S+T+ARTS PRIZE ’25: Preise für Sarah Ciston und die LAS Art Foundation

(Linz/Brüssel, 4.6.2025) Der STARTS Prize 2025 der Europäischen Kommission ist entschieden. Zum zehnjährigen Jubiläum der Initiative wurden insgesamt 1.657 Einreichungen aus 90 Ländern verzeichnet.

Für die künstlerische Forschungsinitiative Sensing Quantum wird die LAS Art Foundation (DE) mit dem „Grand Prize – Innovative Collaboration“, dotiert mit 20.000 Euro, ausgezeichnet. Das Programm fördert die kreative Auseinandersetzung mit Quantentechnologien und bringt Künstler*innen und Wissenschafter*innen in einen interdisziplinären Dialog – mit dem Ziel, das dynamische Feld des Quantencomputings in immersive, erfahrbare Formen zu überset­zen. Der „Grand Prize – Artistic Exploration”, ebenfalls dotiert mit 20.000 Euro, geht an Sarah Ciston (US) mit dem Projekt AI War Cloud Database. Die Datenbank verdeutlicht, wie gängige KI-Systeme an realen Kriegsschauplätzen eingesetzt werden – automatisiert und mit schweren Folgen für Zivilist*innen. AI War Cloud Database gibt einen Überblick über Systemtypen, ihre Hersteller und ihren Einsatz im militärischen und kommerziellen Kontext.

Der STARTS Prize der Europäischen Kommission zeichnet innovative Projekte aus, die sozi­ale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen aufgreifen und auf interdisziplinäres Arbeiten setzen. Seit 2016 wird der jährliche Wettbewerb von Ars Electronica in Linz organi­siert und durchgeführt.

Ausstellung am Ars Electronica Festival 2025

Die ausgezeichneten Projekte werden von 3. bis 7. September auf dem Ars Electronica Fes­tival 2025 in Linz präsentiert. Die Jury – bestehend aus Irini Papadimitriou (UK), Veronica D’Souza (DK), Thomas Gegenhuber (AT), Francesca Bria (IT) und Asako Tomura (JP) – vergab außerdem zehn Honorary Mentions und 18 Nominations. Eine Auswahl davon wird ebenso auf der diesjährigen Ars Electronica zu sehen sein. Die feierliche Preisverleihung des STARTS Prize findet im Rahmen der Prix Ars Electronica Award Ceremony am Donnerstag, 4. Septem­ber 2025, im Design Center Linz statt.

S+T+ARTS Initiative in Zahlen

Der STARTS Prize ist in die langfristige STARTS Initiative der Europäischen Kommission ein­gebettet, die kreative Kooperationen zwischen Wissenschaft, Technologie und Kunst fördert, um eine postive und gemeinschaftlich gestaltete Zukunft in Europa voranzutreiben. Seit 2016 wurden 381 Residency-Programme mit mehr als 19 Mio. Euro gefördert und insgesamt 274 STARTS-Prize-Projekte ausgezeichnet. Zwischen 2016 und 2024 wurden 17.243 Projekte aus 124 verschiedenen Ländern für den mit jährlich 40.000 Euro dotierten Wettbewerb eingereicht.

Der STARTS Prize wird im Kontext des STARTS Ec(h)o Projekts von einem Konsortium euro­päischer Partnerinstitutionen getragen. Mit dabei sind INOVA+, T6 Ecosystems, La French Tech Grande Provence, Sónar, die Salzburger Festspiele, TUD Technische Universität Dres­den, das Media Solution Center Baden-Württemberg und das High-Performance Computing Center Stuttgart.

S+T+ARTS PRIZE ’25
Grand Prize – Innovative Collaboration

Awarded for the innovative collaboration between industry or technology and the arts (and the cultural and creative sectors in general) that opens new path­ways for innovation.

