Bereits zum dritten Mal wurde Ars Electronica Export eingeladen, um in den Schauräumen der Volkswagen AG in Berlin herausragende künstlerische Positionen zu zeigen, die den Zeitgeist treffen und unsere Mobilität hinterfragen. Auf zwei verschiedenen Etagen sind 19 Installationen und Dokumentationen präsentiert.
Type: Exhibition
Duration: 12.07. – 16.09.2012
City, Country: Berlin, Germany
Venue: Automobilforum Unter den Linden Volkswagen AG
Im Mittelpunkt des gemeinsamen Ausstellungsprojekts steht der Balanceakt zwischen Selbstbestimmtheit und Entmündigung. Der urbane Raum als ein extremes Beispiel einer ebenso realen wie konstruierten Lebenssituation wird dabei als ein Laboratorium zur Entwicklung und Erprobung innovativer Strategien und Herangehensweisen gedacht. Preisgekrönte künstlerische Arbeiten eröffnen hier einmalige Assoziationsräume, die von der philosophischen Betrachtung bis zur gelebten Selbsterfahrung reichen.
Wie kein anderer Lebensraum ist die Stadt Sinnbild für die Komplexität unserer modernen Gesellschaft. Sie steht für die vielen sozialen, kulturellen und ethnischen Konflikte quer durch unsere Gesellschaft ebenso wie für das gleichzeitige Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer EinwohnerInnen. Millionen Menschen leben und arbeiten in der Stadt zusammen, im Bewusstsein, nirgendwo sonst so beengt zu sein und doch nirgendwo sonst so viele Möglichkeiten der individuellen Lebensgestaltung vorzufinden.
Kein anderer unserer Lebensräume erfordert eine derart komplexe Komposition des Zusammenlebens, um ein friedliches Miteinander überhaupt erst zu ermöglichen. Ein Regelwerk, das jeden unserer Lebensbereiche erfasst, gleichzeitig aber größtmöglichen Handlungsspielraum eröffnet. Eines, das sich als Bekenntnis zum selbstbestimmten Handeln aller versteht, das aber auch klare Grenzen aufzeigt. Diese Summe aller denkbaren Kompromisse darf aber, als Gefäß betrachtet, niemals einer Deckelung unterworfen sein, sondern muss als ein Prozess verstanden und durch neue Impulse in ständiger Bewegung gehalten werden. Passiert das nicht oder in zu geringem Ausmaß, regt sich Widerstand.
Dass solcher Ungehorsam seine ganz eigene Dynamik entfalten kann, zeigt die Trendsportart „Parcours“. Es waren die 1990er Jahre, in denen Jugendliche in den Pariser Vororten damit begannen, sich ihre aus Stahl, Beton und Glas gestaltete Umwelt auf völlig neue Weise anzueignen. Sie erklärten herkömmliche Wege zum Tabu und schlugen ihre eigenen Pfade ein, Pfade, die immer so schnell und so direkt wie möglich von A nach B führen müssen. In akrobatischer Manier überwinden die „Traceurs“ (das sind die, „die den Weg ebnen“) dabei vermeintlich unüberwindbare Hindernisse. Neben dem ganz bewussten Missachten des Gebotenen, legen die „Traceurs“ Wert darauf, ihre Umgebung nicht zu schädigen. „Parcours“ steht für ein von Vorschriften emanzipiertes, eigenverantwortliches Handeln, das Respekt und Achtung für Umwelt und Mitmenschen impliziert. 20 Jahre später ist „Parcour“ längst keine Jugendbewegung in den Banlieues mehr, sondern eine urbane Trendsportart, die von den PR-Agenturen eines weltweiten Getränkeherstellers rasant in Szene gesetzt wird.
Eine völlig andere Strategie des ans Zielgelangens zelebriert der US-Künstler Joseph Herscher. Er entwirft und baut riesige Maschinen, um ganz bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wobei die Aufgaben stets einfach, die Maschinen dagegen so komplex wie nur möglich ausfallen. Angetrieben werden Herschers Apparaturen meist von kleinen Kugeln, die, einmal in Bewegung versetzt, mit verschiedenen Hindernissen kollidieren und dabei immer wieder neue Bewegung anstoßen. Auf Impuls folgt Bewegung folgt Impuls folgt Bewegung.
