Glockner.Luft.Raum

Glockner.Luft.Raum ist eine ca. 15-minütige datenbasierte, generative Sequenz, die die komplexen Zusammenhänge zwischen globaler Klimaveränderung und regionaler Wetterküche in der österreichischen Glocknerregion sichtbar, hörbar und erlebbar macht.

Auf einer 9×3 Meter großen Wandprojektion werden hierfür Wetter- und Klimadaten mit künstlerischen Visualisierungen dargestellt, untermalt von einer Klangstimmung, die von aktuellen Wetterdaten beeinflusst wird. Das Projekt wurde vom Ars Electronica Futurelab für das kärnten.museum in Klagenfurt, Österreich, entwickelt und am 20. November 2022 anlässlich der Neugestaltung des Museums eröffnet.

Im Zentrum des Erlebnisraums “schwebt” ein historisches Relief der Glocknerregion, das mit seiner dreidimensionalen Präsenz den Raum bestimmt. In Kombination mit der Wandprojektion Glockner.Luft.Raum samt digitaler Verklanglichung und einer Windharfe entsteht ein immersives Erlebnis für die Besucher*innen, das historische und Live-Wetterdaten sowie die aktuellen Windverhältnisse künstlerisch erfahrbar macht. In einer etwa 15-minütigen Sequenz werden vier Szenen dargestellt: “Wärme – Ein Raum aus Farben”, “Wind – Ein Ozean aus Strömen”, “Niederschlag – Ein Universum aus Energie” sowie “Flug – Ein Blickwechsel”. “Wärme”, „Wind” und “Niederschlag” stellen animierte Stimmungsbilder aus Wetterdaten dar, während “Flug” als Kontrast und Endpunkt der Sequenz einen in der Region lebenden Bartgeier auf seiner Reise begleitet.

Die Komponenten 

Mittelpunkt von Glockner.Luft.Raum ist die 9×3 Meter große Wandprojektion, auf der Wetter- und Klimadaten in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen visuell dar dargestellt werden: als immersive, generative Form- und Farbenspiele, die die gesamte Lichtstimmung im Glocknerraum verändern. Neben der Projektion befindet sich ein Infoscreen mit wissenschaftlichen Hintergründen und aktuellen Daten in “traditionell” visualisierter Form.

Vier Lautsprecher an der Decke tauchen den Raum zudem in eine Klangstimmung, die sich, beeinflusst von aktuellen Wetterdaten, ständig wandelt. Über einem großen Bergkristall gegenüber der Projektion befindet sich eine “Windharfe”, die indirekt vom Wind gespielt wird: Ein mechanischer Schlägel reagiert auf aktuelle Winddaten der Region und erhellt etwa alle zehn Minuten – abhängig von der Windstärke – den Raum mit ätherischem Glockenklang.

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Die Daten

Je nach Szene kommen Daten in verschiedenen zeitlichen und räumlichen Größenordnungen vor: “Wärme” wird im ersten Teil von historischen Temperaturmitteln bestimmt, im zweiten Teil von Temperatur-, Luftfeuchte- und Bewölkungsdaten der letzten Stunde. “Wind” basiert auf den Windströmungen der Tauernregion der letzten Stunde. “Niederschlag” nutzt historische und aktuelle Daten zu Niederschlagsmengen und deren Abweichung von “normalen” Werten. Die Klanginstallation reagiert auf Windmessungen und Feinstaubbelastung. Die Klangharfe wird primär von der Windstärke bestimmt.

Alle Daten haben einen starken regionalen Bezug: Die meisten Wetterdaten stammen aus Döllach, einem bewohnten Ort im Glocknergebiet, der Infoscreen zeigt zum Vergleich Werte aus Klagenfurt. Historische und aktuelle Wetterdaten kommen vom open data hub der ZAMG, Feinstaubmessungen werden vom Land Kärnten zur Verfügung gestellt.

