S+T+ARTS PRIZE AFRICA ’24: Grand Prize für „Balot NFT“ der kongolesischen Initiative CATPC

(Linz/Brüssel, 25.6.2024) 405 Einreichungen aus 35 Ländern verzeichnete der erste STARTS Prize Africa. Die neue Initiative der Europäischen Kommission soll Innovation in Afrika als auch die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa befördern. Mit der Durchführung des Wettbewerbs wurde Ars Electronica beauftragt.

Vergeben wird ein mit 15.000 Euro dotierter Grand Prize sowie fünf mit je 3.000 Euro dotierte Awards of Distinction. Wer sich 2024 darüber freuen darf, entschied eine internationale Jury, der Andrea Barschdorf-Hager, Mónica Bello, Oscar Ekponimo, Judith Okonkwo und Kathleen Siminyu angehörten. Unterstützt wurden sie von neun Advisors: Tegan Bristow, Eduardo Cachucho, Letaru Dralega, Femi Johnson, Marcus Neustetter, Azu Nwagbogu, Rosie Olang’ Odhiambo, Azza Satti und Neri Torcello.

Grand Prize für Balot NFT

Der Grand Prize geht an das Projekt Balot NFT der kongolesischen Initiative Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise (Kunstkreis der kongolesischen Plantagenarbeiter*innen). Ausgezeichnet wird damit ein innovatives Restitutionsmodell, das NFTs zur Re-Kollektivierung von afrikanischem Kulturgut einsetzt und so zum Werkzeug der Dekolonisierungsbewegung macht.

Fünf Auszeichnungen für innovative und interdisziplinäre Projekte

Die fünf Auszeichnungen des STARTS Prize Africa gehen an Black Body Radiation: Rescripting Data Bodies von Ama BE (GH/US) und Ameera Kawash (PS/US), Dzata: The Institute of Technological Consciousness von Russel Hlongwane (ZA), Francois Knoetze und Amy Wilson – Lo-Def Film Factory (ZA), I.AM.ISIGO Digital Mystery System von Bubu Ogisi (NG), Sand Gardens von Mohamed Sleiman Labat (EH) und The Metadata Memoir von Minne Atairu (NG).

Ausstellung beim Ars Electronica Festival 2024

Die prämierten Projekte des ersten STARTS Prize Africa werden im Rahmen einer Ausstellung beim Ars Electronica Festival 2024 von 4. bis 8. September zu sehen sein. Die offizielle Preisverleihung des STARTS Prize Africa ist Teil der Prix Ars Electronica Award Ceremony und findet am Donnerstag, 5. September 2024, ab 19:30 Uhr im Design Center Linz statt.

Internationales Netzwerk

Der STARTS Prize Africa bündelt die Expertise vielfältiger Partner*innen: Eingebettet in das EU-Projekt STARTS4AFRICA fördern europäische Akteur*innen wie Ars Electronica, INOVA+, GLUON und PiNA gemeinsam mit Entscheidungsträger*innen in Afrika die Zusammenarbeit von Künstler*innen und regionalen Akteur*innen. Es beteiligen sich unter anderem: Emerging Communities Africa, Buni Hub, hapaFoundation, Picha und das Goethe-Institut Nigeria. Der gemeinsame Einsatz soll das Potenzial kollaborativer Ansätze unterstreichen und fruchtbare Beziehungen zwischen Technologie, Kunst und Kultur stärken.

Der S+T+ARTS Prize Africa

Der 2016 von der Europäischen Kommission initiierte STARTS Prize hat maßgeblich dazu beigetragen, die Grundlagen einer Gemeinschaft zu schaffen, die heute Künstler*innen, Unternehmen, Wissenschaftler*innen und Forscher*innen miteinander verbindet. Der nun ins Leben gerufene STARTS Prize Africa soll diese Bemühungen weiter stärken und künftig auch regionale afrikanische Best-Practices in diesem Bereich hervorheben und auszeichnen.

