Flute Organ with Crank and Pinned Barrel ca.1795, Clavis; Vienna; Photo: Ars Electronica / Birgit Cakir

Flötenwerk

um 1795 Fa. Clavis; Wien

Eines der Exponate aus der Klangfabrik Haslach ist das Flötenwerk mit Kurbel und Stiftwalze, ein mechanisches Musikinstrument, das automatisch spielt.

Das Orgelwerk besteht lediglich aus Lippenpfeifen und wird mit einer Kurbel und einem Metallgewicht betrieben. Die ersten Flötenwerke sind wahrscheinlich deutscher Herkunft und wurden vermutlich in den 1780er Jahren erstmals im Müllerschen Kunstkabinett in Wien einem Publikum präsentiert. Kleinere Flötenwerke mit ca. 20 bis 30 Pfeifen wurden in Uhrgehäusen oder in Unterkästen von Uhren eingebaut. Größere Instrumente mit über hundert Pfeifen fanden in Möbeln aller Art Platz. Beliebt waren Schreibsekretäre und Kästen, die oft auch noch eine Uhr integriert hatten, und Kanapees. Flötenwerke waren teure Luxusgegenstände und bildeten auch hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung einen Glanzpunkt biedermeierlicher Wohnkultur.

Flute Organ with Crank and Pinned Barrel ca.1795, Clavis; Vienna; Photo: Ars Electronica / Birgit Cakir

Mechanische Klangfabrik Haslach

Das Museum Mechanische Klangfabrik verdankt seine Entstehung dem gebürtigen Haslacher Erwin Rechberger (* 1925) und seiner Musikleidenschaft. Besessen vom Wunsch nach einem eigenen lebendigen Museum, stieß Rechberger nach Ende des

Weltkriegs auf Flohmärkten und bei Trödlerbörsen auf die Idee, Musikautomaten ein eigenes Museum zu widmen. Zum einen erlaubten ihm diese Instrumente wieder das Musizieren, was nach dem Krieg nicht mehr möglich war, zum anderen fehlte ein solches Spezialmuseum in der österreichischen Museumslandschaft. Im Bestreben, eine Ausstellung vom mechanischen Kleinst- bis zum mechanischen Großinstrument zusammenzustellen, fanden sich auch alsbald die geeigneten Exponate, die er mit der Akribie eines leidenschaftlichen Sammlers bald europaweit zusammentrug. So kaufte er das erste Instrument – ein mechanisches Tretklavier mit Papierrolle – zwar bei einem Händler in Schärding, der dieses aber wiederum über einen Händler aus jener Musikwerkstatt in England erwarb, die auch als Hoflieferant des englischen Königshauses höchsten Ruf genoss. Gemeinsam mit seinem Sohn unternahm er Ankaufstouren nach Wien, Deutschland, in die Schweiz, nach Holland, Dänemark, Belgien und Tschechien. Dort hielt er bei Altwarenhändlern, Privatleuten, privaten Museen oder auch Flohmärkten Ausschau nach alten Musikautomaten. Ein mühsames Unterfangen, wurden doch auf den Flohmärkten oft nur mehr Ersatzteile solcher Automaten angeboten. Die gewachsene Wertschätzung dieser klingenden technischen Wunderwelt, der man in anderen Ländern bereits Museen widmete, zwang ihn, manche Lücke der Sammlung auch mit Ankäufen aus Auktionshäusern zu schließen. Bereits 1994 konnte er in Haslach das erste österreichische Museum für Musikautomaten eröffnen, in dem die Entwicklung der Musikautomaten vom Barock bis in die Zwischenkriegszeit thematisiert wird. Die Sammlung mit ihren rund 160 Exponaten wurde vom Verein Kultur in der Fabrik Haslach mit Unterstützung des Landes Oberösterreich erworben und bildet nun den Kern des Museums, um so die spannende Geschichte des Automatenwesens rund um die Musik auch nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten für jedermann verständlich und auf musealem Standard umfassend darzustellen.

Mit freundlicher Unterstützung der Mechanischen Klangfabrik Haslach und des Sammlers Erwin Rechberger