Ob so direkt und schnell wie der Traceur oder so umständlich und langsam wie Herscher, der Weg ist bei beiden das eigentliche Ziel. So spielerisch und leicht, ja so unbeirrbar beide scheinbar an ihr Ziel gelangen, es genügt da wie dort eine Kleinigkeit, um alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und genau das ist es auch, das uns da wie dort in den Bann zieht. Dass über jedem noch so eleganten Überwinden des nächsten Hindernisses stets die Möglichkeit des grandiosen Scheiterns schwebt.
Im Mittelpunkt des dritten gemeinsamen Ausstellungsprojekts von Ars Electronica und Volkswagen AG steht der Balanceakt zwischen Selbstbestimmtheit und Entmündigung. Der urbane Raum als ein extremes Beispiel einer ebenso realen wie konstruierten Lebenssituation wird dabei als ein Laboratorium zur Entwicklung und Erprobung innovativer Strategien und Herangehensweisen gedacht. Preisgekrönte künstlerische Arbeiten eröffnen hier einmalige Assoziationsräume, die von der philosophischen Betrachtung bis zur gelebten Selbsterfahrung reichen.
Artworks
Cantoni/Crescenti (BR)
Floor (2007)
„FLOOR“ besteht aus einer mehrere Meter langen begehbaren Bahn dünner Stahlplatten und einem darunter befindlichen, querliegenden Aluminiumbalken. Letzterer schiebt sich langsam von einem Ende der Bahn bis ans andere und wölbt dabei die Stahlplatte nach oben. Ergebnis ist eine stählerne Welle, auf deren blankpolierter Oberfläche sich das einfallende Licht immer wieder anders bricht. Und wie eine echte Welle im Wasser, hebt auch diese Welle jed en sanft in die Höhe, unter dem sie hinweg rollt.
Dash Macdonald (GB)
In Your Hands (2008)
Dash Macdonald fährt alles andere als handelsübliche Rollerskates. Seine Skates können per Funk ferngesteuert, in jede beliebe Richtung gelenkt werden. Im Rahmen der Performance „In Your Hands“ überantwortet sich Dash Macdonald Passanten auf der Straße und eröffnet diesen die Möglichkeit, ihn wie eine Spielfigur hin und her zu bewegen. Derart verführt, dauert es meist nicht lange bis der Künstler in immer absurdere, in immer unmöglichere Situationen manövriert wird. Über das allgemeine Gelächter darüber übersehen die meisten, worum es Dash Macdonald wirklich geht: Darum, wie weit Menschen zu gehen bereit sind, um sich auf Kosten anderer zu amüsieren. „In Your Hands“ ist vom Milgram- und vom Stanford-Prison-Experiment inspiriert, „Impuls und Bewegung“ präsentiert ein Video der Performance.
Junji Watanabe (JP), Hideyuki Ando (JP), Tomofumi Yoshida (JP)
Save yourself!!! (2007)
Auf recht ungewöhnliche Art und Weise stellt „Save Yourself“ den Gleichgewichtssinn auf die Probe. Die Installation besteht aus einer zur Hälfte mit Wasser gefüllten Glasschüssel, in der ein kleines Floß mit einem aufgesetzten Display schwimmt. Letzteres ist mit einem eigens entwickelten Sensor ausgestattet, der auch noch kleinste Bewegungen registriert und in elektrische Impulse umwandelt. Via Kabel und Kopfhörer mit eingebauten Elektroden werden diese Impulse nun in Richtung Gehör der jeweiligen ProbandInnen weitergeleitet, während diese sich wiederum bemühen, Glaskugel und Floß so ruhig als möglich in Händen zu halten. Geraten Wasser und Floß dennoch in Bewegung wird dies direkt an das Gleichgewichtsorgan im Innenohr übertragen – was die ProbandInnen wiederum garantiert ins Schleudern bringt.
