Inference Ground Truth untersucht, wie Maschinen und Menschen die Realität wahrnehmen und aufzeichnen. Moderne Philosophie besagt, dass wahre Objektivität unmöglich ist. Heutzutage vergleichen Kultur und Medien oft persönliche Eindrücke gemeinsamer Erlebnisse. Aber selbst das, worüber wir uns einig zu sein scheinen, wird durch die menschliche Wahrnehmung gefiltert. Dieses Projekt erinnert uns an diese tiefe Subjektivität.
Inference Ground Truth ist eines der beiden Gewinnerprojekte des internen Wettbewerbs Ideas Expedition 2025 des Ars Electronica Futurelab. Es ist eine Fortsetzung und Weiterentwicklung eines der Gewinnerprojekte von 2024, Persistent Time Sink Resonance, das ebenfalls mit der neuen Rasterisierungs-Technik Gaussian Splatting experimentierte.
Inference Ground Truth ist umgestalteter Raum – ein Experiment mit sich überschneidenden Realitäten. Es handelt sich um eine räumliche Installation, die neue Methoden des Gaussian Splatting nutzt, um volumetrische Bewegungsspuren aufzuzeichnen. Das Ziel: zu verhandeln, was „Ground Truth“ – grundlegende Wahrheit – zwischen menschlicher Erfahrung und maschineller Realität bedeuten könnte.

Aufbauend auf Persistent Time Sink Resonance geht das Team nun technisch und konzeptionell einen Schritt weiter. Sie erweitern den Einsatz von 3D und 4D Gaussian Splatting als Werkzeug – um die Erfassung von Bewegung zu hinterfragen und diese nicht nur als zeitliche Veränderung, sondern als volumetrische, datengesteuerte Ästhetik darzustellen.
Die Teammitglieder wollen außerdem den Trainingsprozess sichtbar machen. Um zu zeigen, wie Maschinen aus volumetrischen Daten lernen. Um das Scannen und die Digitalisierung greifbar, transparent und offen für Interpretationen zu machen. Die visuelle Sprache greift auf die Tradition der Slit-Scan-Kunst zurück. Das Aufnahmevolumen wird zu einer vielschichtigen Struktur, in der Raum und Zeit zu räumlichen Abdrücken von Bewegung verschmelzen. Wir nähern uns der grundlegenden Wahrheit an – wohl wissend, dass wir sie vielleicht nie ganz erreichen werden. Und verleihen so dem Versuch Bedeutung.
Beim Ars Electronica Festival 2025 sind die Besucher*innen eingeladen, Teil des Kunstwerks zu werden – als Interagierende in einem Aufnahmevolumen. Auf einem Bildschirm werden dabei verschiedene Aspekte des Aufnahme- und Verarbeitungsprozesses sichtbar, der immer wieder in 4D-Gaussian Splats resultiert.
Diese Arbeit ist Teil des Open Futurelab beim Ars Electronica Festival 2025.
Credits
Ars Electronica Futurelab: Johannes Pöll, Raphael Schaumburg-Lippe, Simon Schmid
Inference Ground Truth ist ein Gewinnerprojekt der Ars Electronica Futurelab Ideas Expedition 2025