Auszeichnung wegweisender Kultur- und Technologieprojekte mit gesellschaftlichem Impakt
Der CultTech x Ars Electronica Award würdigt Projekte und Ideen, die beispielhaft für einen verantwortungsvollen Umgang mit Technologie sind und aktiv zur Zugänglichkeit und Wirkung von Kultur beitragen, indem sie eine wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen Kulturschaffenden, Anbietern und Publikum fördern. Mit dem Preis sollen Initiativen unterstützt werden, die Nachhaltigkeit anstreben, verantwortungsvolle technologische Entwicklungen fördern und den digitalen Wandel in der Kultur- und Kreativbranche vorantreiben.
Der Award unterstützt Projekte, die die Kraft von Innovation und Kreativität nutzen, um einen positiven sozialen Wandel voranzutreiben – nicht nur auf lokaler oder regionaler Ebene, sondern auch mit globaler Dimension. Durch die Hervorhebung herausragender Initiativen unterstreicht dieser Preis die Notwendigkeit, Technologie und Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen, Inklusivität zu fördern und positive Transformationen zu unterstützen.
Mit dieser Auszeichnung wird die Bedeutung des gesellschaftlichen Einflusses im Bereich der Kultur und Technologie hervorgehoben. Einzelpersonen, Kollektive und Organisationen wurden eingeladen, ihre wegweisenden Projekte einzureichen, die das transformative Potenzial von Kultur und Kunst veranschaulichen und gleichzeitig kritische Themen aufgreifen, die Inklusion fördern und einen positiven Wandel unterstützen.
Jury Statement
Wahrheit und Sanftmut: Eine neue Sichtweise
Der CultTech x Ars Electronica Award 2024 wurde zum zweiten Mal ausgeschrieben und umfasst eine bemerkenswerte Auswahl von 147 Projekten aus 40 Ländern. Die diesjährigen Einreichungen zeugen von außergewöhnlicher Qualität und Vielfalt und spiegeln das globale Engagement wider, Technologie als Katalysator für positiven sozialen Wandel zu nutzen.
Die Jury war besonders beeindruckt von der Bandbreite der aufgegriffenen Themen, darunter das Wohlbefinden, der Schutz personenbezogener Daten, soziale Kontrollmechanismen und der Schutz der Gewässer. Die Projekte zeugen von einem Engagement für die Verbesserung der kulturellen Teilhabe und die Förderung der Nachhaltigkeit in ihren jeweiligen Lebensräumen.
Ein hervorstechender Trend bei den diesjährigen Einreichungen war die Promotion von gemeinschaftsorientierter technologischer Kompetenz. Viele Projekte stellten Werkzeuge zur Verfügung, die es Einzelpersonen und Gruppen ermöglichten, sich mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen und lokale Probleme durch Datenerhebung und interaktives Design zu erfassen. Darüber hinaus war die Integration von spielerischen Elementen im Bereich des Erlebens von kulturellem Erbe von großer Bedeutung, um insbesondere jüngere Generationen anzusprechen.
Zahlreiche Einreichungen schlugen innovative Lösungen für ökologische Herausforderungen vor und betonten dabei die langfristige ökologische, soziale und wirtschaftliche Tragfähigkeit. Darüber hinaus befassten sich viele Projekte mit der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, indem sie der Allgemeinheit die Möglichkeit gaben, sich aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und ihre Ansichten in Echtzeit einzubringen.
Die diesjährigen Preisträgerprojekte sind geprägt von den Themen Wahrheit und Sensibilität. Sie befassen sich mit der Frage, wie man in einer zunehmend komplexen Welt Realität von Täuschung unterscheiden, soziale Barrieren überwinden und Empathie und Verbundenheit aufrechterhalten kann. Die Jury fand diese Ansätze besonders überzeugend, da sie die Teilnehmer*innen dazu einladen, die zerbrechlichsten Aspekte der menschlichen Erfahrung zu erforschen. Der CultTech x Ars Electronica Award 2024, der im Rahmen des CultTech Summit in Wien verliehen wird, stellt nicht nur Innovation und Kreativität unter Beweis, sondern unterstreicht auch die entscheidende Rolle, die Kultur und Technologie bei der Gestaltung einer integrativeren, empathischeren und nachhaltigeren Zukunft spielen.
