Bio-art: When a Tree became a Partner
Grand Prize – Innovative Collaboration: Für innovative Kooperationen zwischen Industrie/Technologie und den Künsten, die neue Wege für Innovation erschließen.
Die Wiedergeburt der Ulme von Biscarosse im Rahmen von Olga Kisselevas Biopresence-Projekt (2012) war der Katalysator für die Entstehung einer Reihe Bio-Art-Kunstwerken basierend auf Bäumen, welche die Künstlerin im letzten Jahrzehnt geschaffen hat. Das Thema „Arboreal“ wurde in mehreren parallelen Studien aufgegriffen und entwickelt. Ein solch umfangreiches Projekt ist EDEN Ethics – Durability – Ecology – Nature, welches seit 2012 läuft. Das Projekt umfasst eine Reihe von Themen, darunter den Schutz gefährdeter Pflanzenarten und die interspezifische Kommunikation zwischen lebenden Subjekten, die der Kategorie „unmenschlich“ zugeordnet werden.
Das Projekt EDEN zielt darauf ab, einen neuen Garten Eden zu schaffen, mit dem ultimativen Ziel, innovative Technologien in der Kunst und unorthodoxes Denken zur Lösung ökologischer Probleme anzuwenden. In Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Ländern „erweckt“ Olga Kisseleva derzeit folgende Pflanzenarten zu neuem Leben: die westeuropäische Ulme (das Biopresence-Projekt, Frankreich), die Afarsimon- und Methusalem-Palme (Wüste Negev, Israel und Jordanien), Sophora toromiro (Osterinsel), Bodhi Jiulian (China und Indien), Wollemia nobilis (Australien) und die Apfelsorte Aport (Kasachstan). Das Studium der Bäume als Hüter des biologischen und historischen Gedächtnisses nimmt im Projekt von Olga Kisseleva einen besonderen Platz ein. So entwickelte die Künstlerin das Programm Memory Garden (2020), basierend auf der Biosphäre von Babi Yar, einem der tragischsten Schauplätze des Holocaust. Die Erinnerung, festgehalten durch Bäume, die als Zeitkapseln verstanden werden, ist eine Aussage über die Zukunft, trotz der Tragödien der Vergangenheit.
Die Künstlerin hinterfragt die Hypothesen von europäischen WissenschaftlerInnen, nach denen Pflanzen untereinander „kommunizieren“ können. Olga Kisseleva untersucht auch die Möglichkeit, diesen baumartigen „Dialog“ zu „belauschen“ und sogar an ihm teilzunehmen. Aus dieser Idee ist das Projekt entstanden, bei dem Bäume auf zwei Ebenen „kommunizieren“ können: untereinander im T2T (Tree – To – Tree) Modell und auf der Ebene des globalen T2N (Tree – To – Network). Die in das Projekt einbezogenen Bäume können über Kontinente hinweg miteinander kommunizieren. Durch die von der Künstlerin geschaffenen interaktiven Installationen können Menschen der Kommunikation folgen.
Das Netzwerk hilft den Bäumen, ihre Überlebensmechanismen zu optimieren und sich vor potentiellen Angreifern zu schützen. Die Bäume können über das Internet zu uns Menschen sprechen und uns über jede Gefahr informieren, die von der Vegetation fürher als von uns wahrgenommen wird. EDEN experimentierte mit einer ersten Kommunikation zwischen dem historischen Balsam von Gilead in Israel und ähnlichen Bäumen in Jordanien (Listening to Trees Across the Jordan River, Negev Museum of Modern Art, 2020). Dank des T2T-Systems stellen Bäume, die unter natürlichen Bedingungen wachsen (japanische Zedern), und Bäume, die ein anderes biologisches Gedächtnis haben (Wollemia nobilis), über ihre Verwandten in Japan Kontakt her und lernen von ihnen das Katastrophenszenario kennen (Echigo Tsumari Contemporary Art Triennale, 2018).
Datascape ist ein interaktives Programm, das die gesamte Kommunikationsaktivität des pflanzlichen Netzwerks im ausgewählten geografischen Gebiet materialisiert und analysiert. Das Herzstück dieses Projekts ist die dynamische Datenbank, die den regionalen Bäumen und den Verbindungen zwischen pflanzlichem Erbe, Klima und Gesellschaft gewidmet ist. Diese Datenbank ist die Quelle aller visuellen Darstellungen. Im weiteren Verlauf des Projekts wird die Datenbank dank eines spezifischen QR-Codes öffentlich zugänglich und interaktiv sein. Mit anderen Worten, die Installation wird aus digitalen Objekten bestehen, die sie visuell abbildet und miteinander verbindet.
Die Künstlerin zielt darauf ab, ausgestorbene Pflanzenarten wiederzubeleben und das Aussterben von weiteren Arten zu verhindern, die auf der Roten und Grünen Liste der IUCN vermerkt sind. Die eigentliche Pointe des EDEN-Projekts ist der Beitrag zur Restaurierung der Landschaft. Es regt an, darüber nachzudenken, welche Rolle der Mensch in dieser Kommunikation und diesen Prozessen spielt und wie man die Verhaltensweisen dauerhaft ändern kann, indem man die Verwirklichung einer wahren Utopie in die Wege leitet.