Sensing Quantum
LAS Art Foundation (DE)

„[…] Sensing Quantum opens up the complex world of quantum science to society at large. It is a powerful example of how art and culture can make emerging technologies more transparent, more democratic, and more human. While Europe builds the physical and digital infrastructure of the future—AI factories, quantum labs, supercomputers—this program offers a vital addition. It transforms critical technologies, and abstract concepts into stories, complex systems into emotions, and scientific infrastructure into shared experience.“

Auszug aus dem Jurystatement

2025 wurde zum Internationalen Jahr der Quantenforschung erklärt, um den wachsenden Einfluss der Quantentechnologien auf die Gesellschaft zu würdigen. Es unterstreicht das transformative Potenzial der Quantenwissenschaft und ihre Rolle bei der Gestaltung einer in­klusiveren und stärker vernetzten Welt. Diese Systeme sind dabei, die Datenverarbeitung, Kommunikation und unser grundlegendes Verständnis von Realität radikal zu verändern – und doch bleiben sie für die meisten Menschen schwer verständlich. Ohne bessere Bildung, öf­fentliche Diskussion und kulturelle Einordnung wird dieses Wissen in den Händen weniger Ex­pert*innen bleiben. Es droht die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen jenen, die diese mächti­gen Werkzeuge verstehen und davon profitieren, und all jenen, die das nicht können, weiter vergrößert.

Sensing Quantum – eine langfristige künstlerische Forschungsinitiative der LAS Art Founda­tion – macht es sich zur Aufgabe, die Lücken zwischen dem Unsichtbaren, dem Spekulativen und der sich wandelnden Rolle quantentechnologischer Entwicklungen in unserem Leben zu überbrücken. Sensing Quantum vereint Künstler*innen, Wissenschafter*innen und Den­ker*innen, um kritische und künstlerische Ausdrucksformen für diese aufkommenden Tech­nologien zu entwickeln. Die Initiative umfasst neue Auftragsarbeiten, ein Symposium, eine Publikation sowie ein fortlaufendes Bildungsprogramm. Ein Beispiel ist Laure Prouvosts mul­tisensorische Installation WE FELT A STAR DYING – sie verwebt Experimente mit einem Quan­tencomputer mit einer Reflexion darüber, was es bedeutet, sich selbst auf die Quantenwelt einzulassen. Die Frage ist: „Wie könnte es sich anfühlen, die Realität aus einer Quantenper­spektive wahrzunehmen?“

Da quantentechnologische Entwicklungen zunehmend Teil unseres Alltags werden, gewinnt es an Bedeutung, dass nicht nur Wissenschafter*innen, sondern immer mehr Menschen ver­stehen und mitgestalten können, wie diese Technologien eingesetzt werden. Die LAS Art Foundation zeigt, wie frühzeitige Auseinandersetzung durch Kunst und Kultur dazu beitragen kann, diese komplexen Themen zugänglicher zu machen – während gleichzeitig ein gesell­schaftliches Nachdenken über die ethischen und sozialen Auswirkungen angestoßen wird.

Credits
Commissioner: LAS Art Foundation
Research Partner: QuantumLeaks Foundation / Max Planck Foundation,
Scientific Consultant: Jülich Forschungszentrum
Lead Partner Education: Volkswagen Group
Co-Commissioner of Laure Prouvost’s WE FELT A STAR DYING  and the Sensing Quantum publication: OGR Torino Sensing Quantum  is presented as part of 2025 International Year of Quantum Science and Technology (IYQ).

S+T+ARTS PRIZE ’25
Grand Prize – Artistic Exploration

Awarded for artistic exploration and art works where appropriation by the arts has a strong potential to influence or alter the use, deployment, or perception of technology.

AI War Cloud Database
Sarah Ciston (US)

„By tracing the links between commercial AI and military infrastructure, Ciston exposes a hidden feedback loop—where tools of convenience become tools of control. At a time of growing geopolitical tensions, AI arms races, and rearmament efforts across Europe and globally, this work underscores the need for democratic oversight, ethical governance, and civic awareness in shaping our technological future. […] In the spirit of the STARTS Prize, this work exemplifies the power of art and research to illuminate complex systems—and to invite us all to take part in shaping them.”

Auszug aus dem Jurystatement

Wir nutzen Künstliche Intelligenz täglich – auf unseren Smartphones, bei Online-Suchen und in sozialen Medien – und doch denken wir nur selten darüber nach, wie dieselben Technolo­gien auch auf andere, beunruhigende Weise eingesetzt werden. Die AI War Cloud Database legt diese Überschneidungen offen, indem sie KI-Systeme katalogisiert, die für automatisierte Entscheidungen in Kriegsgebieten verwendet werden, und aufzeigt, wo vergleichbare Tech­nologien im Alltag vorkommen. Indem sie verborgene Verbindungen sichtbar macht, zeigt die Plattform, wie ein und dieselben maschinellen Lernsysteme sowohl kommerzielle Anwendun­gen als auch militärische Operationen antreiben.

