Poetry of Motion – Ars Electronica Export in Osaka, Japan, Dezember 2011

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Eine Ars Electronica Austellung in einer Shopping Mall in Osaka im Spannungsfeld zwischen glamourösen und konspirativen Momenten in Bewegung

„Kunst trifft Kommerz, gerade in vorweihnachtlicher Zeit, die auch in Japan mehr als spürbar ist. Beeindruckend zu sehen, dass an dieser Schnittstelle Kunst völlig konkurenzlos wird und völlig anders gearbeitet werden kann, als man es gewohnt ist. – Martin Honzik, Kurator“

Kaum zu glauben, dass Begegnungen im Eingangsbereich einer Shoppingmall gleichzeitig so glamourös und konspirativ sein können, wie dies in der BREEZÉ BREEZÉ Shoppingmall im Zuge der Ars Electronica Ausstellung in Osaka der Fall war. Konspirativ in jenem Sinn, dass heimliche Momente entstanden, als man zum Beispiel den Herzschlag seines Partners/seiner Partnerin als elektronisch pochenden Mechanismus in die Hand gelegt bekommen kam (Heatbeat Picnic, ein Projekt von Junji Watanabe, Yui Kawaguchi, Kyosuke Sakakura, Hideyuki Ando; Website des Projekts). Konspirativ auch in jenem Sinn, dass man inkognito via dem Projekt Shadowgram des Ars Electronica Futurelabs Nachrichten hinterlassen konnte und sich diskret mit der aktuellen Situation in Japan, seinen Menschen mit ihren Wünschen und Hoffnungen für ein hoffentlich besseres Jahr 2012 konfrontiert sah (Flickr).

Im Zentrum der Ausstellung jedoch entfachten die drehenden Kleider von Ursula Neugebauer einen Anblick absoluten Glamours, der durch die versteckte Erotik der sich drehenden und hebenden Röcke so manchem Kinderwunsch in Erinnerung rief, endlich einmal heimlich unter die wirbelnden Stoffmassen zu blicken (www.ursula-neugebauer.de). Die unaufdringliche Märchenwelt von Innocence involvierte vorbeikommende Passanten, egal ob sie stehenblieben oder ihren Weg fortsetzen in ihrer vorweihnachtlichen Einkaufstour (Presseinfo). Glamourös auch das Workshop-Projekt Ars Wild Card (Website Ars Wild Card), das die BesucherInnen in das Ausstellungsprojekt involvierte, indem sie via speziell entwickelten Applikationen für iPod Touch und iPhone Informationen zu den Projekten bekamen und sich selbst mit den Kunstwerken abbilden konnten, um somit ein Teil des Ausstellungsprojektes zu werden; online als auch als Postkarte zum Mitnehmen. Partizipativ auch die herausragende Arbeit Exquisite Clock von João Wilbert (www.exquisiteclock.org ), die aufgrund von Momentaufnahmen aus dem Alltag die Unendlichkeit der Darstellungsformen von Zahlen und Zeit thematisiert.

Seit mehr als 32 Jahren arbeitet die Ars Electronica mit dem öffentlichen Raum, kommissionierte Projekte für die urbane Öffentlichkeit und tätigte selbst Veranstaltungen in diversen Stadträumen. Diese urbane Öffentlichkeit wurde in den letzten Jahren erweitert um sogenannte functional public spaces, also öffentliche Funktionsräume wie Verkaufspassagen, Flagshipstores, Flughäfen und Bahnhöfe und nun einer Shoppingmall in Osaka. Und gerade unsere Erfahrung in Osaka im Dezember 2011 zeigte, wie beeindruckend sich Medienkunst in den Alltag von Menschen integrieren lässt, ohne den dezidierten Kunstkontext bereits über den Ausstellungsort vermittelt zu bekommen. Dies ist eine Herausforderung und zugegebenermaßen lässt uns diese Kunst- Kontextlosigkeit in öffentlichen Funktionsräumen auch schutzlos erscheinen. Da die eigentliche Bestimmung dieser Örtlichkeiten eine andere ist, wird Mut zum Experiment benötigt. Diese Herausforderung wurde einstimmig und ohne Ressentiments auch seitens der KünstlerInnen von Beginn an mitgetragen und verhalf allen Beteiligten zu einem wunderbaren Erfolg und neuen Erfahrungen aufgrund der offenen Auseinandersetzung mit einer Öffentlichkeit.

Mehr Infos zur Ausstellung finden Sie auf der offiziellen Website.