„Über den Tellerrand der eigenen Organisation blicken“

Polytronics Hannes Möseneder (AT), Agnes Hofstätter (AT), Steffanie Painsith (AT), María José Molina (CO), Ars Electronica Festival 2019: Polytronics, Hannes Möseneder (AT), Agnes Hofstätter (AT), Steffanie Painsith (AT), María José Molina (CO), photo: Jürgen Grünwald

Seit 2016 kooperiert die Greiner AG, ein weltweit führendes Unternehmen für Kunststoff- und Schaumstofflösungen, mit Ars Electronica, um durch einen interdisziplinären Austausch mit Kunstschaffenden über den Tellerrand der eigenen Organisation zu blicken und den Fokus auf neue Ideen und Lösungen zu richten. Das Ergebnis dieser zukunftsorientierten Forschung wurde außerdem bereits mehrmals am Ars Electronica Festival präsentiert. Wir haben mit dem Vorstandsvorsitzendem der Greiner AG, Axel Kühner, über die Zukunft der Branche und über die Kooperation mit Ars Electronica gesprochen.

Das Coronavirus hat Einfluss auf alle Bereiche genommen und nicht zuletzt auch politische, gesellschaftliche sowie ökonomische Versäumnisse ebenso wie Chancen aufgezeigt. Welchen Einfluss konnten Sie in Ihrem Bereich bemerken und was bedeutet das für die Zukunft?

Axel Kühner: Corona hat unsere Welt auf den Kopf gestellt und wir alle haben gelernt, dass wir rasch und flexibel reagieren müssen, um Krisen gut zu überstehen. Unsere Strategie der Diversifikation – wir sind mit unseren Produkten auf ganz unterschiedlichen Märkten unterwegs – hat sich erneut bewährt. Insbesondere in schwierigen und unsicheren Zeiten hilft es, auf mehreren starken Beinen zu stehen. Das kann auch bei anderen Unternehmen beobachtet werden. Bei uns kommt die Besonderheit dazu, dass die Produkte von Greiner Packaging und Greiner Bio-One in der Krise sehr gefragt waren beziehungsweise sind, da die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln und Medikamenten im Vordergrund steht. Das merken wir als Hersteller von Verpackungen und Medizinprodukten natürlich. In anderen Bereichen in denen Greiner tätig ist – etwa in der Automobil- und Luftfahrtindustrie oder bei Investitionsgütern – ist die Nachfrage aus nachvollziehbaren Gründen aktuell weniger stark.

Greiner Life Capsule, Christoph Zipko, Postcity, Art&Science, photo: Greiner AG

Warum ist Ihnen die Zusammenarbeit zwischen der Greiner AG und Ars Electronica ein Anliegen?

Axel Kühner: Digitalisierung, Globalisierung, wachsende Kundenansprüche und intensiver Wettbewerb zwingen Unternehmen dazu, Innovationen mit immer größerer Geschwindigkeit auf den Markt zu bringen. Nur wer mutig ist, riskiert und auch neue, manchmal ungewöhnliche Wege geht, bleibt konkurrenzfähig. Und hier kommt die seit 2016 bestehende Zusammenarbeit mit der Ars Electronica ins Spiel: Diese ist für uns insbesondere im Zuge der technologischen Frühaufklärung wertvoll. Der interdisziplinäre Austausch mit Kunstschaffenden ermöglicht uns über den Tellerrand der eigenen Organisation zu blicken und den Fokus auf neue Ideen und Lösungen zu richten.

Woran arbeitet die Greiner AG gerade und wie passt das in den Ars Electronica Kontext „Kunst, Technologie, Gesellschaft“?

Axel Kühner: Als diverses Unternehmen mit vier Sparten bearbeitet Greiner unterschiedlichste Märkte. Die Frage lässt sich also nicht kurz beantworten. Wenn wir sie allerdings in den Kontext der Kooperation mit Ars Electronica stellen, dann ist sicherlich das neu gegründete Greiner Future Hunters Network erwähnenswert. Das Future Hunters Network ist ein unternehmensinterner, aber internationaler und diverser Think Tank und dient dem Wissensaustausch und der technologischen Frühaufklärung. Damit wollen wir Chancen frühzeitig erkennen und neue Ideen möglichst schnell bewerten. Aktuell läuft auch eine unternehmensweite Ideenkampagne zum Thema Wissensmanagement.  Hier fragen wir uns, wie permanent wachsendes Wissen zielführend genutzt werden kann.

Und zum zweiten Teil Ihrer Frage: Kunst schafft die assoziativen Freiräume, um innovative Lösungen frühzeitig an- und komplett querzudenken. Kunst und Kunststoff sind Brüder im Geiste, denn Künstler*innen setzen sich kreativ mit der Zukunft von Kunststoff auseinander und helfen oftmals bestehendes Silodenken aufzubrechen.

Ars Electronica Festival 2019, Polytronics, Hannes Möseneder (AT), Agnes Hofstätter (AT), Steffanie Painsith (AT), María José Molina (CO), photo: Jürgen Grünwald

Welche Zukunftsperspektiven halten Sie für möglich, in Bezug auf diese Partnerschaft, aber auch in Bezug auf eingangs erwähnte Probleme, die die Pandemie aufgeworfen hat?

Axel Kühner: Wir bei Greiner sind sicher: Wer auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss rasch und flexibel auf neue Gegebenheiten reagieren. Gleichzeitig müssen Möglichkeiten für neue Geschäfte genauso im Fokus stehen wie bestehende Geschäftsbereiche. Um dieser Überzeugung Rechnung zu tragen, hat unsere Innovationsschmiede Greiner Technology & Innovation mit dem Inkubator INNOVENTURES einen ganzheitlichen Rahmen für die Entwicklung neuartiger Geschäftsmodelle entwickelt. Ziel ist es, innerhalb von zwölf Monaten skalierbare Geschäftsmodelle zu entwickeln bzw. eigene Unternehmen aufzubauen.

Um sich am Markt abzuheben und Erfolg zu haben, muss der Status quo konsequent hinterfragt werden. Disruptive Ideen und eine Herangehensweise abseits der ausgetrampelten Pfade sind dabei sehr hilfreich. Die Kooperation zwischen Ars Electronica und Greiner kann dazu beitragen, eine innovative Kultur und fortschrittliches out-of-the-box-Denken zu fördern.

Axel Kühner wurde im März 2009 in den Vorstand der Greiner AG mit Sitz in Kremsmünster, Österreich, bestellt. Seit 1. April 2010 ist er Vorstandsvorsitzender der Greiner AG. Neben seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender ist Kühner auch Aufsichtsratsvorsitzender der Greiner Bio-One International GmbH und Aufsichtsratsmitglied der Lenzing Plastics AG GmbH & Co KG.

Credit: Greiner AG

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