Das Projekt entwickelt eine fortlaufend aktualisierte Online-Plattform, die eine Taxonomie KI-gestützter Entscheidungstechnologien abbildet und ihre Entwicklung über verschiedene Sek­toren und Länder hinweg nachvollziehbar macht. Mit einem Klick auf ein Produkt oder Unter­nehmen können Nutzer*innen Zusammenhänge zwischen Unternehmen, Regierungen und Technologien erkunden und direkte Verbindungen nachvollziehen. Ein Beispiel: Generative KI, die von schlecht bezahlten Arbeitskräften im Globalen Süden trainiert wird, treibt sowohl Google-Suchen als auch militärische Entscheidungsprozesse an, die darüber bestimmen, wo Drohnen eingesetzt werden – und letztlich wer lebt oder sterben muss.

AI War Cloud Database macht die Infrastrukturen und Akteur*innen hinter der KI-Entwicklung sichtbar. Damit stellt sie die Macht privater Unternehmen und den Mangel an Transparenz bei der Entwicklung und Nutzung von KI infrage. Für Europa ist das besonders dringlich: Digitale Souveränität aufzubauen ist wichtig – aber ebenso entscheidend ist, wie diese Systeme gestaltet und verwaltet werden.

Wenn wir in Technologien investieren, ohne dabei klare Werte als Grundlage zu setzen, laufen wir Gefahr, genau die Probleme und Abhängigkeiten zu reproduzieren, die wir eigentlich über­winden wollen. Das Projekt fordert uns dazu auf, kritisch zu reflektieren, welchen Weg wir einschlagen wollen – und welche Entscheidungen wir als Nutzer*innen, Entwickler*innen und Investor*innen von KI-Systemen treffen.

Credits
Design, programming, research, writing: Sarah Ciston
With thanks to Claire Carroll, Kate Crawford, Ariana Dongus, Vladan Joler, Pedro Oliveira, Miller Puckette, Corbinian Ruckerbauer, Nataša Vukajlovic, Ben Wagner and the AI Futures Lab, Thorsten Wetzling, Cambridge Digital Humanities, and the Center for Advanced Internet Studies for discussions and support contributing to the work.

S+T+ARTS PRIZE ’25 – Honorary Mentions

Synthetic Memories
Domestic Data Streamers (ES)

Synthetic Memories nutzt generative KI, um persönliche Erinnerungen wiederherzustellen und dauerhaft zu bewahren – insbesondere solche, die verloren gegangen sind oder nie visuell festgehalten wurden. In Gesprächen schildern Teilnehmende ihre Erinnerungen, die von ge­schulten Interviewer*innen in KI-generierte visuelle Darstellungen übersetzt werden – greif­bare Bilder, die gemeinsam erarbeitet werden, um emotionale Verbindungen zu vertiefen. Dieses Vorgehen hilft Menschen, die unter den Folgen von Vertreibung, Konflikten oder neu­rodegenerativen Erkrankungen (wie Gedächtnisverlust) leiden, einen Zugang zu ihrer Vergan­genheit zu finden und ein Gefühl von Identität zu bewahren. Durch die Zusammenarbeit mit Institutionen wie den Universitäten von Toronto, British Columbia, Amsterdam und Southern California wird das Projekt wissenschaftlich weiterentwickelt und untersucht, welchen Ein­fluss diese Methode auf die Unterstützung von Menschen mit beginnender Demenz haben kann.

Das Projekt positioniert sich an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und sozialer Innova­tion. Es fördert den Dialog zwischen Generationen und Kulturen und setzt sich dabei gleich­zeitig mit ethischen Spannungen zwischen subjektiven Erinnerungen einerseits und KI-gene­rierten Inhalten andererseits auseinander. Synthetic Memories liefert einen Prototyp dafür, wie öffentliche Einrichtungen, Gesundheitseinrichtungen, Museen und Kulturorganisationen weltweit neue Wege finden können, um sich mit dem Erhalt persönlicher Erinnerungen ausei­nanderzusetzen.

