Linz im Wandel der Zeit

linz_zeichnung,

Wenn Sie jemandem die Stadt Linz mit nur einem einzigen Bild heute vorstellen möchten, welches würden Sie dann wählen? Mag.a Dr.in Cornelia Daurer vom Archiv der Stadt Linz kennt viele dieser Stadtansichten, wie sie in den letzten Jahrhunderten hier entstanden sind. Ob gemalt oder fotografiert, das Bildmaterial lässt uns auf visuellem Wege viel leichter an die Zeit vor uns erinnern und wir ziehen es heute noch heran, um ein Bild vom damaligen Linz nachzuzeichnen. Am DO, 21.11.2013, 20:00, präsentiert sie bei Deep Space LIVE im Ars Electronica Center eine Auswahl der Linzer Stadtansichten im Wandel der Zeit.

Wenn wir den Blick auf die frühen Stadtansichten von Linz werfen: Warum haben Menschen damals Bilder von Linz angefertigt? Welche Personen waren das?

Es gibt sicher einige Gründe für das Anfertigen von Stadtansichten in vergangenen Jahrhunderten. Leider sind uns diese oft nicht direkt überliefert, sondern können nur aus unserem Kontextwissen zu diesen Bildern erschlossen werden. Wir wissen von manchen Ansichten beispielsweise, dass sie als Skizzen für einen gedruckten Reisebericht gedacht waren. Andere sind Teil großangelegter, kommerziell verlegter Topographien, die Ansichten und Beschreibungen von Städten enthielten. Später waren es häufig durchreisende Künstler, die ihnen landschaftlich reizvoll erscheinende Motive festhielten. Interessant ist, dass manche Bilder immer wieder als Vorlage herangezogen wurden, und dass Ansichten sehr häufig von der gleichen Perspektive aus angefertigt wurden.

Wie gehen Sie mit historischen Quellen um? Lassen sich die Bilder zeitlich schnell einordnen und können neu entdeckte Details auf historischen Bildern Anstoß zur weiteren Forschung der Stadtgeschichte geben?

Es gibt gewisse Eckdaten, die zur zeitlichen Einordnung einer Stadtansicht wichtig sind. Aufgrund der Materialfülle sind solche Datierungsfragen hauptsächlich für alte Fotografien interessant und stellen sich weniger für gemalte Stadtansichten. Einerseits gibt es also wie gesagt bestimmte Grundfragen, die man an das Bild stellt, z.B. welche Donaubrücke sieht man, ist es noch die Holzbrücke, schon die Eisenbrücke oder gar die Nibelungenbrücke? Da kommt es natürlich darauf an, welches Motiv man genau vor sich hat, denn wenn die Brücke nicht zu sehen ist, muss ich mir andere Anhaltspunkte suchen.

Manchmal kann die Einordnung sehr knifflig sein, manchmal geht es sehr rasch. Mit etwas Glück kann man auf diese Art eine Stadtansicht recht genau datieren. Mit Details, die neue Erkenntnisse bringen könnten, muss man allerdings etwas vorsichtig sein. Stadtansichten aus der Zeit vor der Fotografie können idealisiert und geschönt sein, bzw. durch eine künstlerische Verzerrung der Perspektive Verwirrung stiften. Aber auch Fotos sind keine rein objektive Abbildung der Realität, wie man glauben könnte. Natürlich können Details Anlass dafür sein, nachzuforschen, ob sich andere Quellen dazu finden lassen. Ohne eine solche Einbettung in einen Kontext würde der Bildinhalt aber letztlich nur für sich alleine stehen und man nie wissen, ob es sich dabei um Zufall handelt oder nicht.

Abgesehen vom Stadtbild selbst, was hat sich in der Art der Darstellung der Stadtansicht von Linz in den letzten Jahrhunderten geändert?

Ich würde eher sagen, es ist sehr viel gleich geblieben: Nach wie vor streben z.B. Tourismusverantwortliche danach, ein repräsentatives Panorama der Stadt zu schaffen, damit Fremde die Stadt auf den ersten Blick erfassen können. Natürlich sind die Voraussetzungen heute andere, aber dieser Gesamteindruck der „ganzen Stadt“ ist nach wie vor wichtig. Aufgrund der Bilderfülle von heute kommen dann weitere Detailansichten hinzu. Diese Details hatte man in vergangenen Jahrhunderten freilich nicht – einfach, weil der Herstellungsprozess komplizierter und langwieriger war und weil Details nicht relevant waren.

Wie gehen Sie im Archiv der Stadt Linz mit den Abertausenden Bildern um, die heute in Linz entstehen (von professioneller Fotografie bis hin zu persönlichen Aufnahmen)? Wie werden sich nachfolgende Generationen an die Stadtansichten von Linz im Jahr 2013 erinnern können?

Zum Glück – oder in manchen Fällen auch leider – kommen nicht alle Fotos zu uns ins Archiv, die in Linz entstehen. In erster Linie sind es die Fotos aus städtischer Produktion, die den Weg zu uns finden, also Fotos mit „offiziellem“ Charakter, etwa von Eröffnungen oder Spatenstichen. Wir versuchen, ergänzend selbst Fotos zu machen, wenn es uns wichtig erscheint. Andere Fotos kommen beispielsweise über Nachlässe oder Schenkungen zu uns. Kern unserer Bemühungen ist es, die Bilder, die zu uns kommen, für künftige Generationen zu bewahren. Das bedeutet neben der Verwahrung und Speicherung auch, dass wir alle Bilder mit Metadaten versehen, damit sie leichter auffindbar sind und das Wissen rund um die Fotos nicht verloren geht. Das ist eine komplexe Aufgabe, aber die zentrale Mission unseres Archivs: Nachfolgenden Generationen die Basis zu liefern, sich – nicht nur durch Fotos – ein Bild der Stadt Linz machen zu können.

Reservieren Sie noch heute Ihren Platz bei Deep Space LIVE „Linzer Stadtansichten im Wandel der Zeit“ im Ars Electronica Center, Eintritt 3 Euro. Weitere Infos unter ars.electronica.art/center.

, ,