Grand Prize – Artistic Exploration: Für künstlerische Erforschung und Kunstwerke, bei denen die Aneignung durch die Kunst großes Potenzial zur Beeinflussung und Veränderung von Technologie und deren Nutzung, Entwicklung und Wahrnehmung hat.
Iris van Herpen beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel magnetischer Kräfte. Durch die Auseinandersetzung mit der Dynamik von Anziehung und Abstoßung verschmilzt die Designerin Natur und Technologie miteinander. Anfang dieses Jahres besuchte van Herpen den Large Hadron Collider am Forschungszentrum CERN, dessen Magnetfeld 20.000-mal stärker als jenes der Erde und der Vorbild für das Projekt Magnetic Motion ist. „Ich finde Schönheit in der unaufhörlichen Erzeugung von Chaos, das offensichtlich die Urkraft der Performance der Natur verkörpert“, so van Herpen über den Grundgedanken der Kollektion. Van Herpen blieb ihrem Ansatz treu, Mode mit anderen Disziplinen zu verbinden, indem sie mit dem kanadischen Architekten Philip Beesley und dem niederländischen Künstler Jólan van der Wiel zusammenarbeitete. Beesley ist ein Pionier der interaktiven „lebenden“ Skulpturen, der in seinen poetische Arbeiten Advanced Computation, synthetische Biologie und Mechatronik miteinander verbindet. Van der Wiel ist ein Künstler und Handwerker, dessen Arbeit mit magnetischer Spannung zu dynamischen Skulpturen und Installationen führt, die an Vulkanausbrüche erinnern. Beide Künstler versuchen in ihrer Arbeit, die Grenzen zwischen Natur und Technologie zu verwischen, was auch mit der künstlerischen Zielrichtung van Herpens einhergeht.
Foto: Yannis Vlamos
Mit Methoden wie Spritzgießen und Laserschneiden auf labyrinthischen Strukturen, 3D-Druck und komplexer architektonischer Handarbeit auf Kleidern, Jacken, Hosen, Röcken und Blusen verleiht die Designerin ihren Arbeiten dynamische Formen und Oberflächen, die die Bewegungen des Körpers widerspiegeln. Der dreidimensionale Charakter und die Schichtung der Kleidungsstücke geben ihnen Volumen.
Foto: Morgan O’Donovan
In der Betonung auf Licht- und Schattenspielen wird das Leuchten von Kristallformen durch Mikronetze aus Spitzengewebe sowohl ver- als auch enthüllt, Triazetatfedern unterbrechen den weichen Faltenwurf und die Volumen. Die kontrollierte Struktur der Kleidungsstücke ist mit den chaotischen Strukturen der Accessoires versetzt, bei denen dank magnetischen Wachstums kein Teil dem anderen ähnelt. Die Schuhe, Gürtel, Halsketten und Griffe wurden mittels Magnetfeldern „gezüchtet“.
Iris van Herpen
Iris van Herpen (NL), geboren 1984, ist Modeschöpferin. Sie studierte Modedesign an der ArtEZ Akademie für Bildende Künste Arnhem und absolvierte Praktika bei Alexander McQueen in London und Claudy Jongstra in Amsterdam. Van Herpen fiel sehr schnell mit ihren bemerkenswerten Modeschauen auf. 2007 gründete sie ihr eigenes Modelabel. Iris van Herpen kreiert Damenkollektionen. Ihre Designs erfordern eine einzigartige Behandlung des Materials oder die Herstellung völlig neuer Materialien. Daher bevorzugt van Herpen interdisziplinäre Forschung und die oft regelmäßige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen aus verschiedensten Disziplinen. Seit Juli 2011 ist sie ein Gastmitglied der renommierten Pariser Chambre Syndicale de la Haute Couture, die Teil der Fédération Française de la Couture ist. Sie nimmt an internationalen Ausstellungen teil und designt zwei Kollektionen pro Jahr. Ihre Arbeiten wurden mit vielen Preisen sowie in Ausstellungen, Publikationen und mit der erwähnten Gastmitgliedschaft gewürdigt.
Credits
Iris van Herpen
www.irisvanherpen.com
Magnetic Motion Collection in Zusammenarbeit mit den Künstlern:
Philip Beesley, Niccolo Casas, Jolan van der Wiel