Credits
Artist collective: Domestic Data Streamers
Curation: Domestic Data Streamers and José Luis de Vicente
Design and mediation of participatory workshops: Anais Esmerado
Associate researcher: Prof. Alex Mihailidis Guest artist: Anna Roura

Kataula
Ana Mikadze (GE)

Kataula ist ein forschungsbasiertes Kunstprojekt, das sich mit den Kalksteinbrüchen von Ka­vtiskhevi in Georgien beschäftigt – einem Dorf, das stark unter den Folgen exzessiven Berg­baus leidet. Es setzt sich kritisch mit der georgischen Gesetzgebung auseinander, die eine nahezu grenzenlose Ausbeutung der Ressourcen zulässt und legt die kolonialen Spuren deut­scher Industrie offen – insbesondere vom Konzern „Heidelberg Materials“, dem weltweit zweitgrößten Zementhersteller. Damit fordert das Projekt Entscheidungsträger*innen auf, in Materialinnovationen zu investieren, um nachhaltige und lokal verankerte Lösungen mit öko­logischem und sozialem Mehrwert voranzutreiben.

Das Projekt eignet sich Materialien neu an, die industrieller Zerstörung zum Opfer gefallen sind: Fliesen aus Heidelberg-Zement zeigen Fotos von Bewohner*innen und Pflanzen aus Ka­vtiskhevi und machen so sichtbar, was durch rücksichtslosen Abbau verloren ging. Vor Ort gesammelte Abfallprodukte aus dem Steinbruch werden in Keramiken und Glasuren verwan­delt – und werden so zu Artefakten, die sich der wirtschaftlichen Verwertung entgegenstellen. Indem Kataula Erinnerungen in genau die Materialien einschreibt, die Zerstörung verursacht haben, stellt es das Nachhaltigkeitsnarrativ Heidelbergs infrage und thematisiert die ökologi­schen und kulturellen Kosten des Rohstoffabbaus.

Credits
Artist: Ana Mikadze
Kataula inaugurated at Design Investigations, University of Applied Arts Vienna
Special thanks: to my neighbors, co-organizers and group members in Kavtiskhevi.
Thanks to: Nina Khutsishvili, Mirian Jugheli, and David Gurgenidze for their support for the cause and drone footage.

Seeing Echoes in the Mind of a Whale
Marshmallow Laser Feast (GB)

Seeing Echoes in the Mind of a Whale ist eine großformatige Videoinstallation, die die Sin­neswelt der Wale erforscht – wie sie sich orientieren, miteinander kommunizieren und ihre Umgebung wahrnehmen, weit jenseits dessen, was unsere menschlichen Sinne erfassen kön­nen. Das Projekt untersucht die entscheidende Rolle von Geräuschen für diese Meeressäuger und rückt dabei Große Tümmler, Buckelwale und Pottwale in den Mittelpunkt, die an der spa­nischen Küste beobachtet wurden. Ton- und Videoaufnahmen aus dem Wasser, wissen­schaftliche Messungen und Real-Time-Computing werden zu einem multisensorischen Erleb­nis kombiniert.

Machine-Learning-Algorithmen verarbeiten zunächst die Aufnahmen, entnehmen relevante Informationen und erzeugen dann visuelle Darstellungen, die in Echtzeit auf akustische Sig­nale reagieren. Indem Forschungsdaten zum immersiven Erlebnis werden und Bioakustik mit künstlerischer Gestaltung verschmilzt, lädt die Installation dazu ein, über den menschlichen Einfluss auf die Ozeane nachzudenken – und darüber, warum der Schutz der Meere für eine nachhaltige Zukunft so wichtig ist.