Martin Frey (DE)
CabBoots (2005)
Mit seinen CabBoots präsentiert Martin Frey (DE) innovatives Leitsystem für FußgängerInnen. Das Interface macht Informationsvermittlung spürbar und intuitiv verständlich, indem es an genau dem Körperteil ansetzt, der direkt am Gehen beteiligt ist: dem Fuß nämlich. Ausgangspunkt für Martin Freys Überlegungen ist die Topografie von Trampelpfaden, die in ihrer Mitte stets am meisten ausgetreten sind, weshalb das Niveau hier merklich unter dem der Ränder liegt. Geht man einen solchen Pfad entlang, setzen die Füße nur im Bereich der Wegmitte plan auf, links und rechts davon macht der nach oben gewölbte Boden ein leichtes – und unangenehmes – Anwinkeln des Fußes notwendig. Letzteres vermeiden wir ganz intuitiv und streben unweigerlich zur Mitte des Weges. Genau das macht sich Martin Frey zu Nutze: Indem seine CabBoots ihre Sohlen einfach nach außen oder innen hin anheben, lenken sie ihre bzw. ihren jeweiligen TrägerIn in eine bestimmte Richtung. Virtuelle Pfade können auf diese Weise blind nachgegangen werden. Die Software zur Positionsbestimmung und Pfadberechnung soll auf mobilen Geräten wie Smartphones oder iPhones, PDA oder anderen laufen, die per Funk mit den CabBoots kommunizieren.
Ryota Kuwakubo (JP)
The Tenth Sentiment (2010)
Ryota Kuwakubo lässt die Schatten ganz normaler Alltagsgegenstände Wände entlang tanzen, geheimnisvolle Objekte und poetische Landschaften ausformen. Ein schlichtes Nudelsieb verwandelt sich dabei in einen majestätischen Wolkenkratzer, eine Glühbirne in ein ganzes Kraftwerk. Ryota Kuwakubo verwendet ausschließlich Gegenstände, deren Wert und Sinn üblicherweise mit ihrer Funktionalität verknüpft ist. Genau diese Verknüpfung löst Ryota Kuwakubo auf und verleiht den Gegenständen dadurch eine völlig andere Bedeutung.
Julius Stahl (DE), Technical Support: Sukandar Kartadinata
Transitions (2012)
Mit „Transitions“ lädt Julius Stahl zu ungewöhnlichen SoundWalks ein. Die TeilnehmerInnen tragen dabei Kopfhörer, die sämtliche Klänge und Geräusche der Umgebung aufnehmen und per Funk an ein anderes Paar Kopfhörer übertragen. Jede/r TeilnehmerIn hört so mit den Ohren der/s anderen.
Daisuke Ishida (JP/DE)
Acoustic Octahedral Geometry (2012)
Daisuke Ishida erkundet Raum durch Klang. Der Künstler schafft eine Architektur, deren Formen und Grenzen ausschließlich akustischer Natur sind. Mittels Super-Richtschall errichtet er Wände, Böden und Decken seiner unsichtbaren „Acoustic Octahedral Geometry “. Diese ist nur wahrnehmbar bzw. hörbar, sobald diese Schallbündel durchquert und dabei unterbrochen, reflektiert und abgelenkt werden. Die so entstehenden Interferenzen wiederum bilden neue unsichtbare Linien und damit eine neue, flüchtige Architektur.
Daito Manabe (JP), Motoi Ishibashi (JP)
Particles (2005)
Daito Manabes (JP) „Particles” sind ein traumhaft schönes Lichtkunstwerk. In einem vollkommen abgedunkelten Raum, rollen acht LED-bestückte Kugeln eine meterhohe, aus acht Schlaufen bestehende Spiralbahn hinunter. Da die LEDs immer wieder nur ganz kurz aufleuchten, entsteht der Eindruck, als würden bloß Lichtpartikel durch den Raum schweben. Die jeweiligen Positionen der acht Kugeln und das Muster, in dem sie aufleuchten, erzeugen zudem eine Soundkulisse, die über acht Lautsprecherkanäle wiedergegeben wird.
