Die Schrift al-Āla allatī tuzammir bi-nafsihā der Banū Mūsā ibn Shākir ist ein medienarchäologisches Juwel. Das Manuskript aus der Mitte des 9. Jh. beschreibt, oberflächlich betrachtet, einen universalen Flötenspieler, der sich bei näherer Betrachtung als ein programmierbares universales Musikinstrument entpuppt. Eine moderne Neuinterpretation dieses selbstspielenden Instruments wurde 2023 von Museumstechniker Daniel Murina entwickelt.
Mit Hilfe einer Stiftwalze, die später zum mechanischen Herzstück europäischer Musikautomaten wird, sollen beliebige Melodien und beliebige Instrumente gespielt werden können. 2005 präsentierte das ZKM | Karlsruhe zum ersten Mal eine komplette deutsche Übersetzung des Originaltextes von Imad Samir, welcher nur noch als fotografisches Negativ in Beirut existiert. Meisterstück dieser Ausstellung war die mechanische Rekonstruktion des spielenden Automaten mit einer Animation zur Funktionsweise des Antriebsteils von Liang Zhipeng. Der „Programmer“ stellt die Maschine dar, an der die auf der Sornay gespielte Melodie auf den Walzen notiert wird. Neben den Flötenlöchern hängen Ringe, die jeden Finger über gespannte Fäden mit einem Hebel verbinden. Wenn die Flöte gespielt wird, zeichnen sich die Fingerbewegungen als Noten und Rhythmus auf den rotierenden Zylinder-Chips ab. Die Markierungen an den einzelnen Walzen-Chips werden gefräst und somit Einkerbungen erzeugt. Diese Chips werden in den „Player“ eingesetzt und die Einkerbungen lösen die Hebelbewegungen aus, die die Sornay spielen. Am „Player“ rotieren die Walzen-Chips konstant über einen Motor. Die Animation zeigt, wie die Walze ursprünglich über ein Wasserradgetriebe gedreht wurde. Im Inneren des Podests befindet sich ein Kompressor, der für konstanten Luftdruck sorgt. In dem Automaten der Banū Mūsā wurde die konstante Luftzufuhr für das Spielen des Blasinstruments über einen hydraulisch-pneumatischen Mechanismus erzeugt, der für die Ausstellung auf einem Bildschirm animiert worden ist. Die Luft aus dem Kompressor wird über ein Ventil zur Sornay geleitet und die Hebel spielen die einprogrammierte Melodie der Walzen auf der Sornay.
„Wir möchten erklären, wie ein Instrument […] geschaffen wird, das fortwährend jegliche Melodie […], die wir wünschen, von selbst spielt, manchmal in einem langsamen Rhythmus […] und manchmal in einem schnellen Rhythmus, auch können wir von Melodie zu Melodie wechseln, wann immer wir dies wünschen.“
2023 hat Daniel Murina, Museumstechniker im Ars Electronica Center, eine moderne Neuinterpretation des Instrument, das von selbst spielt entwickelt, die nun als Installation in der Ausstellung erlebbar ist.