Der STARTS Prize Africa prämiert und unterstützt Initiativen, die auf einen positiven sozialen, humanitären, wirtschaftlichen oder politischen Einfluss hinarbeiten und eine vielfältige und nachhaltige Gesellschaft fördern. Im Zentrum stehen Bestrebungen, die auf dringliche Probleme des Kontinents fokussieren und die digitale Transformation im Kreativsektor erleichtern.

STARTS4AFRICA is funded by the European Union under the STARTS – Science, Technology and Arts initiative of DG CNECT (GA no. LC-01960720). Views and opinions expressed are those of the author(s) only and do not necessarily reflect those of the European Union or DG CNECT. Neither the European Union nor the granting authority can be held responsible for them.

S+T+ARTS PRIZE AFRICA ’24
Grand Prize

Awarded for artistic exploration and art works where appropriation by the arts has a strong potential to influence or alter the use, deployment or perception of technology.

Balot NFT / Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise—CATPC (CD)

„Die Frage des Eigentums, und insbesondere des Eigentums an kulturellen Artefakten, ist für den afrikanischen Kontinent von großer Bedeutung. Eine wichtige Frage für uns lautet: „Wie können wir unsere Kulturen digitalisieren und gleichzeitig sicherstellen, dass wir das Eigentum an diesen Artefakten behalten können?“ Das Projekt ist auch ein neuer, proaktiver Ansatz für die Restitution. CATPC zeigt, dass wir zwar weiterhin fordern sollten, dass uns das, was uns gehört, zurückgegeben wird, aber wir können und sollten vielleicht mehr tun, als nur zu warten. Sie haben sich zurückgeholt, was ihnen gehört, indem sie die digitale Kunstversion hergestellt haben und sie besitzen.“

Auszug aus dem Statement der Jury

Während Museen im Globalen Norden NFTs dafür nutzen, um die Privatisierung von Kunstobjekten weiter voranzutreiben, setzt die Initiative Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise–CATPC (Kunstkreis der kongolesischen Plantagenarbeiter*innen) sie zur Re-Kollektivierung geraubter Kunstwerke ein.

Im Zentrum steht dabei die Balot-Skulptur, die 1931 von aufständischen Pende geschnitzt wurde: Nach Jahren der Unterdrückung und Ausbeutung durch belgische Plantagenbesitzer hatte die Vergewaltigung der Ehefrau eines Pende-Häuptlings eine Revolte ausgelöst, in deren Verlauf der Kolonialverwalter Maximilien Balot von der aufgebrachten Menge getötet, enthauptet und zerstückelt wurde. Bevor der mehrere Monate andauernde Aufstand von der belgischen Armee brutal niedergeschlagen wurde, schnitzten die Pende eine rund 60 Zentimeter große hölzerne Figur, die spirituelle Kräfte einschließen und der Gemeinschaft dienen sollte. Nach dem Aufstand verschwand die Statue, tauchte 1972 wieder auf und wurde von Herbert F. Weiss, damals Politikwissenschaftler an der City University of New York und Sammler von Kunstgegenständen, gekauft. 2017 verkaufte Weiss die Statue dem Virginia Museum of Fine Arts (VMFA), in dessen Besitz sie heute ist.

Seit 2020 hat CATPC mehrfach Leihanfragen gestellt, um die Skulptur im White Cube Museum in Lusanga auszustellen. Weil diese Anfragen allesamt zurückgewiesen oder nicht beantwortet wurden, begann CATPC nach alternativen Wegen zu suchen, um die Skulptur und damit ihre Bedeutung für die Nachfahren der Pende zurückzufordern.

Mitglieder von CATPC nutzten Fotos von der Website des VMFA, um eine digitale Balot-Skulptur zu erstellen, die über dem Fragment einer Zeichnung von Ced’art Tamasala schwebt. Die Zeichnung kartiert globale Wertströme von Kapital, Waren und kultureller Ausbeutung. Das digitale Werk wurde in NFTs verwandelt, die man zum Kauf anbietet. Mit den Erlösen dieser NFTs kauft CATPC Pende-Land zurück, das 100 Jahre lang von kolonialen Plantagenbesitzern ausgebeutet wurde. Ziel ist es, den heiligen Wald ihrer Vorfahren wiederherzustellen. Jeder NFT wird deshalb zum Preis von einem Hektar Land verkauft und hilft den ursprünglichen Zweck der Balot-Skulptur zu verfolgen: die Gemeinschaft und das Land der Pende zu schützen bzw. wiederherzustellen.

