Zu Beginn des letzten Jahrhunderts hat das Bauhaus mit Abstraktion, Formalisierung und Universalien Methoden entwickelt, die Welt zu verstehen, zu beschreiben, zu verändern. Es entstanden Produktionsmethoden von einzigartiger Effizienz und Variabilität. Auch der ästhetische Blick wurde ein anderer: Klarheit und Transparenz, aber auch Zentrierung auf den Menschen, seine Wahrnehmung, Kompetenzen und Bedürfnisse sind Kennzeichen seiner Tradition.
Heute arbeiten wir mit hochdifferenzierten digitalen Werkzeugen. Und alle, die mit diesen Werkzeugen vertraut sind, kennen die Schwierigkeiten, in den Welten des Synthetischen eine dichte, der analogen Welt ebenbürtige, Atmosphäre zu erzeugen. Eine bis dato ungekannte Einsamkeit hatte sich in digital generierten Artefakten eingesiedelt, die davon spricht, dass wir bis heute noch nicht die Gesamtheit der uns umgebenden Atmosphäre oder gar ihre Essenz erfasst haben, so dass wir sie angemessen begreifen könnten.
„We are not alone“ tröstet und mahnt: es verspricht eine Antwort der Ökosphäre – Tiere, Pflanzen, Kosmos, die zu uns sprechen auf altgekannte Weise – genauso wie es mahnt, dass wir von eben dieser Ökosphäre noch viel zu wenig verstehen. So wie wir viele andere Menschen übersehen, die nicht in unserem Kulturkreis, unserer Lebenssphäre oder unserer sozialen Schicht leben. Und es erinnert daran, dass die Welt nicht mit der Erde oder gar unserem eigenen begrenzten Sichtfeld endet. Gleichzeitig verweist der Titel darauf, dass unsere Technologien keine passiven Werkzeuge sind, die wir mit unseren Händen führen. Sie sind vielmehr zu co-kreativen Mitspielern mutiert, die Vorhersagen treffen, Entscheidungen abnehmen und eigene Handlungsvorschläge nicht nur generieren, sondern auch umsetzen. We are not alone!
Als KünstlerInnen und Nachfahren des Bauhauses erkennen wir, dass sich unsere Rolle ändert. Wir leben nicht mehr den genialischen Vollzug des Helden, der im Zustand der Intuition die Welt formt. Einbettung, Feedback und Rückkopplung lassen erkennen, dass verantwortliches Handeln eine Vielzahl kognitiver Spielarten fordert, welche das Gegenüber performativ mit einbeziehen.
Wir suchen nach Praktiken, die uns in einem überschaubaren Handlungsfeld platzieren und eine Vielzahl unserer Wahrnehmungsfähigkeiten verorten. Wir öffnen die Blackbox einer durch Wissen geformten Sicht auf unsere Umwelt und versuchen uns in direktem Handeln in Hör- und Sichtweite. Techniken, die wir einsetzen, erfahren ihren Horizont an der Wahrnehmungsschwelle der Sinne. Systemkonfigurationen ermöglichen, diese Schwelle zu verschieben, aber nicht ohne in Sicht- und Hörweite einen Kontroll- und Resonanzraum von Dingen, Werkzeugen und Netzwerken zu erschließen.
Um das auf den Menschen zentrierte Habitat zu verlassen, bringen wir unser Handeln in einen Gleichschritt mit unserer Wahrnehmung, trennen das Sehen, Hören und Fühlen von seiner Zweckgerichtetheit, um aufmerksam zu werden für die Äußerungen der Welt an sich. Von hier ausgehend sollen Handlungsräume, Kontrollstrategien und Zukunftsvisionen revidiert werden.
Hier begegnen wir Lazlo Moholy-Nagy auch heute wieder, der vor 100 Jahren klagt, dass der Mensch seine vielfältigen sinnlichen wie handwerklichen Fähigkeiten über moderne Produktionsverhältnisse verloren hat. „In dauerndem Kampf mit seinen Instinkten wird er von äußerlichem Wissen vergewaltigt”, sagt Lazlo Moholy-Nagy in seinem Buch „Von Material zu Architektur“. Seine Feststellung als Impuls begreifend möchten wir rekapitulieren, welche Formen des kulturellen Gestaltens wir heute vertiefen möchten.
Übersicht der Projekte
Projekt Credits:
- Text: Ursula Damm