Credits
Marshmallow Laser Feast: Ersin Han Ersin, Barnaby Steel, Robin McNicholas in collaboration with Tom Mustill and with the scientific support of the UPC Laboratory of Applied Bioacoustics (LAB)   
Scientific advisors & contributors, video and audio sources: Professor Michel André (LAB), Steffen De Vreese, MVM, PhD (LAB), Tom Mustill, John Ryan (MBARI), Howard Hall, Steve McNicholas & Luke Cresswell (Yes/No Productions), Daan Verhoeven, Misael Morales Vargas (Biosean), Open Planet (openplanet.org), Aguasonic (Freesound)
Commissioned by: Espacio Fundación Telefónica and DHub (Disseny Hub Barcelona)

Data Against Feminicide:
AI tools, transnational community, and data activism

Isadora Cruxên (GB), Catherine D’Ignazio (US), Silvana Fumega (AR), Helena Suárez Val (UY)

Data Against Feminicide ist ein partizipatives Aktionsforschungs- und Technologie-Design-Projekt, das sich der Erfassung von Femiziden und geschlechtsspezifischer Gewalt widmet. Anstatt selbst Daten zu erheben, führt Data Against Feminicide die Bestrebungen von Daten­aktivist*innen, Künstler*innen, NGOs, Communitys, Regierungen und Journalist*innen zu­sammen und stärkt bestehende Initiativen durch gemeinsam entwickelte digitale Werkzeuge. Darunter sind KI- und Machine-Learning-Modelle, die an die jeweiligen lokalen Kontexte an­gepasst sind.

Das Projekt verfolgt drei zentrale Ziele: Es will verstehen, wie weltweit Daten zu Femiziden erhoben und genutzt werden, eine länderübergreifende Community durch geteiltes Wissen und Storytelling aufbauen und gemeinsam digitale Werkzeuge entwickeln, um Femizide bes­ser erfassen und kommunizieren zu können. Seit 2023 arbeitet das Projekt mit Menschen­rechtsorganisationen in Brasilien und Kenia an gemeinschaftlich entwickelten KI-Prozessen, organisiert Workshops und internationale Community-Events, und hat das Open-Access-Buch Counting Feminicide (MIT Press) veröffentlicht. Data Against Feminicide entwickelt fe­ministische Ansätze für die KI-Entwicklung, die kollektives Handeln, Pluralismus, Fürsorge (Care) und den jeweiligen Kontext in den Mittelpunkt stellen.

Credits
Led by Isadora Cruxên, Catherine D’Ignazio, Silvana Fumega, and Helena Suárez Val in partnership with Rahul Bhar­gava/MediaCloud, ILDA, Red Interameri­cana Anti-femicidio, and Harini Suresh/DISCO Lab.
Built in collaboration with a large community of civil society organizations. Students, translators, and il­lustrator Sofía Donner also provided key contribu­tions.
With support from: ILDA (IDRC), MIT DUSP, NSF, and Queen Mary University of London.

Breathing Architecture
Filippo Nassetti (IT/GB)

Breathing Architecture beschäftigt sich mit der Frage, wie Luft durch die komplexen Strukturen der menschlichen Lunge strömt. Der Künstler Filippo Nassetti arbeitete dafür mit For­scher*innen des Barcelona Supercomputing Center zusammen, um den biologischen Vorgang des Atmens zu simulieren.

Mithilfe von Hochleistungsrechnern erprobte das Team viele Ideen, ein Durchbruch gelang dann überraschend, als eine Ähnlichkeit zwischen Nassettis künstlerischer Arbeit und einem Mikroskopbild von Lungengewebe entdeckt wurde. Da die winzigen Strukturen mit heutigen Technologien nicht gescannt werden können, wurde versucht, ein digitales Modell zu erstel­len. Dies führte zu einer neuen Methode, um Luftströmungen und Partikelbewegungen in den Lungenbläschen zu simulieren – woraus neue Möglichkeiten entstehen können, Krankheiten wie Tuberkulose zu verstehen und Behandlungen zu entwickeln. Indem wissenschaftliche Analyse und künstlerische Vorstellungskraft eins werden, eröffnet das Projekt einen neuen Zugang zum menschlichen Körper– nicht nur über Zahlen, wie in der Computerwissenschaft, sondern über Formen, Raum und Ästhetik – wie in der Architektur.

Credits
Filippo Nassetti within S+T+ARTS AIR Residencies program (Barcelona Supercomputing Center, In4Art, Fundación Épica La Fura Dels Baus, Media Solution Center Baden-Württemberg / High Performance Computing Centre Stuttgart, Pina/Heka, RCR Lab·A, Sony CSL).