Democracia (ES)
Ser y durar (2011)
Ende der 1980er Jahre begannen Jugendliche in den Pariser Vororten damit, sich ihre aus Stahl, Beton und Glas gestaltete Umwelt auf völlig neue Weise anzueignen. Herkömmliche bzw. vorgeschriebene Wege wurden von ihnen zum Tabu erklärt und eigene Pfade ersonnen und eingeschlagen, Pfade, die immer so schnell und so direkt wie möglich von A nach B führen müssen. In akrobatischer Manier überwinden die „Traceurs“ (das sind die, „die den Weg ebnen“) dabei vermeintlich unüberwindbare Hindernisse. Neben dem ganz bewussten Missachten des Gebotenen, legen die „Traceurs“ Wert darauf, ihre Umgebung nicht zu schädigen. „Parcours“ steht für ein von Vorschriften emanzipiertes, eigenverantwortliches Handeln, das Respekt und Achtung für Umwelt und Mitmenschen impliziert. 20 Jahre später ist „Parcour“ längst keine Jugendbewegung in den Banlieues mehr, sondern eine urbane Trendsportart. Die Traceurs von Democracia haben ihr Parcour-Video auf dem La Almudena Zentralfriedhof in Madrid gedreht.
Kazuhiko Hachiya (JP)
Inter-Discommunication Machine (1993)
Die „Inter-Discommunication Machine” erlaubt es, die Welt mit den Augen einer/eines anderen zu sehen. Alles was es dafür braucht, sind zwei „Head Mounted Display“ (kurz HMD). Letztere werden wie Brillen getragen, die an ihrer Innenseite mit zwei Monitoren, an ihrer Außenseite mit einer kleinen, nach vorn gerichteten Videokamera ausgestattet sind. Per Funk werden die Videobilder des einen HMD nun zu den Monitoren des anderen HMD übertragen und umgekehrt. Jede Person sieht so nur das, worauf der Blick der jeweils anderen Person gerichtet ist.
Naim Josefi (SE)
Melonia Shoes (2010)
„Melonia Shoes“ bestehen zur Gänze aus Polyamid und werden mittels 3D-Druckverfahrens hergestellt. Die Schuhe sind aus einem Stück gefertigt und können, so sie ihrer/m TrägerIn nicht mehr gefallen, wieder eingeschmolzen und zum Druck neuer Schuhe verwendet werden. Ihre Funktionalität haben die auffälligen Schuhe im Rahmen der letztjährigen Stockholmer Modemesse bereits bewiesen.
Joseph Herscher (US)
Tipp-Kicker (2012)
Joseph Herschers „Tipp-Kicker“ ist inspiriert vom nahezu gleichnamigen Spiel und präsentiert sich als ein Wettstreit zwischen Mensch und Maschine: Während die Maschine versucht, ein Tor zu schießen, bemüht sich der Mensch, genau dies zu verhindern. Doch es wäre nicht Joseph Herscher, würde der Künstler diesen ziemlich simplen Sachverhalt nicht auf extrem komplexe Weise inszenieren. Und so entwickelt sich eine aberwitzige Kettenreaktion quer durch die gesamte Ausstellung „Impuls und Bewegung“, bei der sich ein Seil abwickelt, ein Fass wegrollt, ein Teekessel durch den Raum schwingt und allerhand andere Dinge passieren, bevor schlussendlich der Ball getreten wird. All das sollte der menschliche Spieler stets gut im Auge behalten, um den abschließenden Torschuss vorauszuberechnen.
Joseph Herscher (US)
The Page Turner (2012)
Den Anfang dieser Geschichte bildet ein Schluck Kaffee, das Umblättern einer Zeitungsseite ihr Ende. Dazwischen liegt eine aberwitzige und extrem fragile Kettenreaktion, die der US-Künstler Joseph Herscher in Form der Nonsense-Maschinen „The Page Turner“ auf gewohnt beeindruckende Weise in Szene setzt. Die Arbeit wird in Form eines Videos präsentiert.
