Honorary Mention
Library of Ourselves ist ein interdisziplinäres und standortübergreifendes Projekt zur Ermöglichung konstruktiver Begegnungen zwischen Konfliktparteien. Es basiert auf The Machine To Be Another (TMBA), einem besonders anpassungsfähigen Creative-Commons-System, das Kognitionswissenschaft und Virtual-Reality-Techniken verbindet, um von Empathie getragene Erfahrungen zu ermöglichen.
Die wissenschaftliche Forschung zu Embodiment-Systemen, die Virtual-Reality-Technologie einsetzen, hat gezeigt, dass das Hervorrufen der Wahrnehmungsillusion, in den Körper einer anderen Person schlüpfen zu können, großes Potenzial hat, implizite rassistische Vorurteile abzubauen und Altruismus zu fördern. Library of Ourselves besteht aus einem neuen Embodiment-System, einem immersiven Archiv und einem mobilen Forschungsinstrumentarium und ermöglicht den NutzerInnen, Perspektiven, Körper und Geschichten auszutauschen. Es wurde als flexible, skalierbare und zugängliche Methodik entwickelt, mit deren Hilfe sich Empathie zwischen Gruppen fördern und erforschen lässt.
Wird dieses Mehrzweckinstrument in gesellschaftlichen und kulturellen Institutionen implementiert, fungiert es als Pforte zur Wahrnehmung der anderen, wodurch zwischen Kulturen vermittelt und wechselseitiges Verständnis gefördert werden kann.
Die Library of Ourselves ist mehr als nur „System“, „Content“ oder „Event“ und funktioniert wie eine replizierbare Struktur/Methodik, die:
- in Zusammenarbeit mit lokalen Communitys/Basisorganisationen Content kreiert,
- gemeinsam mit lokalen Kunst-/Kulturinstitutionen Zielgruppen schafft,
- in Zusammenarbeit mit internationalen wissenschaftlichen Partnern neue Einblicke in die Auswirkungen dieses Contents gibt.
Das übergeordnete Ziel, einen messbaren gesellschaftlichen Wandel in lokalen Communitys in Hinblick auf Themen wie etwa Migration und Marginalisierung einzuleiten, wird durch die Herstellung von Querverbindungen, die eine gemeinsame Arbeit der involvierten Personen ermöglichen, erweitert. So können sich beispielsweise Zielgruppen und Basisorganisationen sowie vom Content betroffene Zielgruppen durch gemeinsam entwickelte Projekte, die eine tatsächliche Veränderung der Realität bewirken, intensiver auf Community Organizing einlassen.
Credits
BeAnotherLab: Philippe Bertrand (FR/BR), Christian Cherene (UK), Norma Deseke (DE), JJ Devereaux (IE), Daniel Gonzalez Franco (CO), Daanish Masood (SA), Marte Roel (MX), Arthur Tres (FR),
Alessandra Vidotti (IT/BR)
BeAnotherLab ist ein interdisziplinäres, multinationales Künstlerkollektiv, das sich zum Ziel gesetzt hat, subjektive Erfahrung zu verstehen, zu kommunizieren und zu erweitern. Arbeitsschwerpunkt ist die Beziehung zwischen Identität und Empathie aus einer dialogischen Perspektive. Seit 2012 verwendet die Gruppe Virtual Reality und Techniken aus der neurowissenschaftlichen Forschung für die Entwicklung innovativer Anwendungen in Kunst, wissenschaftlicher Forschung, sozialen Projekten sowie im Gesundheits- und Bildungsbereich, wobei stets im Vordergrund steht, wie sich die jeweiligen Aktionen auf das Leben der Menschen auswirken. Die Arbeit des Kollektivs basiert auf einem integrativen, dezentralen Handlungsmodell und kollaborativen Designmethoden.
Jury Statement
Die Jury kam zu dem Schluss, dass es dem Team von BeAnotherLab gelang, die Virtual-Reality-Technologie buchstäblich als Empathie-Maschine einzusetzen, indem ermöglicht wird, in den Körper einer anderen Person zu schlüpfen und die Welt durch ihre zu Augen sehen. Mit der Veränderung von Geschlecht, Alter, Rasse oder Herkunft verändern sich auch die Perspektive und der Blick auf die anderen und auf uns selbst. Diese künstlerisch ausgerichteten Experimente, die in enger Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten entstanden, untersuchen Embodiment und Empathie und beeinflussen Forschungsfelder in Bereichen wie Wahrnehmung, Psychologie, Neurowissenschaft und soziale Beziehungen.