Coral Sonic Resilience
Marco  Barotti (IT)

Coral Sonic Resilience ist ein interdisziplinäres Projekt, das Klang, Skulpturen und Solarenergie nutzt, um die Regeneration von Korallenriffen zu unterstützen – lebenswichtige Ökosysteme, die durch Klimawandel, Verschmutzung und Überfischung zunehmend bedroht sind.

Auf Grundlage der Forschung von Timothy Lamont, der gezeigt hat, dass die Geräusche ge­sunder Riffe Meereslebewesen anziehen, entwickelte Marco Barotti 3D-gedruckte Unterwas­serskulpturen aus riffverträglichen Materialien. Diese Skulpturen, basierend auf Scans ge­bleichter Korallen, bieten Meereslebewesen Schutz und senden über solarbetriebene Unter­wasserlautsprecher Aufnahmen lebendiger Riffklänge aus. Entwickelt wurde Coral Sonic Resi­lience im Austausch mit Wissenschafter*innen der Universität Padua – es untersucht einer­seits seine ökologische Wirkung und bringt andererseits Skulpturen hervor, die in Galerien ausgestellt werden, um das öffentliche Bewusstsein zu stärken.

Coral Sonic Resilience verbindet künstlerische Praxis und Wissenschaft, um zu zeigen, wie Klänge zur Regeneration der Natur beitragen können. Ein Aufruf zum gemeinschaftlichen Han­deln zum Schutz unserer Meere.

Credits
A project by Marco Barotti, in cooperation with The University of Padova, Relaxound, the Coral Restoration Project Feridhoo, and the Feridhoo Island Council.
Advice on acoustic ecology and research: Timothy Lamont
Research and project coordination: Antonio Beggiato
Research and data analysis: Federica Moscheo, Carola Chicco, Kilian Fix, Marco Patruno
Design: Studio Marco Barotti
Solar station buoy and electronics design: Alles Blinkt

Computational Compost
Marina Otero Verzier (ES)

Computational Compost untersucht die Umweltauswirkungen digitaler Datenspeicherung, vor allem in leistungsstarken Rechenzentren, und zeigt auf, wie eng Technologie und Ökologie miteinander verbunden sind. Dafür nutzt das Projekt die Abwärme von Computern – die Si­mulationen zur Entstehung des Kosmos durchführen – und leitet die entstehende Wärme in eine Kompostieranlage, wo Würmer und Mikroorganismen organische Abfälle in fruchtbare Erde wandeln.

Das Projekt bringt auf diese Art kosmische und biologische Prozesse zusammen und macht auf den Verbrauch von Energie, Wasser und anderen Rohstoffen aufmerksam, der von digita­len Infrastrukturen ausgelöst wird und zum Klimawandel beiträgt. In Zusammenarbeit mit dem Donostia International Physics Center umgesetzt, zeigt das Projekt, dass Nebenprodukte digitaler Rechenprozesse – in diesem Fall Wärme – nicht nur eine Umweltbelastung sein müs­sen, sondern auch neues Leben fördern können.

Begleitet von einem Film über ein „Quipu“, ein präkolumbianisches Gerät zur Datenerfassung, regt Computational Compost dazu an, über eine alternative Zukunft im Umgang mit Daten nachzudenken und plädiert für einen Wandel: weg von ausbeuterischen digitalen Praktiken hin zu regenerativen und nachhaltigen Ansätzen.

Credits
Prototype: Marina Otero Verzier (ES) and Donostia International Physics Center
Film: Locument (Francisco Lobo (PT), Romea Muryń (PL)) and Marina Otero Verzier
Artistic direction, research and prototype design: Marina Otero Verzier
Project coordination, research, 3D direction: Claudia Paredes
Film direction: Locument (Francisco Lobo, Romea Muryń); Marina Otero Verzier
Prototype development: Claudia Paredes, Fernando Fernande, Pablo Saiz
Production: Rocco Roncuzzi
In collaboration with the Donostia International Physics Center (DIPC)
Commissioned by Tabakalera

Coexist
Emergence Delft (NL)

Coexist ist das Ergebnis einer künstlerischen Auseinandersetzung mit Quantentechnologie durch das interdisziplinäre Studierendenteam Emergence Delft. In einer interaktiven Instal­lation werden komplexe Konzepte – wie die Überlagerung und das Messproblem – erlebbar gemacht: Dabei fällt Licht durch eine Reihe polarisierender Filter und teilt sich in verschiedene Farben auf. Ein Verweis darauf, dass ein Quantensystem nicht aus nur einer einzigen Perspek­tive beobachtet oder beschrieben werden kann, da es gleichzeitig in mehreren Zuständen existieren kann. Metaphorisch zeigt die Installation, wie einseitige Perspektiven zu einem un­vollständigen Blick auf das Ganze führen können.