2024 erreichte CATPC eine temporäre Leihgabe der Balot-Skulptur, um sie im White Cube auszustellen. Die Skulptur ist vom 20. April bis zum 24. November 2024 im Lusanga zu sehen und gleichzeitig über einen Livestream mit dem Rietveld-Pavillon bei der Biennale di Venezia 2024 verbunden.

Balot NFT ist ein innovatives Modell für kollektives Eigentum – insbesondere jenes von indigenem Wissen und kulturellem Erbe – in der digitalen Welt. Darüber hinaus steht es für eine neue und proaktive Form der Restitution. CATPC plädiert dafür, dass Museen und Kunstinstitutionen weltweit die Versöhnung unterstützen und mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten sollen. Mit dem Verkauf der Balot-NFTs und der temporären Rückgabe der Balot-Skulptur fordert die Bewegung von CATPC das zurück, was ihr gehört: nicht nur Kunst, sondern auch Land.

Credits
The Balot NFT is created by CATPC and supported by Human Activities.
Human Activities takes care of the technical, legal, and financial production.
All sale proceeds and resale royalties, minus gas fees, go to CATPC for the acquisition and restoration of land.

S+T+ARTS PRIZE AFRICA ’24
5 Awards of Distinction

Black Body Radiation: Rescripting Data Bodies / Ama BE (GH/US), Ameera Kawash (PS/US)

“Die Arbeit befasst sich mit der Realität der Nicht-Zustimmung, wenn es um unsere Interaktion mit Technologie geht. Durch tragbare Geräte und die Navigation auf unseren Smartphones werden Daten über unsere Bewegungen und Aktivitäten aufgezeichnet. Wir sehen dies nicht als Arbeit an, weil wir einfach unserem täglichen Leben nachgehen, aber wir sind tatsächlich mit einer äußerst wertvollen Arbeit beschäftigt, nämlich mit der Erzeugung von Daten. […] Diese Arbeit wird nicht gewürdigt, obwohl sie für diejenigen, die die Summe unserer unsichtbaren Bemühungen zusammenführen, einen großen Wert darstellt. Während der Nutzen erkannt wird, wird der Beitrag der zahlreichen Beteiligten heruntergespielt. Es gibt kein Gedenken und keine Anerkennung. Schwarze Körper wurden benutzt, missbraucht, misshandelt. Sie wurden immer am wenigsten geschätzt. So wie sich unsere Welt entwickelt, so entwickeln sich auch die Möglichkeiten, wie Körper benutzt, missbraucht und misshandelt werden können.”

Auszug aus dem Statement der Jury

Das kollaborative Kunstprojekt Black Body Radiation: Rescripting Data Bodies von Ameera Kawash und Ama BE besteht aus einer Serie von Performances, die sich um die materiellen und rituellen Aspekte von Tabak als Handelsware und heiliges Material drehen. Das Projekt nutzt Sensoren, die während der Performances am Körper getragen werden, um Herzfrequenz, Körpertemperatur sowie den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen und aufzuzeichnen. Diese und weitere Daten werden mittels Blockchain-Architekturen verarbeitet und in digitale Assets umgewandelt, die neue Möglichkeiten der Choreografie, Dokumentation und Finanzierung von Live-Performances eröffnen.

Sobald Ameera Kawash die Sensoren an Ama BE anbringt, stimmt sie der Erfassung und Nutzung ihrer biometrischen Daten ausdrücklich zu. Da diese Daten in einer Blockchain gespeichert werden, wird auch die körperliche Anstrengung genau erfasst: Die generierten NFTs spiegeln somit den Wert der Atemzüge, der Anstrengung und der Performance-Dauer wider.

