Die Zukunft Europas durch Kunst und Kultur neu denken

Photo: vog.photo

Kunst und Kultur sind treibende Kräfte für ein widerstandsfähiges Europa der Zukunft. Doch echte Veränderung entsteht nur gemeinsam – und genau diese Kollaboration steht im Mittelpunkt des Ars Electronica Festival 2025.

Digitale Technologien entwickeln sich mit rasanter Geschwindigkeit und durchdringen alle Aspekte unseres Lebens. Gleichzeitig durchläuft Europa komplexe soziale und ökologische Veränderungen. Inmitten dieser Umbrüche werden Kunst und Kultur nicht nur als Ausdruck von Identität zunehmend sichtbar, sondern auch als wichtige soziale Infrastruktur, die Orientierung stiftet und Diskursräume eröffnet. Trotz wachsender Anerkennung werden diese jedoch oft in isolierten Rahmen diskutiert, getrennt von Innovation oder Politikgestaltung. Ars Electronica will diese Trennung überwinden und schlägt eine neue Dynamik vor: diese Silos aufzulösen und die Künste stärker in die Innovationsgemeinschaft einzubinden.

Weiterentwicklung braucht Paradigmenwechsel

„Durch die Förderung sektorübergreifender Zusammenarbeit wollen wir neue Formen der Vorstellungskraft anregen, die die Politik mitgestalten, systemische Veränderungen inspirieren und eine Vision von Europa stärken, in der kultureller Ausdruck und technologischer Fortschritt sich gemeinsam weiterentwickeln“, sagt Veronika Liebl, Direktorin für europäische Kooperationsprojekte bei Ars Electronica und Managing Director des Ars Electronica Festival. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des EU-Beitritts Österreichs widmet sich das Ars Electronica Festival 2025 dem Thema „Reimagining Europe’s Future“. Ein zweitägiges Programm bietet Raum für Reflexion und visionäre Denkansätze – zu den politischen Entwicklungen der Europäischen Union und zur Rolle der Künste und Technologien bei der Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft.

The EuroStack Project / Francesca Bria, Dirma Janse – Photo: Dirma Janse

Von der Panik hin zu neuen Möglichkeiten

Der Themenschwerpunkt startet am Donnerstag, 4. September, mit Archipelago of Possible Futures*. Das eintägige Forum in der POSTCITY formt den diesjährigen S+T+ARTS Day in Zusammenarbeit mit dem European Digital Innovation Hub AI5Production und lädt ein, sich aus dem Panikmodus hin zu neuen Möglichkeiten zu bewegen. Kuratiert wird das Programm von der Innovationsökonomin und Expertin für Digitalpolitik Francesca Bria (IT/DE) und dem Kulturwissenschaftler José Luis de Vicente (ES). Archipelago for Possible Futures wurde ursprünglich beim New European Bauhaus Festival 2024 in Brüssel ins Leben gerufen und ist eine wachsende Plattform, die Europas kulturelle, wissenschaftliche und technologische Institutionen miteinander vernetzt. „Wir bringen Museen, Biennalen, Stiftungen und Designstudios mit Europas Innovationspolitik und modernster Infrastruktur wie Supercomputern, KI-Laboren oder Quantenforschung zusammen, um gemeinsam eine inklusive und nachhaltige Zukunft zu gestalten“, so die Kurator*innen.

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Abrechnung, Wiederaufbau und Neugestaltung

Inspiriert von den beiden Gewinnerprojekten des STARTS Prize 2025 AI War Cloud Database von Sarah Ciston (US) und Sensing Quantum von der LAS Art Foundation (DE) – lädt das Programm von Archipelago of Possible Futures die Teilnehmenden dazu ein, sich zentrale Fragen zu stellen: Wer gestaltet die technologische Infrastruktur unserer Gesellschaft? Welchen Machtsystemen dient sie? Und wie können wir ihre materiellen, kognitiven und planetaren Ebenen zurückerobern – als Orte kollektiven Handelns? Konkret geht es um den Umgang mit autoritären Tendenzen, um demokratische Alternativen für Europa und Visionen für zukünftige Technologien im Dienste einer pluralen Gesellschaft. Archipelago of Possible Futures versteht sich aber nicht als politischer Gipfel oder klassisches Symposium. „Es ist vielmehr eine kuratierte Choreografie aus hochkarätigen Ideen, spekulativen Infrastrukturen und radikaler Vorstellungskraft“, so die Kurator*innen.