Die Künstlerin Olga Kisseleva erforscht unter anderem die Möglichkeit, Naturkatastrophen zu vermeiden oder umzukehren, indem ausgestorbene Arten wieder zum Leben erweckt oder neue Arten auf der Grundlage bereits existierender DNA geschaffen werden. Eine künstlerische Utopie, die davon ausgeht, dass das vermeintlich endgültige und unumkehrbare Aussterben dank des Fortschritts der zeitgenössischen menschlichen Zivilisation rückgängig gemacht werden kann.
Credits
With support from:
Centre National de Recherche Scientifique (CNRS), Art&Science International Institute, Institut National de Recherche Agronomique (INRA), Orange Art Factory, Orange Telecom RDD, Centre Georges Pompidou, WRO Art Centre, Negev Museum of Modern Art, BYHMC, IZOLYATSIA Art Centre, i-portunes – Creative Europe, Bioart Society, French Institute, Fondation Cartier for contemporary art, Art Front Gallery.
Collaboration: Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka, Alexander Kiryutin, Antinéa Garnier, Aska Gauthier, Barbara Bollard, Bruno Moulia, Dalia Manor, Dmitry Konovalov, Dominika Kluszczyk, Elain Solovey, Eric Badel, Eric Berger, Eugenio Viola, Harry Silver, Janna Mambetova, Barbara Wolffer, Yana Barinova, Kateryna Semenyuk, Kateryna Filyuk, Oksana Dovgopolova, Ariane Craig-Smith, Chris McBride, Frances Joseph, Jim Marbrook, Julie Sicault-Maillet, Julio Velasco, Laurine Wagner, Lilia Chak, Marie-Laure Desjardins, Marine Birot, Marine Ulrich, Mikhail Slobodinskiy, Nadia Kovalchuk, Natacha Seignolles, Nina Czegledy, Nolwenn Lacire, Oron Catts, Paul Ardenne, Paweł Janicki , Philippe Platel, Piotr Krajewski, Samson Sylvain, Stéphane Ré, Sue Frumin, Tatyana von Wardenburg, Wakana Kono, Xiao Huang, Yaolan Luo…
Eine der Schlüsselfiguren im internationalen Art&Science-Bereich, Olga Kisseleva (RU), nähert sich ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin. Sie beruft sich auf die Zusammenarbeit mit den exakten Wissenschaften, der Biologie und der Geophysik und führt Experimente, Berechnungen und Analysen durch, wobei sie sich streng an die Methoden des wissenschaftlichen Bereichs hält. Olga Kisseleva hatte bedeutende Ausstellungen im Museum für moderne Kunst (Paris), im KIASMA (Helsinki), im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia (Madrid), in der Fondation Cartier für zeitgenössische Kunst (Paris), im Centre Georges Pompidou (Paris), im Guggenheim-Museum (Bilbao), im NCCA (Moskau) sowie auf den Biennalen von Dakar (2002), Tirana (2003), Moskau (2011), Istanbul (2013) und Venedig (2019). Ihre Werke sind in vielen der wichtigsten Museumssammlungen der Welt vertreten, darunter im Centre Pompidou, in der Louis-Vuitton-Stiftung, im ZKM, im Moskauer Museum für moderne Kunst und im MoMA in New York.
Olga Kisseleva lehrt zeitgenössische Kunst an der Universität Sorbonne in Paris, sie ist Leiterin des Programms Kunst & Neue Medien und Gründungsdirektorin des Art&Science International Institute.
Jury Statement
EDEN won the S+T+ARTS Prize category of Innovative Collaboration because the project exemplified the role that art can play in driving large-scale societal change through interdisciplinary collaboration.
EDEN examines the difference between physical and genetic extinction. This project started as an artistic commission and evolved into a large-scale international collaboration from which the learnings and outcomes are transferable to other global-scale societal challenges facing humanity. EDEN commenced with, and succeeded in, bringing a species of elm tree back into existence in Europe and the project team extended their impact to several species of tree across the globe. The diverse project team was vast—far too many collaborators to reference here—further illustrating the benefits of cross-disciplinary collaboration.
EDEN leverages scientific thinking (genetics) and emerging sensor technology to gain a new understanding of nature. The project leveraged sensor and telecommunication network technology to investigate how trees interact with each other and their environment. They developed a technique to connect trees across the globe in the hope that different species across different locations could communicate and learn from each other. The vast and complex data captured from the tree networks was made audible and visible via a range of exhibits and performances across the world.
In summary, EDEN represents a world-leading example on how art can inform science and how science can inform art—where the combination of both is far greater than the sum, unlocking new knowledge to better humanity. The process and outcomes in EDEN are an exemplar that could, and should, be replicated elsewhere.