Rob Bliss, Scott Erickson (US)
Grand Rapids LipDub Video
Der Begriff „Lipdub“ bezeichnet ein Musikvideo, das ohne einen Schnitt in einem Durchlauf aufgenommen wird und mit Lippensynchronisation – also ohne dass die Akteure und Akteurinnen tatsächlich singen – arbeitet. Am Dreh des „Grand Rapids LipDub Video“ waren ganze 5.000 Personen beteiligt, Marschkapellen, Paraden, Hochzeiten, Autos und Hubschrauber involviert und wurde ein Großteil der Innenstadt von Grand Rapids in Michigan abgesperrt. Das Video entstand als Reaktion auf einen Artikel der „Newsweek“, in dem Grand Rapids als „sterbende Stadt“ bezeichnet wurde.
OK Go
Needing Getting (2012)
Vier Monate lang dauerten die Vorbereitungen für dieses Musikvideo der US-Band OK Go. Rund 1.000 Instrumente wurden entlang eines Zwei-Meilen-Parcours durch die Wüste vor Los Angeles aufgestellt. Neben 50 Klavieren und einigen Dutzend Gretsch-Gitarren kamen dabei auch selbst gebaute Klangelemente zum Einsatz. Dann wurde ein Auto mit pneumatischen Armen ausgestattet und von Sänger Damian mit Vollgas durch den Kurs gefahren. Nach anstrengenden vier Tagen war alles im Kasten und ein Film entstanden, der wesentlich mehr ist, als ein bloßes Musikvideo.
OK Go
This too shall pass (2010)
Ganz viele winzige Details sind auch beim Video zu „This too shall pass“ die eigentlichen Hauptdarsteller. Allein um den Hindernisparcours auf „Start“ zu setzen, benötigten die 60 MItarbeiterInnen eine ganze Stunde. Der Dreh selbst wurde mit einer einzigen Steadicam umgesetzt und nahm mehr als zwei Tage oder 60 Versuche in Anspruch.
John Ivers (US)
Home made Rollercoaster (2002)
Weil John Ivers keine Lust auf Schlange Stehen mehr hatte, beschloss er kurzerhand sich eine eigene Achterbahn zu bauen. Gesagt getan, seit 2002 ziert seine Achterbahn nun schon seinen Garten. Das unumstrittene Highlight der Attraktion: der 360-Grad-Looping.
Julian Smith (US)
Techno Jeep (2009)
Unter der Leitung von Julian Smith entstand ein Techno-Lied, das ausschließlich aus Tönen besteht, die von einem Auto herrühren. Die Vorbereitungen dazu waren denkbar einfach: Zwei Wochen vor der Aufnahme suchte sich jeder der beteiligten „Musiker“ sein Lieblingsgeräusch aus, vom Zuschlagen der Türen oder dem Surren beim Verstellen der Sitze über das Klacken der einschnappenden Zentralverriegelung bis zum Ächzen des Anlassers. Alle diese Töne wurden zeitgleich mit Richtmikrofonen aufgezeichnet und anschließend digitalisiert.
Red Bull (AT)
Parkour
Es waren die 1990er-Jahre, in denen Jugendliche in den Pariser Vororten damit begannen, sich ihre aus Stahl, Beton und Glas gestaltete Umwelt auf völlig neue Weise anzueignen. Sie erklärten herkömmliche Wege zum Tabu und schlugen ihre eigenen Pfade ein, Pfade, die immer so schnell und so direkt wie möglich von A nach B führen müssen. In akrobatischer Manier überwinden die „Traceurs“ (das sind die, „die den Weg ebnen“) dabei vermeintlich unüberwindbare Hindernisse. Neben dem ganz bewussten Missachten des Gebotenen legen die Traceure Wert darauf, ihre Umgebung nicht zu schädigen. Parkour steht für ein von Vorschriften emanzipiertes, eigenverantwortliches Handeln, das Respekt und Achtung für Umwelt und Mitmenschen impliziert. 20 Jahre nach seiner Erfindung ist Parkour längst keine Jugendbewegung in den Banlieues mehr, sondern eine urbane Trendsportart, die von den PR-Agenturen eines weltweit agierenden Getränkeherstellers rasant in Szene gesetzt wird.