Ab und an sitzt man vor einer Szenerie, die ist so wunderschön, dass man sie am liebsten gleich einfangen möchte. Heutzutage hat man zwar üblicherweise einen Fotoapparat (einen echten, oder einen im Telefon) zur Hand, aber es gibt noch die romantische Variante des Zeichnens und Malens. Man zückt also Stift und Papier, ein Strich folgt dem nächsten, die Komposition nimmt immer konkretere Formen an, hier noch ein Detail, da noch ein wenig Dichte, und am Ende hält man meistens etwas in der Hand, das mit dem Ausblick auf die Szenerie ungefähr so viel zu tun hat, wie Vorratsdatenspeicherung mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, Straftaten zu verhindern. In den seltensten Fällen verfügt man über das nötige Talent, die Bilder, die man im Kopf hat, umzusetzen, oftmals scheitert es allerdings an der Motorik. Pingo Ergo Sum ist eine Möglichkeit, direkt auf seine Fantasie zuzugreifen und diese umzusetzen, und zu sehen gibt es das Projekt ab 5. April im Ars Electronica Center.
Das Prinzip von Pingo Ergo Sum ist Folgendes: Mittels Brain-Computer-Interface werden Gehirnströme gemessen und interpretiert. Im konkreten Fall besteht das BCI aus einer Haube, die mit einer Vielzahl an Elektroden ausgestattet ist und die elektrische Tätigkeit des Hirns misst. Eine Schnittstelle übersetzt die Daten für die Software, die wiederum interpretiert die Ströme entsprechend, man kann beispielsweise schreiben, ohne einen Finger zu rühren, oder eben auch malen. Jetzt ist dieser Vorgang freilich nicht nur für kreativ zu kurz Gekommene von Interesse, sondern vor allem auch für Menschen, die ohne dieser Technologie nicht mit der Außenwelt kommunizieren könnten.
Ab 5. April gibt es diese Technologie im Center zu sehen, vor allem kann man selber ausprobieren, wie verblüffend es ist, wenn man zeichnet und malt, ohne physisch mit einem Gegenstand zu interagieren, lediglich Kraft seiner eigenen Gedanken. Am Abend des 5. Aprils gibt es auch eine Livevorführung von Adi Hoesle, einem der Motoren hinter Pingo Ergo Sum, zu sehen, und zwar im Deep Space, also auf einer der größten Leinwände, die man zu Gesicht bekommen kann.