Absolute Hallucination: An AI Self-Playing Piano Improvisation von Key Researcher Ali Nikrang des Futurelab zeigt den kreativen Raum, den ein KI-basiertes Musikkompositionssystem erlernt, indem es zufällig verschiedene Kompositionspfade beschreitet. Es wirft Fragen über die Natur der Musik und die halluzinatorischen Eigenschaften von generativer KI auf. Die Weltpremiere dieses Stücks fand auf der Biennale Musica 2024 in Venedig statt.
Der Begriff ‘Halluzination’ wird häufig verwendet, wenn moderne KI-basierte Sprachmodelle, wie etwa ChatGPT, nicht faktenbasierte Informationen erzeugen. Dieses Phänomen ist auf ihre statistische Funktionsweise zurückzuführen und stellt in technischen Anwendungen ein Problem dar. In kreativen Prozessen hingegen wird diese Eigenschaft zu einem Vorteil: Sie ermöglicht das Entdecken neuer Muster und Verbindungen in den Daten und eröffnet so ungeahnte Perspektiven.
Die KI hinter der musikalischen ‘Halluzination’ heißt Ricercar – ein von Ali Nikrang entwickeltes Kompositionssystem, das seit 2019 am Ars Electronica Futurelab entstanden ist und seit 2023 parallel an der Hochschule für Musik und Theater in München weiterentwickelt wird. Ricercar (italienisch für „aufspüren“) bezieht sich auf eine musikalische Form der Renaissance und des Barock, in der Komponist*innen diese Form nutzten, um das musikalische und künstlerische Potenzial eines Themas zu erforschen.
Die Analogie unterstreicht den explorativen Charakter von KI-Kreativität, die als passiver Erkundungsraum für menschliche Künstler*innen dienen kann, in dem sie aktiv navigieren können. Das Projekt regt zum Nachdenken über die inhärent künstlerische Natur von Musik an. Kreativ in ihrer explorativen Natur, arbeitet KI auf Datenebene, wo sie die zugrundeliegenden Komponenten aufschlüsselt, die Musik ausmachen. Das wirft die Frage auf: Inwieweit besteht Musik nur aus Daten (und existiert isoliert von menschlichen oder künstlerischen Mitteln) und ab welchem Punkt wird sie zu einem künstlerischen, menschlichen und sozialen Phänomen?
Credits
Ars Electronica Futurelab: Ali Nikrang
PARTNER: La Biennale di Venezia