft ins Zentrum politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Von der kulturpolitischen Initiative Neues Europäisches Bauhaus der Europäischen Kommission bis hin zum Green Deal – die EU präsentiert in den letzten Jahren verschiedene industrielle und soziale Strategien, die eine klimafreundlichere Zukunft sichern sollen. Doch wo beginnen?
Im Einklang mit den Regelungen der EU wurde das Projekt Label4Future ins Leben gerufen, das darauf abzielt, die Kreislaufwirtschaft in den sich entwickelten Regionen der EU, darunter Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Rumänien und Polen, voranzutreiben. Der Fokus liegt insbesondere auf der Kunststoffindustrie, die als Hauptverursacher negativer Umweltauswirkungen gilt und gleichzeitig eine wichtige Triebfeder für Wirtschaftswachstum und sozialer Stabilität in Europa ist. „Die Verknüpfung dieses speziellen Industriesektors mit der Innovation, die nachhaltiges Wachstum und Kreislaufwirtschaft fördert, kann einen Anwendungsfall für andere, weniger herausfordernde oder weniger dringende Sektoren schaffen und den Blick auf die Dringlichkeit eines ökologischen Wandels als Schlüsselelement der EU-Industriestrategie lenken“, erklärt Project Manager European Projects & Festival Pablo Bes Alonso. Nur mit sektor- und grenzübergreifender Zusammenarbeit kann Europa wettbewerbsfähig und gleichzeitig nachhaltiger werden, während wirtschaftliche und soziale Werte wie verantwortungsvolles Wachstum, starke Gemeinschaften und Chancen für alle als Pfeiler einer gesamteuropäischen Identität gewahrt werden. Doch Kreislaufwirtschaft ist nicht nur für die Umwelt vorteilhaft. Bis zum Jahr 2030 könnten so – durch Schaffung von Arbeitsplätzen und Ersparnissen im Bereich Rohstoffe und Abfallentsorgung – weltweit wirtschaftliche Chancen und Einnahmen in Höhe von bis zu 4,5 Billionen Dollar generiert werden (Ellen MacArthur Foundation).
Label4Future setzt mit seiner Initiative genau dort, in den aufstrebenden Regionen, der EU an. So erhofft man sich, die wirtschaftliche Bedeutung dieser Regionen zu erhöhen, den lokalen Akteur*innen zu helfen, künftige Herausforderungen zu verstehen, sowie das regionale Potenzial für Ressourceneffizienz und nachhaltige Entwicklung aufzuzeigen. Neue Arbeitsplätze, Verringerung von Abfall und Umweltverschmutzung und Verbesserung des Zugangs zu wichtigen Gütern und Dienstleistungen – durch die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsmodells könnten sich entwickelnde EU-Regionen zu den Triebkräften nachhaltiger Entwicklung werden. Konkret zielt Label4Future darauf ab, Quadruple-Helix-Stakeholder*innen aus verschiedenen Regionen zu vernetzen und durch Nutzung von Designpraktiken, neuen Technologien und Ansätzen aus der Medienkunst innovative Projekte zu testen. Der Quadruple-Helix Ansatz teilt die Wirtschaftssphäre in vier Sphären – Universität, Industrie, Regierung und Zivilgesellschaft – durch deren Beziehung Innovation und Wohlstand entsteht. Diese Stakeholder*innen sollen Kapazitäten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), lokaler Behörden und Forschungseinrichtungen in aufstrebenden Regionen aufbauen, die Verknüpfung und Umsetzung von Wertschöpfungsketten verbessern, regionale Ökosysteme stärken und den Übergang zu einem kreislauforientierten und nachhaltigeren Wirtschaftsmodell fördern. Die Rolle der Medienkunst liegt dabei vor allem darin, durch ihre interaktive, generative und immersive Methodologie neue Perspektiven zu eröffnen.
„Für das Label4Future-Projekt bietet die Vermittlung und Erforschung durch die sektorübergreifende Zusammenarbeit der Stakeholder*innen im Rahmen der neuen Medienkunst Neugestaltung, Zufall, Lebendigkeit, Variabilität, Interaktivität, Konnektivität und Störung.“
Pablo Bes Alonso, Project Manager European Projects & Festival
In der Praxis bedeutet das, dass Unternehmen aus der Kunststoffindustrie Projekte realisieren, die auf die Integration nachhaltiger Materialien oder Wiederverwendung abzielen. Beispielsweise werden im Rahmen eines Projekts innovative Verpackungslösungen für die Gastronomie entwickelt, die kompostierbar sind oder wiederverwertet werden können. Ein anderes Projekt konzentriert sich auf umweltfreundliches medizinisches Schuhwerk, wieder ein anderes auf 3D-gedruckte Schutzpolster für sportliche Aktivitäten auf Basis zellulärer Strukturen. Zudem wird in einem Materiallabor an der Herstellung 100% recycelter Kunststofffliesen gearbeitet – das Ziel: Kunststoff in den Marmor der Zukunft verwandeln.
Label4Future engagiert sich auch in der Unterstützung der KMUs, während diese ihre Projekte umsetzen – Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse werden kontrolliert und verbessert und Neuerungen durch grenzübergreifende Kooperationen getestet. Das Bemühen liegt außerdem darin, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken und innovative Kreislaufwirtschaftsmodelle aufzuzeigen. Damit wird deutlich, dass nachhaltige Lösungen nicht nur wünschenswert, sondern auch umsetzbar sind.
Diese Aktion und Innovation spiegeln das diesjährige Thema des Ars Electronica Festival „HOPE – who will turn the tide“ wider. Akteur*innen aus der Wirtschaft werden aktiv, um Hoffnung zu schaffen – für eine nachhaltigere Zukunft. In diesem Jahr kommen daher im Zuge der Initiative Label4Future ausgewählte Unternehmen aus der Kunststoffindustrie zum Ars Electronica Festival: die Möglichkeiten reichen von Coaching & Mentoring Sessions, Residenzen, Testproduktionen und Studienbesuche bis hin zu der Präsentation ihres Projektes auf dieser großen Veranstaltung. Unter dem Titel „Imagining the Possible Future Scenarios“ werden die in einem Open Call ausgewählten Teilnehmer*innen im Zuge eines zweitägigen Workshops am 5. und 6. September außerdem ihre Ansätze mit kreativen Fachleuten diskutieren. Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit von KMUs und kreativen Fachleuten innovative Zukunftsszenarien für die Kunststoffindustrie zu entwickeln. Dieser Ansatz entspricht dem Gedankenmodell der Ars Electronica, die Kunst, Technologie und Gesellschaft zusammenführt, um neue Perspektiven und Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, und entspricht der Mission der Ars Electronica Platform Europe, kunstbasierte Innovation zu fördern.
Weitere Informationen und Tickets für das Ars Electronica Festival 2024 „HOPE – who will turn the tide“ gibt es hier.
LABEL4FUTURE is funded by the European Union (European Innovation Council and SMEs Executive Agency EISMEA) under grant agreement No. 101133162.