Jurymitglieder: Veronica D’Souza, Dmitry Aksenov, Gerfried Stocker
Hauptpreis 2024
Escape Fake – Polycular (Irina Paraschivoiu (RO), Thomas Layer-Wagner (AT), Benjamin Arzt (AT), Julian Watzinger (AT), Tobias Hoffmann (DE)
Escape Fake ist ein immersives Augmented-Reality-Erlebnis, das die Medienkompetenzerziehung verändert. Durch die Verbindung von Spielen, Geschichtenerzählen und digitaler Innovation befähigt das Projekt junge Menschen und Pädagog*innen, sich kritisch mit der digitalen Welt auseinanderzusetzen, Fake News zu entlarven und die globale Herausforderung der Desinformation zu bewältigen.
Wie können wir jungen Menschen angesichts der wachsenden Herausforderungen durch Desinformation effektiv und auf ansprechende Weise Medienkompetenz vermitteln? Im Jahr 2018 haben wir uns diese Frage gestellt und, da wir keine eindeutige Antwort fanden, Escape Fake entwickelt: ein immersives Augmented-Reality (AR)-Erlebnis, das kritisches Denken und Medienkompetenzen fördert.
In Escape Fake arbeiten die Spieler*innen mit einem virtuellen Guide – einem Quantum-Reality-Hacker – zusammen, um Fake News zu entlarven und die Auswirkungen von Desinformation zu verstehen. In einem AR-gestützten Escape-Room-Format, das auf Handys und Tablets zugänglich ist, lösen sie Rätsel, die ihre Fähigkeit stärken, Fehlinformationen zu erkennen und zu widerlegen.
Von der Erkundung eines dystopischen Zukunftsmuseums bis hin zur Analyse von Social-Media-Algorithmen auf den Spuren eines Lifestyle-Bloggers – das Spiel verbindet digitales Storytelling und erfahrungsorientiertes Lernen.
Seit seinen Anfängen hat sich Escape Fake zu einem umfangreicheren Ökosystem entwickelt, mit einem Toolkit, einem Online-Kurs für Pädagog*innen und einer Ausstellung, die die im Spiel behandelten Fehlinformationsthemen kontextualisiert. Durch die Verbindung von spielerischem Lernen mit Bildung, Engagement und Medienkunst vermitteln wir wichtige Fähigkeiten, die man braucht, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden.
Credits
Escape Fake wird von der Europäischen Union über das Programm Creative Europe und vom Europäischen Medien- und Informationsfonds, der von der Calouste Gulbenkian Stiftung verwaltet wird, gefördert.
escapefake.org
linkedin.com/showcase/escape-fake/
https://www.facebook.com/escapefake.org
Escape Fake wurde von der Jury als Gewinner des CultTech x Ars Electronica Award 2024 für den innovativen Ansatz zur Förderung der Medienkompetenz der nächsten Generation ausgezeichnet. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Interaktionen dominiert wird, stellt Escape Fake eine ansprechende Methode dar, mit der junge Menschen die Komplexität der Wahrheit verstehen können – wie sie in der digitalen Landschaft präsentiert, kommuniziert und in Frage gestellt wird.
Die Jury war besonders beeindruckt von dem Bestreben des Projekts, kritisches Denken als wesentliche Fähigkeit für den Umgang mit Online-Medien zu fördern. Durch die Nutzung der immersiven Qualitäten von Spielen und Virtual Reality greift Escape Fake wichtige gesellschaftliche Themen auf eine Weise auf, die sowohl fesselnd als auch lehrreich ist. Dieser Zugang ermutigt zu einer tieferen Auseinandersetzung mit Informationen und befähigt die Nutzer, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Das Ziel des Teams, das Projekt auf den Bereich der Desinformation über den Klimawandel auszuweiten, ist ein weiterer Beweis dafür, dass es auf die drängenden globalen Herausforderungen reagiert.
Escape Fake hat nachweislich einen großen Einfluss auf die menschliche Handlungsfähigkeit, das Engagement der Gemeinschaft und die Demokratie und ist damit ein wirksames Instrument gegen die zunehmende Desinformation. Die Jury ist davon überzeugt, dass diese Anerkennung das Team bei der Weiterentwicklung seines Projekts unterstützen wird, was zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Nutzen führen kann.
Irina Paraschivoiu (RO) ist Forscherin, Strategin und Innovationsexpertin und arbeitet an der Schnittstelle von Wirtschaft, Technologie und Kreativität. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Einbeziehung von Nutzer*innen als Mitgestalter*innen in den Bereichen Medienkompetenz, kollaborative erweiterte Realität und Ortsgestaltung.
