Kulturelles Erbe: Es steckt viel Zukunft in der Suche nach unserer Vergangenheit

Rome´s Invisible City in 3D,

ArchäologInnen wie HistorikerInnen wollen nicht bloß wissen, wie unsere Vorfahren gelebt haben. Sie wollen herausfinden, wie unsere modernen Kulturen zu dem wurden, was sie heute sind. Es ist eine lange und verworrene, immer wieder unterbrochene und häufig unvermutet die Richtung ändernde Entwicklung, die sie nachzeichnen und sichtbar machen. Die ForscherInnen befördern unser kulturelles Erbe zu tage, das erklärt, warum wir sind, was wir sind.

Schaufel und Pinsel …

Wer kennt nicht die Bilder von in der Sonne schwitzenden ArchäologInnen die sich immer tiefer in den Boden graben, nach Scherben, Knochen, Münzen, Waffen und Grabbeigaben wühlen. Die ihre Fundstücke dann vermessen, abpausen und katalogisieren, die Notizen und Skizzen in ihre Blöcke kritzeln. So in etwa stellen wir uns den Berufsalltag jener ForscherInnen vor, die an den Hotspots der Menschheitsgeschichte nach Kunst- und Kulturschätzen aus längst vergangenen Zeiten schürfen. Im Tal der Könige in Ägypten, im alten und gleichzeitig neuen Rom, Athen oder Alexandria. Mit Schaufel und Pinsel.

archaeology

Credit: Oberösterreichisches Landesmuseum

… versus Laserscans, Wärmekameras und Satellitenbilder

Tatsächlich zählt die Handhabung von Schaufel und Pinsel zwar immer noch zum „Einmaleins des Archäologen“, doch bedienen sich die ForscherInnen zunehmend neuer Methoden. Felsgravuren werden mittels Satellitenaufnahmen, Drohnen- und 3-D-Kameras erfasst und gescannt. 3-D-Scans helfen auch das Relief von Keilschrifttafeln sicht- und die Tafeln damit lesbar zu machen. Tauchroboter eröffnen der Unterwasser-Archäologie ungeahnte Möglichkeiten und bergen archäologische Schätze aus Tiefen, in die menschliche Taucher nie vordringen könnten. Wärmebildkameras fangen die Infrarotstrahlung alter Tempel, Paläste oder Pyramiden auf und machen verborgene Hohlräume sichtbar. Ja sogar Elektronenbeschleuniger, die Licht mit unvorstellbar hoher Intensität erzeugen können, werden eingesetzt, um völlig verkohlte Schrift- und Papyrusrollen wieder lesbar zu machen. Und erst durch Erbgutanalysen erhalten die WissenschaftlerInnen genauen Aufschluss darüber, welche Stämme einst wohin  wanderten, in welchen anderen Verbänden aufgingen und neue Kulturen ausformten.

Neue Geschichtsbilder …

Neue Technologien verändern die Methoden der Archäologie und (Kunst-)Geschichte radikal. Doch es ist nicht nur die Forschungspraxis, die einem grundlegenden Wandel unterworfen ist – viel weitere Kreise ziehen die Entdeckungen, die wir diesem Wandel verdanken. Entdeckungen, die unser Bild von früheren Kulturen wesentlich verändern und uns zwingen, die Geschichte neu zu schreiben. Und genau an diesem Punkt, kommen neue Technologien ins Spiel. Schon wieder.

… oder wo die Zukunft auf die Vergangenheit trifft

Je größer die Sensation, desto schneller breitet sich die Kunde davon aus. Das ist nichts Neues, bloß ist „schnell“ in Zeiten des WWW wirklich schnell. Binnen Stunden weiß alle Welt um die neueste Erkenntnis, hat das entsprechende Bild oder Video gesehen, gelikt und geteilt. Wozu dann aber noch ins Museum gehen? Um dort das Video von gestern nochmal zu sehen? Klar, dass ein Museum mehr bieten muss und das auch kann. Zugegeben, der Deep Space 8K ist ein Best-Practice-Beispiel, auf das wir stolz sind. Weil dieser Raum weltweit einmalig ist. Weil nirgendwo sonst Bilder, Videos und Applikationen so beeindruckend in Szene gesetzt werden wie hier. Auf 16 mal 9 Metern großen Projektionsflächen an Wand und Boden. In einer Auflösung von 8K. In 3-D und via Lasertracking interaktiv. Mit einer unglaublichen Brillanz und Helligkeit. Und genau hier, in diesem Deep Space 8K, präsentieren ExpertInnen weltbekannte Kunst- und Kulturschätze auf eine Weise, wie Sie es noch nie erlebt haben. Garantiert.

Venus of Willendorf

Credit: rubra

Klassiker der Kunst- und Kulturgeschichte im Deep Space 8K

Leonardo da Vincis Das Abendmahl ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Um es zu besichtigen, müssen Sie das Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand besuchen. Allerdings sollten Sie sich vorab in eine Warteliste eingetragen haben, die ziemlich lang ist, da vor Ort nur 100 BesucherInnen pro Stunde eingelassen werden. Sind Sie dann an der Reihe, müssen Sie noch Sicherheits- und Staubschleusen passieren, bevor Sie das 422 mal 904 Zentimeter große Meisterwerk von Leonardo bestaunen können. Oder Sie kommen einfach ohne Anmeldung, Wartezeit und Schleusen in den Deep Space 8K und erleben hier ein riesiges Gigapixelbild von Leonardos Gemälde, das Ihnen winzige Details offenbart, die Sie im Original niemals sehen würden. Zum Beispiel das Loch, das jener Nagel hinterlassen hat, den der Meister in der Bildmitte einschlug, um die Schnüre für die Zentralperspektive zu spannen.

Die Liste der Kunst- und Kulturschätze, die Sie im Deep Space 8K bestaunen können ist lang. Sie umfasst Gigapixelbilder der altsteinzeitlichen Venus von Willendorf, der römischen Tabula Peutingeriana, der älteste Straßenkarte der Welt, Leonardo da Vincis Mona Lisa oder der Saliera von Benvenuto Cellini. Sie beeinhaltet 3-D-Laserscans der unter den Bebauungsschichten nachfolgender Jahrhunderte begrabenen Reste des antiken Rom oder die Maya-Stadt Tikal im heutigen Guatemala. Und sie umfasst eine Reihe virtueller Rekonstruktionen, etwa jene des berühmten Millionenzimmers“ im Schloss Schönbrunn. Präsentiert und erläutert werden all diese Klassiker, genau wie die Lebensgeschichten ihrer SchöpferInnen, von ExpertInnen aus Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte. Auftakt des Jahresschwerpunkts rund um unser Kulturelles Erbe ist übrigens am Samstag, 27. und Sonntag 28. Jänner 2018. Wir hoffen, wir sehen uns! Im Deep Space 8K!

Das detaillierte Programm des Themenwochenendes „Kulturelles Erbe“ am SA 27.1. und SO 28.1.2018, jeweils 10:00-18:00, finden Sie auf ars.electronica.art/center!

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