Réka Bucsi: „Ich mag diese spielerischen Wege“

Symphony No. 42,

Vor zwei Jahren hat die aus Ungarn stammende Animationskünstlerin selbst „Symphony no. 42“ zum Prix Ars Electronica eingereicht und damals eine Anerkennung in der Kategorie „Computer Animations / Film / VFX“ gewonnen. Jetzt sitzt Réka Bucsi selbst in der Jury und wird gemeinsam mit den anderen internationalen JurorInnen eine große Menge an Einreichungen begutachten. Wir haben sie zuvor gefragt, woher sie die Inspiration für ihre eigenen Animationen nimmt.

Eine sehr provokante Frage gleich zu Beginn: Was können Animationen in uns auslösen, was reine Geschichten nicht können?

Réka Bucsi: Ich bin mir nicht sicher, dass Animationen etwas anderes in uns auslösen können als Action-Filme. Ich würde viel eher sagen, dass sie dies in einer anderen Art und Weise tun und dem Publikum einen viel freieren Spielraum für ihre eigenen Assoziationen und Interpretationen offenlassen. Aufgrund ihrer stilisierten Darstellung können Animationen viel überraschender und herausfordernder für die BetrachterInnen sein. Ich mag diese spielerischen Wege und die Möglichkeit, die sich einem dabei bietet, in einen völlig neuen Schauplatz einzutauchen.

Ihre Animation “Symphony no. 42” wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und kam außerdem in die engere Wahl der 87sten Academy Awards. Woher holen Sie sich all die Inspiration für diese beeindruckenden Szenerien?

Réka Bucsi: Ich erinnere mich daran, dass ich dabei von vielen zufälligen Dingen aus meiner unmittelbaren Umgebung inspiriert wurde. Ich packte all das in eine Animation, das ich in Bewegung sehen wollte und das ich in irgendeiner Weise interessant fand. Erst danach begann ich die Animation zu bearbeiten und all diese unterschiedlichen Szenerien in einen zusammenhängenden Film anzuordnen. Ich hatte stets ein Notizbuch bei mir, in das ich über mehrere Monate lang umgehend meine Ideen niederschrieb. Ich wusste schon vorher, dass ich meinen Film für meine Dissertation auf diese Weise kreieren wollte.

Welche Trends erkennen Sie im Animationsbereich im Jahr 2017?

Réka Bucsi: Vielleicht den Trend, dass es da draußen immer mehr und mehr unabhängige Arbeiten gibt – produziert von interessanten Kollektiven und Gruppen neuer Zusammenschlüsse, anders als Studios. Es ist schwer, unabhängig zu sein und eigene Filme zu schaffen. Ich komme aber mit vielen Leuten in Kontakt, die ihre Köpfe zusammenstecken, damit sie so arbeiten können, wie sie es sollten.

https://vimeo.com/162266553

Sie arbeiten ebenso als unabhängige Animationskünstlerin – was ist Ihrer Meinung nach besonders wichtig, damit der Ball in diesem Bereich im Rollen bleibt?

Réka Bucsi: Es ist besonders wichtig, ein gutes Gleichgewicht zwischen Auftragsarbeiten und den eigenen Projekten zu halten. Ich habe Glück gehabt und konnte meine eigene Arbeit auch im Bereich der auftragsorientierten Animationsbranche fortsetzen. Mein Ziel ist es, den Teil meiner Arbeit, den ich nicht ganz selbst kontrollieren kann, deutlich zu minimieren und das geht nur dadurch, zu versuchen, etwas zu verkaufen. Ich glaube, es ist wichtig, die richtigen Menschen um sich zu haben, mit denen man gerne arbeitet und denen man vertraut. Und es ist wichtig, einen bestimmten Antrieb dafür zu haben, etwas auszuprobieren und die eigenen Ideen in irgendeiner Weise umzusetzen. Ich denke, dass, wenn man wirklich an etwas hart arbeitet und man sich auf ehrliche Arbeit fokussiert, das früher oder später auch zu einem Publikum für die eigenen Animationen führt.

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Réka Bucsi

Réka Bucsi (geb. 1988) ist eine freischaffende Animationsfilmemacherin aus Ungarn. Sie schloss ihr Studium an der Abteilung für Animation der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design in Budapest mit einem BFA und einem MFA ab. Ihr Diplomfilm „Symphony no. 42“ schaffte es in die Vorauswahl der Nominierungen für die 87. Oscar-Verleihung. Ihre Filme wurden beim Kurzfilmprogramm der Berlinale sowie bei den Filmfestivals SXSW, Sundance und Annecy gezeigt und mit über 50 internationalen Preisen ausgezeichnet. 2013/2014 nahm sie an dem europäischen Nachwuchsförderungsprogramm Animation Sans Frontières (ASF) teil. Sie war Teilnehmerin des Artist-in-Residency-Programms des Open Workshop in Viborg, Dänemark, und des Q21 in Wien. Ihr neuer Kurzfilm „LOVE“ ist eine französisch-ungarische Koproduktion. Réka Bucsi ist als Regisseurin bei Passion Pictures unter Vertrag.

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