„Geophagie“ ist die wissenschaftliche Bezeichnung für den Verzehr von Erde und erdähnlichen Substanzen wie Ton und Kreide. Der Verzehr von Erde ist eine uralte Praxis und ein fester Bestandteil vieler Kulturen auf der ganzen Welt. The Museum of Edible Earth von masharu ist ein interdisziplinäres Projekt, in dessen Mittelpunkt eine Sammlung von Erdproben steht, die von verschiedenen Menschen auf der ganzen Welt aus unterschiedlichen Gründen gegessen werden. Es lädt das Publikum dazu ein, unsere Beziehung zur Umwelt und zur Erde physisch zu hinterfragen und unser Wissen über Lebensmittel und kulturelle Traditionen durch kreatives Denken zu überprüfen. The Museum of Edible Earth beschäftigt sich mit den Fragen: Was steht hinter den Traditionen des Erdessens? Woher kommt die essbare Erde? Was sind die möglichen Vorteile und Gefahren des Verzehrs von Erde? Wie gehen wir als Menschen mit unserer Umwelt um?
The Museum of Edible Earth ist ein mobiles Museum mit mehr als 400 Proben essbarer Erden, vor allem Ton, wie z. B. Kaolin und Bentonit, aber auch Kreide, Kalkstein, Vulkangestein, Kieselgur und Muttererde. Die Materialien stammen aus 34 Ländern. Neben der Erdsammlung umfasst das Museum auch Grafikdesign-Materialien, Fotografie und Videoarbeiten, eine interaktive Online-Datenbank für essbare Erde, Installationen und Performances. Es fördert die Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Designer*innen, Forscher*innen und kulturellen Gemeinschaften. Beim Prix Ars Electronica 2021 gewann das Projekt einen Award of Distinction in der Kategorie „Artificial Intelligence & Life Art“.
Das Projekt der russisch-niederländischen Künstlerin wurde zum inspirativen Startpunkt für eine Serie an Projekten, welche unter dem Titel Taste your SOIL zusammengefasst sind. Taste your SOIL steht für die Erweiterung der kulturellen Mission von Ars Electronica, nämlich Technologie so zum Einsatz zu bringen, dass sie nachhaltig, verbindend und erweiternd agiert, zwischen uns Menschen und der Natur. Eine Natur, deren radikalen Veränderungen die Menschheit alternativlos zum Handeln und nachhaltigen Transformationsprozessen zwingt. Taste your SOIL findet so seine logische Position im „New digital Deal“, als auch „das Digitale“ Teil jeglichen „Green Deals“ sein muss. Dieses manifestiert sich in vielen Programmpunkten und begann bereits mit der Übersiedelung von der POSTCITY in die Parkanlagen der Johannes-Kepler-Universität. Der neu eingeführte Begriff des Gartens symbolisiert den grundsätzlichen Beziehungsstatus zwischen Mensch und Natur und ist Teil jeglicher Kulturbegrifflichkeit weltweit. Es setzt sich fort in der Grundversorgung des Festivals. Lokale Wirte, lokale und biologische Grundnahrungsmittel und „ERDE“ als Grundthema für die Köch*innen.
Taste your SOIL ist ein Community Project mit einem großen Partnernetzwerk. Von diesen Partnergärten werden Erdproben mit Foto und Video an uns geschickt, wo die Erde und ihr Geschmack beschrieben wird. In Taiwan nehmen sich Spitzenköche dem Thema Erde an und kochen damit. In CHILE widmet sich das Projekt „cooking for freedom“ der pandemischen Situation in den Anden und in Russland schafft die ITMO University eine ganze Ausstellung zum Thema „ERDE“. Und natürlich findet sich das Thema auch in Kepler’s Gardens in künstlerischen Projekten und Interventionen, in botanischen oder bakteriellen Exkursionen, in Workshops und vielem mehr über das ganze Festival hinweg, wieder. Alle Gärten wurden gebeten, Bodenproben zu schicken, um das Museum of Edible Earth beim Ars Electronica Festival 2021 zu bereichern.
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