Neue Ausstellung: TIME OUT .05

Ars Electronica Center und Kunstuniversität Linz präsentieren:
Neue Ausstellung: TIME OUT .05

Pressetext: „Neue Ausstellung: TIME OUT .05“ / PDF
Ars Electronica Blog: Interviews mit den KünstlerInnen

(Linz, 16.3.2016) Mit der Ausstellung TIME OUT .05 präsentieren der Studiengang Zeitbasierte und Interaktive Medien der Linzer Kunstuniversität und das Ars Electronica Center einmal mehr junge Medienkunst aus Linz. „Die im Jänner 2014 gestartete Ausstellungsreihe ist eine tolle Ergänzung unseres Ausbildungsangebots, die unseren Studierenden die Chance eröffnet, ihre Arbeiten auch außerhalb des Unibetriebs einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren“, so Studiengangleiter Univ.-Prof. Dr. Gerhard Funk: „Da unser Studiengang heuer sein 10-jähriges Jubiläum feiert, haben wir beschlossen, die beiden diesjährigen Ausgaben von TIME OUT etwas umfassender zu gestalten.“ „Von der Echtzeitanalyse rund um die blinden Flecke des westlichen Online-Journalismus über eine interaktive Arbeit zur Unschärfe unserer Kommunikation bis zum selbst entwickelten 3-D-Druckverfahren für Keramik – ich finde es immer wieder spannend zu sehen, womit sich angehende MedienkünstlerInnen beschäftigen, die hier in Linz ausgebildet werden“, meint Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter Ars Electronica, zum jüngsten Kooperationsprojekt zwischen Ars Electronica und der Linzer Kunstuniversität.

TIME OUT .05 – die Projekte

[inter]national coverage (2015) / Benedikt Reiter

Mit „[inter]national coverage“ zeigt Benedikt Reiter welche Regionen und Staaten in der Onlineberichterstattung österreichischer Medien vorkommen – und welche nicht. Daten der jeweils letzten 24 Stunden werden dafür ausgewertet und das Ergebnis auf eine reliefartige Darstellung der Erde projiziert. Auf einen Blick lässt sich so erkennen, welche Gegenden der Welt für die österreichische bzw. westliche Berichterstattung Nachrichtenwert besitzen und welche Gebiete ausgeklammert werden.

Gitterlinge (2015) / Thomas Schwarz (AT)

Mit „Ceramic pour printing“ hat Thomas Schwarz in monatelanger Arbeit ein neues 3-D-Druckverfahren entwickelt, bei dem mit wasserlöslichem Filament nicht das eigentliche Objekt, sondern seine Negativform – sprich seine Gussform – gedruckt wird. Das eigentliche Design bleibt dabei als Hohlraum erhalten und wird durch flüssiges keramisches Material aufgegossen. Anschließend wird dieser aufgegossene Druck in kochendem Wasser wieder aufgelöst. Indem Thomas Schwarz den 3-D-Druck mit altbewährten Keramikgussmethoden verbindet, gelingt es ihm, die Möglichkeiten zur Fertigung komplexer keramischer 3-D-Objekte maßgeblich zu erweitern. Die erste Designreihe, die davon Zeugnis ablegt, sind über 20 filigrane, aus Säulenstrukturen bestehende 3-D-Keramikskulpturen namens „Gitterlinge“.

Unreadable (2015) / Elisabeth Prast

„Unreadable“ ist der Text von Elisabeth Prast, der auf einem Monitor angezeigt wird. Denn steht man zu weit weg, kann man den Text nicht entziffern. Tritt man dagegen näher, beginnt sich die Schrift zu verformen und verschwimmt. Und selbst wenn es einmal gelänge, den Text zu entziffern, fände man mit einem „Lorem ipsum“ nur einen Platzhalter bar jeden Sinnes vor. Mit „Unreadable“ verweist Elisabeth Prast auf die unserer Sprache und Kommunikation immanente Unschärfe, die permanent zu Missverständnissen führt.

Plug-It (2015) / Fabian Erblehner

„Plug-It“ ist eine Soundinstallation, die jeder/jedem die Möglichkeit bietet, in einem hängenden Garten aus Kabeln eine Klangwelt zu erschaffen. Das funktioniert denkbar einfach:  Fünf vorhandene Lautsprecher werden mit Kabeln – zur Auswahl stehen insgesamt 50 – verbunden, wobei den Kabeln jeweils spezifische Sounds zugewiesen sind.

Siblings of Frank (2014) / Andreas Trixl

Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass an öffentlichen Orten und in Shops zig Überwachungskameras alles aufzeichnen, was wir so tun und lassen. Ein direkter Blickkontakt dagegen sorgt sehr viel schneller für ein mulmiges Gefühl. Mithilfe einer Kinect-Kamera und der Software OpenTSPS erkennt „Siblings of Frank“ Personen und Objekte im Raum und gibt deren Position an ein Programm weiter, das die Projektionen der künstlichen Augen steuert. Welches Auge auf welches Ziel blickt, wird zufällig zugewiesen – erkennen sie dagegen nichts, schließen sich die Augenlider.

Your Unerasable Text (2011-2012) / Stefan Tiefengraber

„Your Unerasable Text“ ist eine interaktive Installation, die der Frage nachgeht, wie und wann einmal digitalisierte Daten überhaupt noch gelöscht werden können. Die Arbeit besteht aus einer schlichten Stele, auf der ein handelsüblicher Drucker platziert ist und einem direkt darunter befindlichen Aktenvernichter. AusstellungsbesucherInnen oder PassantInnen werden nun aufgefordert, via Mobiltelefon eine beliebige Textnachricht an eine bestimmte Telefonnummer zu schicken. Diese Kurznachricht wird an einen Computer und schließlich an den eingangs erwähnten Drucker weitergeleitet, der einen DIN A6-großen Ausdruck davon anfertigt. Der Ausdruck fällt in den Aktenvernichter und wird nach einem kurzen Moment des „Zögerns“ geschreddert. Übrig bleiben nur schmale Papierstreifen, die auf den Boden fallen und hier einen immer größeren Haufen Schnipsel bilden. Scheint also, als wäre die Nachricht vernichtet, wären da nicht die vielen digitalen Kopien, die im Laufe der Nachrichtenübermittlung von Telefon zu Telefon, zu Computer und Drucker angelegt und abgespeichert wurden und jederzeit wieder aufgerufen werden können.

Photo:
Gitterlinge / Martin Hieslmair / Printversion / Album

Photo:
international coverage/ Martin Hieslmair/ Printversion / Album

Photo:
Unreadable / Martin Hieslmair/ Printversion / Album