Hier ist überall Süden

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Rund um den nördlichsten Punkt der Erde sollen sie verborgen sein, die bisher unentdeckten arktischen Öl- und Gasvorkommen. Die Regionen sind besonders in den letzten Jahren, wo sich das Eis durch den Klimawandel immer weiter zurückzieht, zugänglicher geworden. Angrenzende Nationen wie Russland, Kanada, Norwegen, Dänemark oder USA sind bemüht, ihre Gebietsansprüche in dieser scheinbar lebensfeindlichsten Zone der Erde zu behaupten oder auszudehnen. Prof. Mag. Josef Friedhuber, wissenschaftlicher Lektor, hat sich selbst ein Bild vom Nordpol gemacht und berichtet bei einem Deep Space LIVE am DO 13.2.2014, 20:00, über seine Reise zum Nordpol und zur Inselgruppe Franz-Josef-Land mit dem russischen Atomeisbrecher Yamal, dem stärksten Schiff der Welt. Wie das ist, auf so einem Schiff zu reisen, darüber spricht er hier im Blog.

Warum ist der russische Atomeisbrecher Yamal in den Norden gestartet?

Die russischen Eisbrecher sind im Winter im klassischen Einsatz. Sie sind zuständig für das Freihalten der Wasserwege in den arktischen Meeren und Gewässern und für Bergearbeiten von Schiffen, die im Eis steckenbleiben. Im Sommer sind sie sozusagen „arbeitslos“ und da werden sie für touristische und manchmal auch für wissenschaftliche Reisen verchartert.

Welche Aufgaben hatten Sie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Bord zu erfüllen?

Ich war als naturwissenschaftlicher Lektor für die Betreuung der Gäste zuständig, sowohl im Vortragssaal als auch bei den Landgängen auf Franz Josef Land, das am Rückweg besucht wurde.

Sie haben mit dieser Reise den Nordpol erreicht. 100 Jahre zuvor ist es Robert Edwin Peary als erstem Menschen gelungen, in dieses Gebiet vorzudringen. Woran denken Sie, wenn Sie sich in die Forscher dieser damaligen Polarexpedition hineinversetzen, die mit ganz anderen Techniken auskommen mussten?

Ob Peary tatsächlich am Nordpol war oder nicht,  ist umstritten und nicht wirklich beweisbar. Der Nordpol ist eine driftende Eismasse und im Gegensatz zum Südpol nur eine Koordinate 90.00 N und kein Fixpunkt auf dem Eis. Die Polarforscher des 19. und  beginnenden 20. Jahrhunderts verdienen höchsten Respekt,  denn sie haben unglaubliche Strapazen und Risiken auf sich genommen. Ihr Einsatz und ihre Besessenheit  sind aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Die waren die echten Abenteurer.

Wie stark sind die Veränderungen der Eisdecke in den letzten Jahren? Ist der Klimawandel in dieser Region spür- und sichtbar?

Alleine in den letzten 10 Jahren hat sich die Eisgrenze im Sommer um etwa 500 Kilometer nach Norden verschoben. Die Eisdicke hat sich von durchschnittlich vier Meter auf unter zwei Meter reduziert.  In den letzten 18 Jahren ist die gesamte minimale Eisfläche am Nordpol Ende August  auf die Hälfte zusammengeschmolzen und liegt inzwischen nur mehr unter drei Millionen Quadratkilometern – gegenüber 6,4 Millionen Quadratkilometern im Jahr 1996.

Wenn Sie einen Text für einen Reiseanbieter schreiben müssten – mit welchem Satz würden Sie den Nordpol bewerben?

Wenn Sie viel zu viel Geld haben, schon Millionen an Bedürftige gespendet haben, dann kommen sie mit zum Nordpol – dort wo überall Süden ist.

Welche Sicherheitsmaßnahmen gab es auf diesem Schiff mit Nuklearantrieb, um die Radioaktivität an Bord überwachen zu können?

Der Betrieb ist alles andere als „russisch“. Es wird mit höchsten Sicherheitsstandards gearbeitet und ich hatte nie ein schlechtes Gefühl. Es gab immer wieder Gäste, die Geigerzähler mit hatten. Man wird bei Maschinenraumführungen bis in die Steuerzentrale und direkt an den Reaktorraum geführt und es wurde noch nie überhöhte Radioaktivität gemessen.

Wenn Sie mehr über die Reise von Prof. Mag. Josef Friedhuber wissen wollen, kommen Sie zum Deep Space LIVE am DO 13.2.2014, 20:00, ins Ars Electronica Center Linz.

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