Ameera Kawash und Ama BE thematisieren die massenhafte Erfassung und Nutzung unserer Daten, die oft ohne unser Wissen und ohne unsere Zustimmung erfolgt. Obwohl diese Daten enormen Wert schaffen, werden wir als Datenproduzent*innen nicht gewürdigt, geschweige denn an der Wertschöpfung beteiligt. Das Projekt verweist zudem auf die historische Ausbeutung Schwarzer Körper, die benutzt und missbraucht und dabei immer missachtet wurden.

Credits
Digital designer, video editor, concept: Ameera Kawash
Performance art and design, concept: Ama BE
Camera: Enrique Huaiquil

Dzata: The Institute of Technological Consciousness / Russel Hlongwane (ZA), Francois Knoetze und Amy Louise Wilson – Lo-Def Film Factory (ZA)

„Dzata nutzt den Film für das Erzählen von Geschichten, um sich die technologische Vergangenheit Afrikas durch die Linse eines theoretischen „fiktiven Instituts für technologisches Bewusstsein“ vorzustellen, das die Idee von Erfindung und Innovation als Bestandteil eines kontinuierlichen, vernetzten Prozesses von angesammeltem Wissen untersucht. […] Es zeigt auch die Vielfalt und Raffinesse alter afrikanischer Technologien, die die Geschichte und das kulturelle Erbe des Kontinents entscheidend geprägt haben.“

Auszug aus dem Statement der Jury

Dzata: The Institute of Technological Consciousness ist ein künstlerisches Forschungsprojekt der südafrikanischen Künstler*innen Russel Hlongwane, Francois Knoetze und Amy Wilson. Aus der Perspektive eines fiktiven Forschungsinstituts und seiner Archive betrachten sie jahrhundertealte, technologische Praktiken aus ganz Afrika. Das Projekt baut auf den Arbeiten von Clapperton Chakanetsa Mavhunga, Professor für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft am MIT in Boston, auf und umfasst ein Video, einen Text, skulpturale Masken, Kostüme, Geräte und eine Workshop-Serie für Jugendliche.

Dzata: The Institute of Technological Consciousness rückt indigenes technologisches Wissen in den Mittelpunkt und erforscht die Rolle von Wissenschaft, Technologie und Innovation für die Akkumulation von Wissen. Das Projekt erfindet nichts Neues, sondern bringt gegenwärtige Denker*innen, antikoloniale revolutionäre Praktiken, Technologien und Traditionen miteinander in Dialog. Ziel ist es, eine Reflexion und Interpretation von Innovation und Modernität anzustoßen, die von den afrikanischen Kulturen selbst entwickelt wird und nicht von außen übernommen wird.

Auf ebenso immersive und unterhaltsame Weise widerlegen Russel Hlongwane, Francois Knoetze und Amy Wilson die Vorstellung, dass Afrika bloß Konsument von Technologie sei, und zeigen, dass es hier schon lange vor der Kolonisation viele technologische Innovationen gab.

Credits
Written and directed by: Francois Knoetze, Russel Hlongwane + Amy Louise Wilson
A Lo-Def Film Factory & Substance Point Production
Supported by the Mozilla Foundation Creative Media Award & Mozilla Alumni Connection Fund

I.AM.ISIGO Digital Mystery System / Bubu Ogisi (NG)

Die Bedeutung dieses Projekts liegt in seiner Fähigkeit, alte Webpraktiken in die Gegenwart zu bringen und diese Archive nahtlos mit dem digitalen Netz zu verbinden. Es dient als Brücke zwischen Wissenschaft, Spiritualität und kreativer Praxis und hebt das reiche kulturelle Erbe der afrikanischen Webtechniken hervor.”

