Complexities of Being – Layered Truths
Seit 1987 rückt der Prix Ars Electronica alljährlich Medienkunst aus aller Welt ins Rampenlicht und bietet als Trendbarometer inspirierende, aktuelle und zukunftsweisende Einblicke in die Schnittstelle zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft. Die Ausstellung der Prix Ars Electronica-Preisträger*innen ist zweifellos einer der Höhepunkte des Ars Electronica Festivals und findet in der POSTCITY, dem Hauptveranstaltungsort des Festivals, statt.
Die drei Kategorien für 2023 sind New Animation Art, Digital Musics & Sound Art und Artificial Intelligence & Life Art mit 3.176 Beiträgen aus 98 Ländern. 46 Werke wurden als Gewinner ausgewählt, 19 davon sind hier ausgestellt.
In diesem Jahr konzentrierte sich die Jury auf komplexe, vielschichtige und sorgfältig ausgearbeitete Erzählungen, die das „Reale“ von Geopolitik, Gesellschaftspolitik, Kultur, Gender und Diversität zum Ausdruck bringen und gleichzeitig unbequeme Wahrheiten enthalten.
- In der Kategorie Artificial Intelligence & Life Art wurde eine kritische künstlerische Haltung gewürdigt, die uns daran erinnert, wie Konzepte von Intelligenz und Leben der menschlichen Bias unterworfen sind. Die Arbeit ist eine Erinnerung und Warnung: Wir sollten uns bewusst sein, dass es so etwas wie eine „neutrale und objektive“ Intelligenz nicht gibt, so die Jury.
- Die erneuerte Kategorie New Animation Art erweitert den Horizont der Kunst durch die Einbeziehung der dynamischen und transformativen Qualitäten des Mediums Animation und fördert so die Erforschung innovativer Erzähltechniken und Kunstformen.
- In der Kategorie Digital Musics & Sound Art wurden Werke, die “mit der Menschheit resonieren” ausgezeichnet: ihre tiefe Menschlichkeit, ihre Interpretation der Welt und der Geschichte, von Sinnen und Körpern, vermittelt durch digitale und musikalische Instrumente und die auf soziale Fragen verweisende überlieferte Weisheit unserer Vorfahr*innen.
Um die Bedeutung des Prix Ars Electronica zu unterstreichen, wurde der altbekannte Name „CyberArts Exhibition“ heuer in „Prix Ars Electronica Exhibition“ geändert. In diesen turbulenten Zeiten wird die Fähigkeit der Kunst, als Spiegel von Technologie und Gesellschaft neue Perspektiven zu eröffnen und zukunftsweisende Einsichten aufzuzeigen, immer wichtiger. Der Prix Ars Electronica wird durch die Kunst zu einem hell leuchtenden Wegweiser für die Zukunft mit einem Archiv, das durch die jährlich neu hinzukommenden Preisträger*innen stetig wächst und sich weiterentwickelt.
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“زبانی که خاموش است / A TONGUE THAT IS TURNED OFF”
Rogine Moradi (IR)
A TONGUE THAT IS TURNED OFF, زبانی که خاموش است auf Farsi, ist eine Installation, die aus skulpturalen Wandarbeiten und Klang besteht.
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3SDC project (Sunlight, Soil & Shit (De)Cycle)
Oron Catts (AU), Ionat Zurr (AU), Steve Berrick (AU)
3SDC project (Sunlight, Soil & Shit (De)Cycle) ist ein sich über eine gewisse Zeit erstreckendes performatives Experiment, das sich im Sinne des “Contestable Designs” mit anfechtbaren Zukünften im System der Lebensmittelerzeugung beschäftigt.
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A Tale of Two Seeds: Sound and Silence in Latin America’s Andean Plains
Atractor Estudio (CO) + Semantica Productions (INT)
A Tale of Two Seeds: Sound and Silence in Latin America’s Andean Plains ist eine Klanginstallation, die die Expansion der aktuellen technischen agro-industriellen Kolonialisierung in Lateinamerika untersucht.
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Delivery Dancer’s Sphere
Ayoung Kim (KR)
Ernst Mo (ein Anagramm von „Monster“) ist eine Kurierfahrerin, die für eine Plattform namens Delivery Dancer im fiktiven Seoul arbeitet. In dieser Fiktion ist Seoul ein Labyrinth aus sich endlos erneuernden Routen, und die Dancer (Arbeiter*innen bei Delivery Dancer) gehen unter der Kontrolle eines Master-Algorithmus namens Dancemaster einer nicht enden wollenden Liefertätigkeit nach.