Thomas Layer-Wagner (AT) ist Designer, Entrepreneur, Forscher und Entwickler von immersiven, spielerischen Erfahrungen mit einem bestimmten Zweck. Er hat Innovationsleitern geholfen, Storytelling und Lernen mit Augmented und Virtual Reality und einem spielerischen Touch zu verbessern, unter anderem für Unternehmen wie ORF, DOKA und Daikin.
Honorary Mention 2024
Embracing Places – Margherita Landi (IT), Agnese Lanza (IT)
Es gibt etwas, was alle rührt, wenn wir unseren Widerstand loslassen und uns gegenseitig umarmen. Embracing Places nutzt immersive Technologie und Körperpraxis, um Verbindung, Solidarität und Wertschätzung des künstlerischen und kulturellen Erbes zu fördern. Das Projekt bezieht die Bewohner*innen und die einzigartigen Örtlichkeiten von Kleinstädten aktiv mit ein und schafft ortsspezifische, gemeinschaftsorientierte Kunstwerke, die die emotionale Bedeutung jedes Ortes widerspiegeln und ein Archiv verschiedener Umarmungen und ein Netzwerk von Städten aufbauen.
Embracing Places erforscht, wie immersive Technologie und Körperpraktiken die Verbindungen innerhalb von Gemeinschaften durch eine universelle Geste vertiefen können: die Umarmung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Technologie emotionale, soziale und geografische Gräben überbrücken kann, indem sie eine kollektive Erfahrung schafft. Das Publikum nimmt an einem 360°-Virtual-Reality-Erlebnis teil, bei dem Bewohner*innen von Kleinstädten dabei gefilmt werden, wie sie einfache Gesten wie Umarmungen an bedeutungsvollen lokalen Orten ausführen. Mit VR-Headsets werden die Nutzer*innen eingeladen, diese Gesten zu spiegeln und ihre Bewegungen in eine persönliche, intime Erfahrung zu verwandeln.
Zuschauer*innen ohne Headsets werden Zeuge der synchronisierten Bewegungen der Teilnehmenden, wodurch eine Live-Performance entsteht, die die Grenzen zwischen der virtuellen und der physischen Welt verwischt. Das Projekt unterstreicht die Bedeutung der Bewahrung lokaler Kultur und der Förderung von Empathie in einem Zeitalter der digitalen Interaktion. Durch die Hervorhebung der einzigartigen Art und Weise, wie verschiedene Gemeinschaften ihre Verbundenheit zum Ausdruck bringen, will Embracing Places Probleme der Isolation angehen und das Bewusstsein für den kulturellen Reichtum unterrepräsentierter Städte schärfen, indem es ein lebendiges Archiv gemeinsamer, universeller Gesten schafft.
Credits
A project by Margherita Landi and Agnese Lanza
Co-design: Massimo Bevilacqua
VR concept and direction: Margherita LandiPost-production: Sasan Bahadorinejad and Cosimo Lombardelli
Production Siena Area: Giardino Chiuso (Italy)
with the contribution of MiC (Ministry of Italian Culture) PNRR funding of European Union– Next Generation EU
Partners: Imaginarius – Festival Internacional de Teatro de Rua (Portugal)
In collaboration with GOLD Enterprise and DIDA (Department of Architecture, University of Florence)
www.landilanza.com
www.margheritalandi.com
www.instagram.com/landimarghe
www.instagram.com/lanzaagnese
www.facebook.com/landimarghe/
www.facebook.com/agnese.lanza
Foto: Francesco Spagnuolo
Für das außergewöhnliche Engagement zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts und der kulturellen Inklusion durch immersive Erlebnisse wird Embracing Places mit einer Ehrennennung beim CultTech x Ars Electronica Award 2024 gewürdigt. Das Projekt besticht durch seine Fähigkeit, menschliche Beziehungen und Technologie miteinander zu verknüpfen und die Lebenserfahrungen der Menschen in ihren Gemeinschaften zu verbessern.
Embracing Places fördert die Wahrnehmung des architektonischen und historischen Erbes in der Gesellschaft und schafft so ein vertrauensvolles Umfeld für Begegnung, Kreativität und Performance. Der Einsatz der menschlichen Umarmung als Mittel zur Bewahrung von Kulturräumen ist sowohl poetisch als auch transformativ und spricht eine universelle Sprache der Empathie.