Auszug aus dem Jury Statement

Das I.AM.ISIGO Digital Mystery System ist ein innovatives digitales Projekt, das die Kluft zwischen physischer und digitaler Welt überbrückt, um das Wissen über alte Webtechniken in Afrika zu bewahren und zu verbreiten. Es dient einerseits als digitales Archiv und andererseits als interaktive Plattform, auf der traditionelle Webmuster erforscht und erlernt werden können. Die Grenzen zwischen Wissenschaft, Spiritualität und kreativer Praxis verschwimmen dabei. Das Projekt erkundet ländliche Orte und Gemeinschaften, in denen diese Kulturtechniken entstanden sind, genauso wie die Städte, in denen Weber*innen heute arbeiten und ihre Erzeugnisse verkaufen. Die Recherche führt von entlegenen ländlichen Gebieten bis in Städte wie Nairobi, Kano, Tamale, Dakar, Bolgatanga, Ibadan, Lagos, Agbozume, Kpalimé, Divo und Cotonou.

Sowohl Umfang als auch Methodik von I.AM.ISIGO Digital Mystery System sind bahnbrechend. Es dokumentiert und bewahrt Webpraktiken, untersucht die Verarbeitung und Verwendung von Materialien und archiviert dieses Wissen für kommende Generationen. Gleichzeitig macht das Projekt das Weben einem globalen Publikum zugänglich. Durch die Aufdeckung alter Regierungssysteme und die Erforschung der gesamten Lieferkette eröffnet sich zudem ein umfassender Blick auf materielle Wissenssysteme. Die Dokumentation und Digitalisierung alter Webtechniken tragen gleichermaßen zur Bewahrung von Kulturtechniken sowie zu zukünftigen Innovationen bei.

Credits
Creative direction: Bubu Ogisi
Coding: Uzoma Orji, Uzoma Studios
Art direction: Tushar Hathiramani
Developer operations, management: Kolade Ayo-Vaughan

Sand Gardens / Mohamed Sleiman Labat (EH)

Die Auszeichnung dieses Gemeinschaftsprojekts ist eine Anerkennung für die Entschlossenheit und Resilienz der Sahrauis. Es wirft ein Licht auf ihre Anpassungsstrategien und den innovativen Geist, der es ihnen ermöglicht, das Leben an einem der unwirtlichsten Orte der Erde zu kultivieren. Das Projekt ist eine eindrucksvolle Erinnerung an die menschliche Fähigkeit, selbst im Angesicht extremer Widrigkeiten durchzuhalten und innovativ zu sein.” (Auszug aus dem Statement der Jury)

Auszug aus dem Statement der Jury

In Folge der kolonialen Ausbeutung von Phosphatvorkommen in der Westsahara wurden die Sahrauis aus ihrer Heimat vertrieben und leben heute in Flüchtlingslagern im Süden Algeriens. Der Film DESERT PHOSfate zeigt, mit welcher Resilienz und Innovationskraft, sie den Widrigkeiten der Hamada-Wüste und ihrem Schicksal trotzen. Symbol für ihren Widerstand sind die Sand Gardens oder Sandoponic-Gärten, in denen die Sahrauis Gemüse und Kräuter in Sand kultivieren. Möglich wird dies durch Plastikfolien, an denen sich Kondenswasser bildet, das mittels einer Drainage aufgefangen und wiederverwendet wird. Die Lücken zwischen den Sandkörnern lassen das Wasser dabei schneller in den Boden eindringen und verbessern die Sauerstoffversorgung der Pflanzenwurzeln. Der Phosphatmangel im Boden wird durch die Düngung mit Tierdung und Essensresten ausgeglichen.

Initiiert und angeführt wird die Bewegung der Familiengärtner*innen vom sahrauischen Agraringenieur Taleb Brahim, dessen Experimente stets auf konkrete Probleme abzielen und lokal verfügbare Materialien und Technologien nutzen. Waren die Sahrauis früher vollständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, haben sie heute dank der Sandoponic-Gärten Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln.

Der Film DESERT PHOSfate erzählt die Geschichte der Sahrauis, würdigt ihre Resilienz und feiert ihren Widerstand. Der Film erinnert an unsere Fähigkeit, auch in extremen Situationen zu bestehen und inspiriert damit, überall auf der Welt kreative Lösungen zu finden, um den aktuellen planetarischen Herausforderungen zu begegnen.