Coexist macht nicht nur abstrakte wissenschaftliche Konzepte verständlicher, sondern regt auch dazu an, den gesellschaftlichen Umgang mit neuen Quantentechnologien zu reflektieren. Durch die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und öffentlichem Austausch schafft das Pro­jekt Raum für informierten Dialog – und ermutigt zu einem offenen, inklusiven Umgang mit technologischem Wandel.

Credits
Thanks to: Ezra Sanders, Frederique Spruijt, Gijs van der Kerk, Haryn Jeon, Hugo de Jong, Ismail Music, Jor Frencken, Khruthika Kowkuntla, Loïs de Reus, Marcos Merino Francos, Nemo Anderson, Tom Hoevers, Valerie Schul­pen, Wouter Schuit, Yasamin Zeinalizadeh
With support from:Delft University of Technology, QuTech, Quantum Delta NL, TNO

The Nebelivka Hypothesis
Forensic Architecture (UK), David Wengrow (UK)

Mit The Nebelivka Hypothesis präsentieren Forensic Architecture und der Archäologe David Wengrow ein gemeinsames Projekt, das die Ursprünge urbanen Lebens neu denkt. Ausgangs­punkt ist die rund 6.000 Jahre alte Siedlung Nebelivka im heutigen Gebiet der Ukraine – eine Stadt ohne zentrale Machtstruktur, deren Gebäude in konzentrischen Ringen um einen Ge­meinschaftsraum angeordnet waren. Das Projekt verbindet digitale Technologien und Com­putational Science mit archäologischen Methoden und Materialanalysen.

Mithilfe eines agentenbasierten Modells, einer speziellen Computersimulation, erproben die Forschenden, wie die Siedlung organisiert gewesen sein könnte, und erkunden alternative Formen städtischer Gestaltung und sozialer Dynamik. Zugleich wird die Hypothese unter­sucht, dass solche Siedlungen zur Entstehung des fruchtbaren ukrainischen Bodens beigetra­gen haben könnten. Indem es Boden und Siedlung als gemeinsam hervorgebrachte Prozesse versteht, entwirft das Projekt ein alternatives Modell städtischen Lebens – eben nicht ausbeu­terisch, sondern gleichberechtigt und ökologisch produktiv – und stellt damit dominante Vor­stellungen über die Entstehung und Struktur von Städten in Frage.

Credits
The Nebelivka Hypothesis was created in collaboration with The Center for Spatial Technologies (CST) and The Nebelivka Project.

Brain Processing Unit –
The Future Where Biology and Computer Integrate

SoftBank, Daito Manabe, The University of Tokyo – Special Exhibition (JP)

Brain Processing Unit – The Future Where Biology and Computer Integrate ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem SoftBank Research Institute of Advanced Technology, dem Künstler Daito Manabe und dem Ikeuchi Laboratory an der Universität Tokio.     

In dem Projekt werden die einzigartigen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns erforscht – etwa seine Anpassungsfähigkeit und die bemerkenswerte Lernfähigkeit – und wie diese Ei­genschaften neue Ansätze in der Computertechnologie inspirieren könnten. Das Team arbei­tet mit zerebralen Organoiden – winzigen, aus Stammzellen (iPS) gezüchteten Gehirnstruktu­ren – und entwickelt Verfahren, um diese zu stimulieren, ihre neuronale Aktivität zu analysie­ren und Schnittstellen zu schaffen, die eine Verbindung mit digitalen Systemen ermöglichen.

Im Februar 2025 präsentierte das Team seine Forschungsergebnisse in einer Ausstellung, die aktuelle Fortschritte auf dem Gebiet der Organoid-Forschung zeigte und die gemeinsame Vi­sion demonstrierte, die mithilfe modernster Technologien verfolgt wird.