Von der künstlerischen Praxis zum sozialen Handeln

Am Freitag, 5. September, rückt der Europe Day Kunst und Kultur als verbindende Praxis verschiedener Disziplinen in den Fokus. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport beleuchtet das Programm unter dem Motto „Grenzen überschreiten: Kunst und Kultur gegen Panik“, wie künstlerische Ausdrucksformen politischen Wandel in Europa mitgestalten können – und umgekehrt auch, wie die Europäische Union anlässlich des 30-jährigen Bestehens Österreich in der EU kreative Ausdrucksformen fördert. Zu Beginn reflektieren die Künstlerin Paula Gaetano Adi (AR), die Kulturwissenschaftlerin Victoria Ivanova (GB) und die Schriftstellerin, Theoretikerin und Kuratorin Irit Rogoff (GB) über die Rolle der Künste bei der Neugestaltung technologischer Zukunftsvisionen und Wissensproduktion. Danach stehen erfolgreiche Förderprogramme wie das New European Bauhaus (NEB), das European Institute of Innovation & Technology (EIT), Horizon, Creative Europe und natürlich STARTS (Science, Technology & the Arts) im Fokus. Und schließlich diskutieren Künstler*innen die politischen Dimensionen und Gesten ihrer Werke – von Kommentaren und Kritik bis hin zum direkten Engagement in Gemeinschaften, Politik und öffentlichem Leben. Der Nachmittag widmet sich dann der Rolle von Kunst bei der Bewältigung individueller Krisen und psychischer Gesundheit sowie ihrem Einfluss auf medizinische Bildung. Gemeinsam mit dem Open Innovation in Science Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft, EIT Health und EIT Culture & Creativity reflektieren Mediziner*innen, politische Entscheidungsträger*innen, Forscher*innen und Künstler*innen über interdisziplinäre Ansätze in der medizinischen Forschung und im Gesundheitswesen.

AI x Art / Ali Nikrang (AT), Susanne Kiesenhofer (AT), Photo: flap

Technologie, Vernetzung und kreative Synergien

Während der S+T+ARTS Day sowie der Europe Day Kunst und Kultur als Formen politischer Praxis in den Vordergrund stellt, rücken im weiteren Verlauf des Festivals die technologischen Voraussetzungen und strukturellen Bedingungen für Transformation in den Fokus. Die europäische Kreativszene ist eine stark fragmentierte Branche. Gerade deshalb versteht sich das Ars Electronica Festival auch als Plattform für Vernetzung und Austausch, wo Herausforderungen und Möglichkeiten durch technologische Entwicklungen gemeinsam reflektiert werden.

Am Freitag, 5. September, lädt das Network Activation Event im Rahmen des EU-geförderten Projekts EXCENTRIC in die POSTCITY ein (Hinweis: nur auf Einladung). Vertreter*innen von Museen, Theatern, Festivals und der Musikbranche diskutieren, wie digitale Innovationen transformative Prozesse in den CCSI (Cultural and Creative Sectors and Industries) vorantreiben können. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks zur Entwicklung und Integration datengestützter, kollaborativer Tools für intelligente digitale Abläufe.

Ebenfalls am Freitag, 5. September, laden die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und das Ars Electronica Festival zum „Artists’ Drink“ ein – einem informellen Networking-Event, bei dem sich die Gäste mit Künstler*innen und Kooperationspartnern aus der Schweiz austauschen können (Hinweis: nur mit Anmeldung). Am Samstag, 6. September, folgt das Symposium „STAGED REALITIES“ in der POSTCITY. Ein praxisorientiertes Programm bringt führende Technolog*innen, Künstler*innen und Forscher*innen aus dem Themenbereich Künstliche Intelligenz im Theater und in der darstellenden Kunst auf die Bühne.

Offener Austausch als zentraler Wert des Festivals

Townhall Meetings und weitere Hospitality Events bieten den Festivalbesucher*innen zusätzliche Möglichkeiten, sich mit der Community zu vernetzen. Kaum irgendwo sonst ist ein so geballter und offener Austausch zwischen Professionals unterschiedlicher Disziplinen und Nationalitäten möglich. Denn Ars Electronica verzichtet bewusst auf exklusive Formate – stattdessen werden Räume geöffnet für Begegnungen zwischen Menschen, die etwas bewegen und aktiv an einem zukunftsfähigen Europa mitgestalten möchten. Genau diese Begegnungen sind es, die ein gelungenes Festival ausmachen.

Das Ars Electronica Festival 2025 findet vom 3. bis 7. September in Linz unter dem Motto „Panic – yes/no“ statt. Tickets sind hier erhältlich. Der Themenschwerpunkt „Reimagining Europes Future” wird im Rahmen des Ars Electronica Theme Symposium zu erleben sein. Das vollständige Festivalprogramm finden Sie hier.

*Die Konferenz wird aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen der Projekte STARTS Ec(h)o und E-DIH AI5Production gefördert.

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