In der Ars Electronica Futurelab Academy fordern wir die Kreativität von Studierenden in Workshops, Seminaren und projektbezogenen Mentoring-Sessions heraus. Für die Studierenden ist der praxisnahe Ansatz des Futurelab, gepaart mit dem Potenzial und der Erfahrung des Ars-Electronica-Ökosystems, eine einzigartige Gelegenheit, ihre Ideen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln; für uns Futurelab-Forscher*innen sind der Dialog und der Zustrom neuer Ideen mehr als willkommen.
Der alljährliche Besuch von Studierenden der Northeastern University in Boston ist bereits zur Tradition geworden: Im Juli 2023 forderten wir bereits zum dritten Mal eine interdisziplinäre Gruppe der Hochschule auf, in drei Tagen auf engstem Raum Kunstprojekte für die voll programmierbare Medienfassade des Ars Electronica Center zu gestalten.
In vier Projektgruppen schufen die Studierenden Erlebnisse, die sich spielerisch mit ernsten Themen wie dem Klimawandel und demokratischen Prozessen auseinandersetzten oder die Rolle und Wahrnehmung des Gebäudes selbst reflektierten. Einige Projekte beinhalteten physische Interaktionen auf dem Ars Electronica Maindeck (ein beliebter öffentlicher Raum in der Innenstadt), andere waren rein zeitbasierte Kunstwerke.
Die Forscher*innen des Futurelab unterstützten nicht nur die Projektarbeit, sondern regten auch den Diskurs und die Ideenfindung durch Inspirationsgespräche an. All dies führte zum Abschlussabend, an dem die Projekte für alle Personen in der Nähe des Ars Electronica Center erlebbar waren.
Die Projekte mit den Beschreibungen der Studierenden:
VOID
Jason Hoopes, Matthew Aferzon
VOID ist eine digitale Kunstausstellung, die sich mit der visuellen Wirkung des leeren Raums an der Fassade des Ars Electronica Center beschäftigt. Seit Jahren beherbergt die Fassade Hunderte von maßgeschneiderten Lichtanimationen, die die Stadt Linz erhellen und die Bewohner*innen in ihren Bann ziehen. In den Augen mancher hat sich die Fassade jedoch verselbständigt und existiert fast unabhängig von dem Museum, das sie umgibt. Der Zweck von VOID ist es daher, die Verbindung zwischen beiden wieder hervorzuheben. Wenn die Fassade in Licht getaucht wird, tauchen Fenster mit leerem Raum auf, dehnen sich aus und bewegen sich um die Struktur herum, was auf den Raum innerhalb der Wände anspielt. Aus der Ferne nimmt die Illusion eine völlig neue Form an. Wenn die Fenster die Fassade durchqueren und Teile der Ausstellung verdunkeln, scheint das Gebäude selbst seine Form zu verändern, manchmal in einer Weise, die strukturell unmöglich wäre.
Fractured
Aarohi Nadkarni, Christine Cho, Susan Dinh
Fractured beschäftigt sich mit der Zerstörung des scheinbar Dauerhaften durch anthropogene Ursachen. Wenn eine Person auf einen Auslösepunkt tritt, bilden sich Risse und breiten sich an der Gebäudefassade aus. Inspiriert von Rissen in Felsen und antiker Architektur zeigt diese Interaktion, wie der Mensch absichtlich oder unabsichtlich zerstören kann. Schließlich nehmen die Risse das gesamte Ars-Electronica-Gebäude ein, das Farbschema wird invertiert und ein Blitz erscheint, der Konflikt und Enthüllung symbolisiert.
Color Quandary
Ellie Williams, Aspen Tabar, Marta Hill
Color Quandary ist ein interaktiver Farbwettbewerb, bei dem die Zuschauer*innen mit ihren Füßen über ihre Lieblingsfarben abstimmen und so eine spielerische Atmosphäre auf dem Maindeck des Ars Electronica Center schaffen.
Zu Beginn eines jeden Wettbewerbs teilt sich die Ars-Electronica-Fassade in zwei Farben. Die Spieler*innen auf dem Platz werden mithilfe einer Bewegungserkennungssoftware getrackt und bewegen sich auf die Seite mit ihrer Lieblingsfarbe zu, um über ihre Präferenz abzustimmen. Die Gewinnerfarbe übernimmt das gesamte Gebäude. Eine Runde Color Quandary besteht aus sieben Einzelspielen: vier Viertelfinalspiele, zwei Halbfinalspiele und ein Finalspiel. Nachdem ein Farb-Sieger gekürt wurde, verwandelt sich die gesamte Fassade in ein Display, das die Gesamtwertung der einzelnen Farben anzeigt.
Color Quandary ist inspiriert von „Dies oder das“-Spielen, bei denen die Benutzer eine schnelle Entscheidung treffen müssen, welche Option sie bevorzugen. Obwohl die Idee vereinfacht wurde, um sie auf der Fassade des Ars Electronica Center besser umsetzen zu können, ist der Kern der Idee derselbe. Color Quandary lädt Passant*innen dazu ein, die Fassade mit ihrem Körper zu steuern – in einem leicht zugänglichen, leicht verständlichen und visuell interessanten Spiel.
Climate Countdown
Liang Jimenez, Alexa VanSuch, Reed Reed
Inspiriert von unserem sich rasch verändernden Klima führt Climate Countdown Betrachter*innen durch ein dynamisches audiovisuelles Erlebnis extremer Wetterereignisse. Unsere Absicht ist es, den Prozess des Klimawandels visuell zu beschleunigen und zu zeigen, dass diese Wetterereignisse die Folgen der Klimakatastrophe sind. Der Ablauf von scheinbar normalen Ereignissen wie Regen, Hitze, Sonne und Bewölkung zum späteren Wechsel der Szenen zu extremeren Bildern kann Betrachter*innen schockieren. Dieser Schock ist jedoch für manche Menschen nötig, um zu erkennen, wie wenig Zeit uns noch bleibt, um unsere Welt zu retten. Dann wird die Klima-Uhr eingeblendet, die zeigt, wie viel Zeit noch bleibt, bis die Auswirkungen des Klimawandels unumkehrbar sind. Die Climate-Countdown-Fassade des Ars Electronica Center soll die Botschaft des Climate-Clock-Projekts der Aktivisten Gan Golan und Andrew Boyd, der Künstlerin Katie Payton Hofstadter sowie Adrian Carpenter verstärken.
Color Contest
Aspen Tabar
Color Contest ist eine Animation, in der vier Farben – Rot, Blau, Grün und Gelb – einen intensiven Wettbewerb um die Vorherrschaft im gemeinsamen Raum der Fassade austragen. Jede Farbe beginnt in ihrer eigenen Ecke und breitet sich allmählich zur Mitte hin aus. Sobald alle Farben die Mitte erreicht haben, beginnen sie zu interagieren! Einige Farben werden wachsen, während andere schrumpfen. Besucher*innen können für ihre Lieblingsfarbe stimmen und sie anfeuern, während sie beobachten, wie die Farben um den Platz konkurrieren. Am Ende nimmt die Gewinnerfarbe das gesamte Ars-Electronica-Gebäude in einer schillernden Animation ein.
Credits
Ars Electronica Futurelab: Matthew Gardiner, Peter Holzkorn, Otto Naderer, Anna Oelsch, Maria Pfeifer, Susanne Kiesenhofer
Danke an Kate Terrado, Kara Braciale, Mina Fletcher von der Northeastern University