GPT 1400: The AI Apothecary / Nathan Cornish (GB)/Photo: martin doersch

GPT 1400: The AI Apothecary

Nathan Cornish (GB)

Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn die Menschen im Mittelalter künstliche Intelligenz gehabt hätten? KI-Systeme, die auf großen Datenbanken basieren, produzieren tatsächlich sehr ähnlichen Unsinn wie die vorwissenschaftlichen Mediziner*innen Westeuropas. Weder die einen noch die anderen haben viel Ahnung von kritischem Denken, sondern greifen auf alte Texte zurück, um aus einem abstrakten Ideenfundus Heilungsvorschläge hervorzuziehen. Erhalte ein einzigartiges medizinisches Sprichwort und ein Heilmittel von einem KI-Arzt, das eher zur mittelalterlichen Medizin als zum modernen Gesundheitswesen passt.

GPT 1400: The AI Pharmacist ist ein spekulatives historisches Erlebnis, das künstliche Intelligenz aus dem Reich möglicher Zukunftsszenarien in das der möglichen Geschichte verlagert. Im Mittelpunkt steht die unkritische Wissensproduktion, die sich sowohl in Large Language Models als auch in den Praktiken mittelalterlicher Ärzte wiederfindet. Die Besucher*innen erleben Künstliche Intelligenz als rückständige, leichtgläubige und unsinnige Technologie. Durch die Auswahl eines mittelalterlichen Symptoms oder einer Krankheit auf dem Tablet wird ein Prompt an ein lokales KI-System gesendet. Dieses konsultiert dasselbe Textmaterial, das einem mittelalterlichen Arzt zur Verfügung gestanden hätte, und liefert eine Antwort und Verschreibung. Diese wird zusammen mit einem „Aphorismus“ (einer medizinischen Weisheit) auf einem großen Bildschirm angezeigt, der von einem nachgebildeten Arztzimmer umgeben ist. Das Arztzimmer enthält hybride KI- und mittelalterliche Darstellungen von Pflanzen und Skulpturen sowie eine Puppe, die als Pestdoktor verkleidet ist. Die Besucherinnen verlassen die Ausstellung mit einem ausgedruckten Rezept für ein spekulatives historisches Heilmittel gegen mittelalterliche Krankheiten.

Bio

  • Photo: Thang Tu

    Nathan Cornish

    GB

    Nathan Cornish ist Doktorand in Umweltgeschichte und digitalen Geisteswissenschaften an der Universität Southampton. Er untersucht die Intersektionalität von Daten und Natur durch Informationstechnologien, die die Beziehungen zwischen Mensch und Natur (sowohl traditionell als auch digital) kodieren. Seine Arbeit im Rahmen seines Studiums am ITU Linz 2023/24 ermöglichte die Interaktion zwischen vorwissenschaftlichen westlichen medizinischen und botanischen Texten und modernen Systemen der künstlichen Intelligenz.

Credits

This work was initiated as part of the FOUNDING LAB program at IT:U and Ars Electronica in Linz, Austria (2023-2024). The FOUNDING LAB is realized as a Public Partnership between Ars Electronica GmbH and Co KG and the Institute of Digital Sciences (IT:U), Austria and financed through funds from the Austrian Federal Ministry of Education, Science and Research.