Die Jury würdigt den partizipativen Charakter des Projekts, das die Bürgerinnen und Bürger vor Ort aktiv in die Gestaltung einer VR-Erfahrung einbezieht, in der das kulturelle Erbe des Ortes im Mittelpunkt steht. Dieses Projekt fördert das emotionale Wohlbefinden und lädt alle dazu ein, den Reichtum des Bestehenden zu feiern.
Landi Lanza (IT)
Margherita Landi ist Choreografin, Videofilmerin und Anthropologin. Agnese Lanza ist Choreografin und Tänzerin. Im Jahr 2019 präsentierten sie „Tu-Torial“, das die Beziehung zwischen Körper und Bildschirm erforscht. Im Jahr 2020 nahmen sie an der Biennale College Cinema VR teil, und 2021 kreierten sie das Projekt „Dealing with Absence“. Ihr Projekt „Peaceful Places“ wurde 2021 mit dem Auggie Award for Best Art ausgezeichnet. In ihrer Arbeit verschmelzen Performancekunst und Tanz und konzentrieren sich auf einfache, aber hoch emotionale Gesten, die das Publikum tief berühren.
Photo: Nuri Rashid
Jury members
Veronica D’Souza (DK)
Veronica D’Souza ist eine preisgekrönte Unternehmerin im sozialen Bereich, multidisziplinäre Künstlerin, Dozentin und unabhängige Beraterin. Sie ist Mitbegründerin von CARCEL, einem Modelabel, das inhaftierten Frauen eine faire Beschäftigung bietet, und von Ruby Cup, einem Unternehmen, das den fehlenden Zugang zu Menstruationshygiene in Ostafrika bekämpft. Veronica sitzt in der Jury des INDEX: Design to Improve Life Award und ist Vorstandsmitglied von The Danish Design Council und The Soulfuls. Sie verfügt über Abschlüsse von INSEAD und der Copenhagen Business School.
Dmitry Aksenov (RU)
Dmitry Aksenov wurde 1966 in Novosibirsk, Russland, geboren. Er studierte Aerophysik und Weltraumforschung am Moskauer Institut für Physik und Technologie. Im Jahr 1999 erwarb er einen MBA in strategischem Management an der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung. Seine Geschäftsschwerpunkte sind die Entwicklung von Wohngemeinschaften und Investitionen in Technologie-Start-ups. Dmitry ist Präsident der CultTech Association. Er ist Kunst- und Kulturmäzen, Gründer des Viennacontemporary Art Fair und der Aksenov Family Foundation, Präsident der Russischen Gesellschaft der Freunde der Salzburger Festspiele und Mitglied des International Board des Palais de Tokyo. Er ist auch der Gründer der Vitiligo Research Foundation.
Gerfried Stocker (AT)
Gerfried Stocker ist Medienkünstler und Ingenieur für Kommunikationstechnik und seit 1995 künstlerischer Leiter und Co-Geschäftsführer von Ars Electronica. In den Jahren 1995/96 entwickelte er mit einem kleinen Team von Künstlern und Technikern die Ausstellungsstrategien des Ars Electronica Center und war für den Aufbau und die Etablierung der Ars Electronica eigenen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, dem Ars Electronica Futurelab, verantwortlich. Seit 2004 ist er für die Programmentwicklung der internationalen Ars Electronica-Ausstellungen, seit 2005 für die Planung und inhaltliche Neugestaltung des 2009 erweiterten Ars Electronica Center, seit 2015 für den Ausbau des Ars Electronica Festivals und 2019 für die umfassende inhaltliche und gestalterische Neugestaltung des Ars Electronica Center verantwortlich. Stocker berät zahlreiche Unternehmen und Institutionen im Bereich Kreativitäts- und Innovationsmanagement und ist als Gastdozent an internationalen Konferenzen und Universitäten tätig. Im Jahr 2019 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Aalto Universität, Finnland, verliehen
Über die CultTech Association
Die CultTech Association ist eine europäische Non-Profit-Organisation, die sich der Schnittstelle von Kultur (Cult) und Technologie (Tech) verschreibt. CultTechs Anspruch ist es, eine globale Plattform für Unternehmer*innen und Initiativen zu etablieren, die sich der transformativen Kraft von Technologie in den Kreativindustrien annehmen. Neben dem CultTech x Ars Electronica Award werden Kooperationen mit weiteren Kultureinrichtungen umgesetzt, dazu zählen die Salzburger Festspiele, das Klangforum Wien oder Viva Technology.