Das Ars Electronica Festival rückt immer näher und das Festivalprogramm steht schon fest. Vielleicht habt ihr euch ja schon einen Überblick geschaffen und euch gefragt, was Picasso, ein hervorragender Künstler der Moderne, im Ars Electronica Center macht. Und was das Museum Reina Sofia in Madrid dazu beigetragen hat, um Picasso in den Deep Space 8K zu verorten. Auf diese und weitere Fragen kann uns nur Michaela Wimplinger, die schon einige Gigapixelprojekte im Deep Space 8K mit externen Partner*innen organisiert hat, antworten. Gehen wir dem Mysterium Picasso im Deep Space 8K gemeinsam auf die Spur!
Wie ist die Kooperation mit dem Museum Reina Sofia in Spanien entstanden?
Michaela Wimplinger: Die Kooperation ist zum einen aufgrund der positiven Resonanz und der großartigen Qualität der bereits gezeigten Gigapixelbilder, wie zum Beispiel zu Bruegel de Elder, Van Eyck und Raffael entstanden; zum anderen hinsichtlich der laufenden und guten Kooperationsgespräche mit der offen zugewandten spanischen Botschaft in Wien. Man hat sich entschieden, das renommierte Museum Reina Sofia in Madrid anzufragen. Das hat mich ermutigt, nach einem Gespräch mit der motivierten stellvertretenden Direktion dieser tollen Einrichtung, ein Projekt im Rahmen des Festivals mitzuversuchen. Sie war von Anfang an interessiert, ein sogenanntes Digitalisierungs-Kooperationsprojekt zu realisieren.
Was sagt das Kunstwerk uns über den Künstler Picasso aus? Und warum wurde sein Werk für das diesjährige Festival ausgesucht?
Michaela Wimplinger: Guernica gehört zu den bekanntesten Werken von Pablo Picasso. Im Jänner 1937 erhielt Picasso von der rechtmäßigen Regierung der Republik den Auftrag, ein großformatiges Gemälde für den spanischen Pavillon auf der im Sommer stattfindenden Weltausstellung in Paris zu schaffen. Das Werk entstand 1937 als Reaktion auf die Zerstörung der spanischen Stadt Guernica am 26. April. Am 12. Juli 1937 wurde das Bild zum ersten Mal in Paris auf der Weltausstellung vorgestellt. Heute befindet es sich zusammen mit einer umfangreichen Sammlung von Skizzen im Museo Reina Sofía in Madrid.Vor allem in diesen besonderen Zeiten, rund um die Pandemie, haben wir uns entschieden, ein Zeichen zu setzen und das „Demokratie-Werk“ von Picasso zu präsentieren, um vor allem die Bedeutung des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft zu transportieren. In diesen Zeiten ist es zudem nicht jedem möglich, Reisen abzuhalten oder solche Kunsteinrichtungen zu besuchen. Das hat uns bestärkt, ein so wichtiges Kunstwerk der breiten Öffentlichkeit – mit der Technologie des Deep Space – präsentieren zu können. Was das Museo Reina Sofia so besonders macht, ist die Wissens-Vermittlung von Expert*innen, die sich heuer mit der Ausstellung „Rethinking Guernica“ aus einer anderen Perspektive auseinandergesetzt hat.
Was macht diese hochauflösenden Bilder so besonders?
Michaela Wimplinger: Diese imposante, visuelle Darstellung eines Gigapixelfotos im Deep Space 8K lässt uns in einer unfassbar detaillierten Auflösung Dinge sehen, die wir so mit freiem Auge in dieser Form nicht erahnen können.
Kombiniert mit der einzigartigen Auflösung im Deep Space 8K können diese detaillierten Bilder betrachtet werden, die wir in dieser Form noch nie gesehen haben. Der Deep Space 8K ist der Raum, in dem diese entwickelten, hochauflösenden Fotos besonders gut dargestellt werden können. Die Kuratorin der Picasso-Ausstellung im Museum Reina Sofía, Frau Olga Sevillano, wird während dem Ars Electronica Festival Einblicke in das Handwerk und die Techniken des Künstlers geben. Diese Präsentationsform kann auch im Stream sehr gut wahrgenommen werden und richtet sich somit auch an die breite Öffentlichkeit.
Was sind weitere Ideen mit den KooperationspartnerInnen?
Michaela Wimplinger: Die Ars Electronica möchte sehr gerne weiterhin diese Kooperationen mit den Kulturinstitutionen und Botschaften sowie der internationalen Museumslandschaft fortführen und je nach Möglichkeit, gemeinsame Projekte in den Bereichen „Kunstgeschichte, Architektur und Design“ realisieren. Zusätzlich entstehen derzeit bereits Programme, die einen Female Fokus enthalten.
Damit soll ein internationaler Diskurs adressiert werden und auch mit diesen Programmen die Dimensionen der Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kunstgeschichte abbilden. Tradierte Rollen und Wertvorstellungen in der Kunstgeschichte sollen aufgegriffen werden. Ziel ist es, diese Formate unter anderem in außerschulische Maßnahmen zu integrieren.
Das gesamte Team der Ars Electronica bedankt sich sehr herzlich bei der Direktorin des Museum Reina Sofia Madrid, Frau Mabel Tapia und ihren Mitarbeiter*innen sowie bei der Botschafterin vom Königreich Spanien, Frau Cristina Fraile Jimenez de Munana und ihrem Team für diese schöne Zusammenarbeit und Möglichkeit, das Projekt „Rethinking GUERNICA“ im Ars Electronica Deep Space umsetzen zu können.
Michaela Wimplinger ist seit 2006 Assistentin des künstlerischen Leiters der Ars Electronica, Gerfried Stocker. Seit 2017 Bereich Sonderprojekte im externen sowie auch internationalen Umfeld und organisiert internationale Kooperationen im Bereich Kunst und Kultur. Gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Linz entwickelt sie Projekte rund um den Marianne von Willemer Preis für digitale Medien. Sie kuratiert zudem Ausstellungen für das Ars Electronica Center und für das „hosted by Ars Electronica“ im Bildraum 07 in Wien. Seit 2015 ist sie Jurymitglied des IRIS Preis der Stadt Linz, und seit 2014 arbeitet sie an Gender and Diversity Programmen für die Ars Electronica und im Gleichbehandlungsnetzwerk der Unternehmensgruppe der Stadt Linz.