Credits
Artist: Daito Manabe (Rhizomatiks, Studio Daito Manabe)
Organizer: SoftBank Research Institute of Advanced Technology
Collaborators: Daito Manabe, Studio Daito Manabe, Ikeuchi Lab (Institute of Industrial Science, Univer­sity of Tokyo), INERTIA
Production team: Daito Manabe, 2bit, Ayumu Naga­matsu, Keke, Yuta Okuyama, Takao Inoue, Masaki Teruoka, Takahito Hosono, ARTE, Tatsuya Motoki, Tomoyuki Ichikawa, Aya Shinohara, strings VY

Statements

„Die in diesem Jahr mit dem STARTS Prize ausgezeichneten Projekte machen deutlich, wie wichtig es ist, neue Technologien nicht nur im Kreis von Expert*innen zu verhandeln, sondern den öffentlichen Dialog zu suchen – und gemeinsam zu reflektieren, wie wir als Gesellschaft nachhaltig von aktuellen technologischen Entwicklungen profitieren können. Neue Herausforderungen erfordern kreative Ansätze, die uns vor Augen führen: Es liegt an uns allen, die Richtung mitzubestimmen, in die sich unsere Gemeinschaft entwickelt.“

Dietmar Prammer, Bürgermeister der Stadt Linz und Eigentümervertreter von Ars Electronica

„Bereits zum zehnten Mal richtet Ars Electronica im Auftrag der Europäischen Kommission den STARTS Prize aus – 1.657 Einreichungen aus 90 Ländern zeugen vom enormen internationalen Interesse an innovativen Impulsen an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst. Im September dürfen wir die Ge­winner*innen mit ihren Projekten persönlich beim Ars Electronica Festival in Linz begrüßen und ihnen die begehrten STARTS Trophäen überreichen. Ich freue mich schon darauf, die Konzepte vor Ort in der POSTCITY zu erkunden.“

Doris Lang-Mayerhofer, Kulturstadträtin und Beiratsvorsitzende von Ars Electronica

S+T+ARTS PRIZE ’25 – Nominations

Museo Ocasional de un Paisaje Increíble
Ana Vogelfang (AR), Julieta García Vázquez (AR)

Lucid Life | Marama Ora
Christopher Bellamy (GB)

ASTRES: Mapping the Firmament
Playmodes Studio (ES)

The Call
Holly Herndon (US), Mat Dryhurst (US)

AI in the Sky
Laura Cinti (IT)

Zifzafa
Lawrence Abu Hamdan (LB)

Large Language Writer
Lucy Li (AT), Leo Mühlfeld (AT), Alan Schiegl (AT)

The Solar Share
DISNOVATION.ORG art collective (INT)

Emerald Black Latency
Mario Santamaría (ES)

Neutone Morpho — Real-time AI Audio Plugin and Platform
Neutone (INT)

Echorroes: Reflections on Tchaikovsky
Echorroes (GR)

Surpassing Limits of Virtuosity of Pianists by Exoskeleton
Shinichi Furuya (JP)

The Year of Weather
Open-weather (INT)

Light, Touch, Root (Hybrid)
Vanessa Amoah Opoku (DE)

SUN[Flower] Plasma
Victoria Vesna (US), Haley Marks (US), Walter Gekelman (US) Kevin Ramsey (US)

The Permanent and Insatiable
Xin Liu (CN)

HYBRIS
Yana Zschiedrich (DE)

Performative Ethnographies
Špela Petrič (SI)

Sensing Quantum / LAS Art Foundation (DE)

Photo showing: Laure Prouvost, WE FELT A STAR DYING 2025. Installation view at Kraftwerk Berlin. Commissioned by LAS Art Foundation and co-commissioned by OGR Torino. © 2025 Laure Prouvost.

Photo: Andrea Rossetti © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Portrait: Sarah Ciston (US)

Photo: Paige Zangoglia

AI War Cloud Database / Sarah Ciston (US)

Photo: Courtesy of the artist / Sarah Ciston

Coral Sonic Resilience / Marco Barotti (IT) 

Photo: MARCO BAROTTI