Jeder Tag ist eine Wanderung mit einer Last, die einen niederdrückt. Ein Neuanfang in einem fremden Land, in einer Kultur, die unbekannt und doch tröstlich erscheint. Trotz der Entfernung halte ich an den Fäden fest, die mich mit meinen Liebsten zu Hause verbinden. Sie sind eine Lebensader, eine ständige Erinnerung an den fortwährenden Kampf, auch aus der Ferne. Dies ist die Geschichte eines Exilanten, eines Künstlers, der für immer an seine Sache gebunden ist. Es ist eine Geschichte der Widerstandskraft, des Tragens der Last der Wahrheit und der Suche nach einem neuen Ort der Zugehörigkeit.
In dieser Installation sind die Besucher*innen eingeladen, barfuß über einen Weg zu gehen, der aus etwa 3.000 zerbrochenen Steinen unterschiedlicher Größe besteht, die durch ihre rote Farbe als ein zusammenhängendes Ganzes erscheinen. Jeder Stein steht für eine Person, die während der Proteste in Myanmar von 2021 bis 2023 auf tragische Weise ums Leben kam.
Während die Besucher*innen dem Pfad folgen, registriert ein Bewegungssensor ihre Schritte und bringt einen Datensatz mit den Namen der während der Proteste getöteten Menschen zum Vorschein. Die Namen werden von einem Wandler übersetzt und von unterhalb des Weges projiziert. Gelegentlich können die Besucher*innen die Vibrationen spüren, die von diesen Geräten ausgehen. Manchmal sind die Namen zu hören, manchmal werden sie leise geflüstert oder laut vorgelesen und das Erlebnis so durch die unterschiedlichen Klangfarben verstärkt.
Bio
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li li k.s.a
MM
li li k.s.a, geboren 1990 in Bhamo, Kachin-Staat, Myanmar (ehemals Burma), ist ein vielseitiger Komponist, Improvisator, Klangkünstler und Violinist. Nach seinem Theologiestudium in Myanmar studierte er kurzzeitig am Dr. Hoch’s Konservatorium der Musikakademie Frankfurt am Main, bevor er sein Kompositionsstudium bei Frank Gerhardt an der Musikakademie der Stadt Kassel aufnahm. Im Jahr 2022 wurde ihm ein Stipendium des Atelier des Artistes en Exil zugesprochen, welches ihn nach Paris führte. Im Jahr 2023 wurde er eingeladen, in der DAAD-Galerie in Berlin aufzutreten.
Credits
aa-e (l’atelier des artistes en exil), PAUSE (PROGRAMME D’AIDE À L’ACCUEIL EN URGENCE DES SCIENTIFIQUES EN EXIL), HEAR (Haute école des arts du Rhin Mulhouse — Strasbourg)
The presentation of the work is funded by State of the ART(ist), a collaboration between the Austrian Ministry of Foreign Affairs and Ars Electronica.