Credits
Motif Art Studio
Algaada Centre for Small Scale Farming and Agricultural Research
The film DESERT PHOSfate is part of the PHOSfate Artistic Research Project together with Pekka Niskanen, funded by Kone Foundation, Osker Öflunds Stiftelse, and Arts Promotion Centre Finland.

The Metadata Memoir / Minne Atairu (NG)

“Restitution als Konzept erfordert, dass der Prozess der Rückgabe gestohlener Gegenstände an afrikanische Regierungen und Organisationen offen und transparent abläuft. Regierungen, Museen und andere Kultureinrichtungen arbeiten in der aktuellen Bewegung zur Rückführung von geraubten Artefakten zusammen. The Metadata Memoir beleuchtet die Bedeutung von Gemeinschaftseigentum und öffentlichem Vertrauen sowohl für das Restitutionsverfahren als auch für die zurückgegebenen Objekte.“

Auszug aus dem Jury Statement

Im Zuge der britischen Invasion des Königreichs Benin 1897 wurden über 4.000 kulturelle Artefakte gestohlen, die sich heute im Besitz privater Sammler*innen und rund 160 kultureller Einrichtungen weltweit befinden. Zwar haben die Bemühungen zur Rückführung der „Benin-Bronzen“ mittlerweile erste Erfolge erzielt, Informationen dazu werden jedoch meist nicht öffentlich gemacht oder verschleiert. Westliche Museen sind zudem verpflichtet, Aufzeichnungen nach einer Rückführung zu löschen.

The Metadata Memoir ist eine innovative Antwort auf diese Intransparenz. Das dezentralisierte Archivsystem basiert auf einem Smart Contract (ein Computerprogramm, das automatisch ausgeführt wird, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind) und nutzt Programmierschnittstellen der *New York Times* und des *Guardian*, um Nachrichten über rückgeführte Benin-Bronzen zu finden. Das System dokumentiert automatisch alle verfügbaren Informationen, darunter das Datum der Rückführung, den Namen der rückführenden Institution sowie den Namen, die Materialzusammensetzung und das Herstellungsdatum des betreffenden Objekts. Bislang wurden 64 Rückgaben von acht Institutionen, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York und das Smithsonian National Museum of African Art in Washington DC, erfasst.

The Metadata Memoir stellt sämtliche Informationen zur Rückführung gestohlener Benin-Bronzen in nigerianischem Pidgin-Englisch und Standard-Englisch zur Verfügung. Das Projekt unterstreicht die Bedeutung von öffentlichem Vertrauen und Gemeinschaftseigentum bei der Rückführung kultureller Artefakte. Durch die kluge Anwendung von Blockchain-Technologie wird ein dezentralisiertes Archiv von Metadaten geschaffen, das es allen Interessierten ermöglicht, den Weg und die Rückgabe von Artefakten zu verfolgen. Darüber hinaus will das The Metadata Memoir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass der Raub von kunsthistorischen Artefakten nicht in ferner Vergangenheit, sondern von organisierten, modernen Gesellschaften betrieben wurde, die ihre dabei erzielten Profite umfassend dokumentierten. Das Projekt verbindet Vergangenheit und Zukunft und macht die gegenwärtige Realität im Wesen der Kolonialzeit sichtbar.

Jury S+T+ARTS Prize Africa (2024)

Photo: vog. photo

Balot NFT / Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise—CATPC (CD)

Photo: Balot NFT #140; CATPC, 2022

Black Body Radiation: Rescripting Data Bodies / Ama BE (GH/US), Ameera Kawash (PS/US)

Photo: Courtesy of the Artists, Ama BE, Ameera Kawash

Dzata: The Institute of Technological Consciousness / Russel Hlongwane (ZA), Francois Knoetze and Amy Louise Wilson – Lo-Def Film Factory (ZA)

Photo: Image Courtesy of Knoetze, Hlongwane and Wilson.

Sand Gardens / Mohamed Sleiman Labat (EH)

Photo: Mohamed Sleiman Labat, Motif Art Studio