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ERBSENZÄHLER Quality Sorter V2
Verena Friedrich (DE)
“Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.” So heißt es im Märchen von Aschenputtel. Aber wer entscheidet eigentlich, was gut und was schlecht ist?
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From Paradigm to Paradigm, into the Biomic Time
Nandita Kumar (IN)
Die Installation von Nandita Kumar erinnert spielerisch an eine Zeitungspresse, die in einem ewigen Kreislauf feststeckt. Die Arbeit kommentiert das ständige Wiederkäuen von falschen und manipulativen Fakten in Bezug auf verschiedene Umweltthemen.
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Harmonic Motion
Alba Triana (CO)
Diese musikalische Komposition und immersive Installation erforscht die Essenz des Universums, die sich in Schwingungen und der Verbundenheit aller Dinge manifestiert.
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Interspecies Robot Sex
Miriam Simun (US)
Wie werden die Menschen (und ihre Roboter) die Produktion von Früchten fortsetzen, wenn die Bienen verschwunden sind? Eine Untersuchung zweier Reaktionen auf den Kollaps von Bienenvölkern: einer Zusammenstellung von Kräften, die das Aussterben der Honigbienen verursachen können, und einer “Companion Species”, von der das globale Agrarsystem abhängt.
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IT’S DANGEROUS TO GO ALONE! TAKE THIS
Bassam Issa (IE)
IT’S DANGEROUS TO GO ALONE! TAKE THIS, ein 30-minütiger CGI-Film, ist der zweite Teil eines imaginären Videospiels, in dem ein ambivalenter „Held“ zahlreiche Metamorphosen durchläuft.
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klimaton ARCTIC≈2020
Adnan Softić and Nina Softić (feat. Thies Mynther & MOSAiC Expedition Team) (INT)
Das generative Klangobjekt klimaton ARCTIC≈2020 thematisiert die Problematik der Vermittelbarkeit wissenschaftlicher Fakten im Kontext des Klimawandels.
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Lebensraum / Living Space
Sven Windszus (DE)
Mit Lebensraum will Sven Windszus alle Teilnehmer*innen dazu einladen, mit der eigenen Muskelkraft die Vermehrung unserer Spezies zu steuern. Er hat unsere lebensweltlichen Bedingungen, mit denen wir konfrontiert sind, auf eine Art physikalisches Experiment reduziert.
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Oneroom-Babel
SANGHEE (Sanghee Lee) (KR)
Überall hört man von den steigenden Lebenshaltungskosten. In Asien und anderswo bedeutet dies allzu oft, in einem einzigen Raum zu leben, in dem Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer eine Einheit bilden. Dieses „Oneroom“-Phänomen breitet sich zunehmend auf der ganzen Welt aus.
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OSZILOT
Luc Gut (CH), Rolf Hellat (CH), OSZILOT (CH)
OSZILOT ist ein Hybrid aus Klanginstallation und Performance. An Schnüren aufgehängte Alltagsgegenstände werden über Bewegungssensoren in schwingende Klangobjekte verwandelt.
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QT.bot – Sitting here with you in the future
Lucas LaRochelle (CA)
QT.bot ist eine künstliche Intelligenz, die anhand des Datensatzes der Community-Mapping-Plattform Queering The Map (www.queeringthemap.com) trainiert wurde und spekulative Queer- und Trans-Erzählungen sowie Bilder der Umgebungen, in denen sie sich entfalten könnten, generiert.
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Shadows from the Walls of Death
Adam Brown (US)
Shadows from the Walls of Death ist ein langfristig angelegtes Kunstwerk, das die historische, chemische und materielle Wirkung von Pariser Grün untersucht, einem der giftigsten Pigmente, die je hergestellt wurden.
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SHIFT
Géraldine Honauer (CH)
SHIFT ist ein prozessorientiertes Kunstwerk, das die Ökonomie der Arbeit untersucht und die Kluft zwischen der realen Welt und der zunehmend kommerzialisierten virtuellen Welt überbrückt.
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Temporary Stored
Joseph Kamaru (KE)
Temporary Stored ist ein Rückführungsprojekt, das die Bedeutung von Tonarchiven in Museen hinterfragt.
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Unerasable Characters Series
Winnie Soon (HK/UK)
Die Arbeit befasst sich mit dem erschreckenden Ausmaß und der Wirkung staatlicher Zensur, die über digitale Infrastrukturen vollzogen wird.
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zwischenraum – interspace – acoustic cartography
Julia Jasmin Rommel (DE)
Dieses Projekt basiert auf einer künstlerischen Erkundung der akustischen Vermessung des Raumes.