Die Technik  

Für die Wandprojektion und den Infoscreen kommt die aktuellste Version der Game-Engine Unity zum Einsatz: Neue Features wie die High Definition Render Pipeline und Shader Graphs werden mit prozeduralen Ansätzen ausgereizt. Die Klanginstallation verwendet das algorithmische Sound-Design-Tool Max/MSP. Die Klangharfe ist eine eigens entworfene mechanische Konstruktion, die mittels DUET-Board angesteuert wird.

Die Daten werden von einem dafür entwickelten Programm permanent abgefragt, welches auch für die Visualisierung relevante Werte (Abweichungen, Mittelwerte) berechnet. So entsteht ein Meta-Daten-Knotenpunkt, der die “Rohdaten” vorbereitet und interpretiert.

Die Szenen der Wandprojektion im Detail

Wärme – Ein Raum aus Farben

Ein lebendiges Gemälde, das in zwei grundverschiedenen Zeitdimensionen existiert: In der ersten setzt das Attribut Wärme pro Jahr, über die letzten 37 Jahre, einen unwirklich scheinended Horizont in Farbe und umhüllt die Betrachter*innen mit sich im Tempo der globalen Erwärmung steigernden Kontrasten. Danach schwenkt der historische Zeitraffer in die unmittelbare Gegenwart: Das Gemälde wird zugleich langsamer und lebendiger und zeichnet sich mit Minuten-aktuellen Wetterparametern in verschiedenen Ebenen beständig neu.

Wind – Ein Ozean aus Strömen  

Wind entsteht als Wechselspiel zwischen Topographie und Wetterlage – und wird sichtbar als Muster und Reaktion der Substanzen, auf die er wirkt. Die Betracher*innen stehen vor einer imaginierten Kristallstruktur, deren Schwingungen und Deformationen eine simulierte Flüssigkeit abbilden, die wiederum von aktuellen Windmessungen im Glocknergebiet beeinflusst wird. So wird der Wind von seinem Urzustand einer Gasströmung über eine Flüssigkeit in einen Festkörper übertragen – und zeichnet damit die Formenvielfalt nach, die er in Wolken, Wellen, Vegetation und schließlich Erosion hervorruft.

Niederschlag – Ein Universum aus Energie  

Eine aus der Topographie der Glocknergruppe geformte digitale Skulptur, die zum Objekt der Kräfte von (extremen) Niederschlagsereignissen wird: Während die Oberseite kontinuierlich neue Ebenen materialisiert, die die Niederschlagsmengen über die letzte Stunde darstellen, verformen sich die zwei Schichten der Unterseite in der gänzlich anderen anderen Zeitdimension der letzten 37 Jahre. Extreme Niederschlagsmengen wirken dabei als visuelle Gewalt auf die Skulptur ein: Verformungen und, in stärkeren Fällen, Blitzlichter, die schließlich auch die Oberseite umhüllen. Dabei verschränken sich die Zeitlinien und erinnern an die Komplexität der genauen Ergründung der Zusammenhänge zwischen Momentanereignissen und langfristigen Veränderungen im globalen Klima.

Flug – Ein Blickwechsel 

Ein zweiminütiges Video eines in der Glocknerregion lebenden Bartgeiers bietet einen starken Kontrast und agiert als Abgrenzung und Ende der 15-Minuten-Sequenz. Der Raum wird dabei in helles Licht getaucht, um das genaue Betrachen des Glocknerreliefs zu ermöglichen.

Credits

Ars Electronica Futurelab: Alexandre Bizri, Arno Deutschbauer, Peter Holzkorn, Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Otto Naderer, Nicolas Naveau, Maria Pfeifer, Erwin Reitböck

kärnten.museum:
Alexander Budsky, Claudia Dojen, Roman Fidersek, Wolfgang Giegler, Peter Germ-Lippitz, Martin Stermitz

Video Bartgeier: ScienceVision Filmproduktions GmbH
Daten: ZAMG / Land Kärnten

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