Die modernen bildgebenden Verfahren in der Medizin ermöglichen schon heute faszinierende Einblicke in das Innere von uns Menschen. Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz A. Fellner vom AKh Linz spricht über die Möglichkeiten, die sich mit den vom Ars Electronica Futurelab gestalteten Visualisierungen im Deep Space auftun, und stellt seine neue Vortragsreihe „Anatomie für alle“ im Rahmen von Deep Space LIVE vor.
Wenn wir den Blick auf die bildgebenden Verfahren der Medizin im Jahr 2014 werfen: Welche technischen Möglichkeiten haben wir heute?
Franz Fellner: Mit Ultraschall, der Computertomografie sowie vor allem mit der Magnetresonanztomografie haben wir heute Möglichkeiten, unser Innerstes zu visualisieren wie noch nie zuvor. Vor allem, dass die Potentiale der Magnetresonanztomografie, die ohne Röntgenstrahlen auskommt, immer noch unerschöpflich erscheinen, wird uns noch viele Erkenntnisse in der Zukunft bringen.
Und welche technischen Möglichkeiten würden Sie sich noch wünschen?
Franz Fellner: Wünschen würde ich mir noch, dass wir bald die Möglichkeit bekommen, die mit diesen Methoden gewonnenen Daten noch viel schneller und besser nachverarbeiten zu können, sodass wir auf Knopfdruck so erstaunliche Bilder bekommen, wie die Ars Electronica sie erzeugt.
Sie sprechen die Visualisierung an, die das Ars Electronica Futurelab entwickelt hat. Anlässlich des 19. Internationalen Fortbildungskurses „Moderne Mammadiagnostik und –therapie“ in Erlangen werden Sie in einigen Tagen live aus dem Deep Space des Ars Electronica Center zum Thema „Moderne Bildgebung“ und über die zukünftigen Perspektiven der Mammographie sprechen…
Franz Fellner: Wir werden einerseits ganz neue Techniken der Bildgebung zeigen, die in Zukunft auch von Interesse für die Diagnostik der Brust sein werden, ihre Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen. Und wir werden demonstrieren, was heute schon alles mit der Nachverarbeitung von 3-D-Schnittbild-Daten möglich ist.
Warum ist die Nachverarbeitung so schwierig – ist es die Fülle an Daten?
Franz Fellner: Die Fülle an Daten ist nicht mehr das Problem. Die Schwierigkeit ist, dass oft nur sehr geringe Kontrastunterschiede zwischen verschiedenen Organen vorhanden sind und die entsprechenden Grauwerte sich nur geringfügig unterscheiden. Diesbezüglich brauchen wir noch gute Lösungsansätze.
Computerkunst kann die Medizin also unterstützen?
Franz Fellner: Ja, eben bei dem schon angesprochenen Problem der Nachverarbeitung der primär gewonnenen Bilddaten. Ich glaube, dass hier die Computerkunst schon viele Möglichkeiten hat, die wir in der Nachverarbeitung medizinischer Bilddaten noch brauchen. Und ein weiterer Punkt noch: Die Möglichkeit, zum Beispiel im Deep Space, dreidimensional die Dinge zu betrachten, die fehlt uns ebenfalls noch. Das wäre auch für uns Mediziner, nicht nur zu Ausbildungszwecken, hoch interessant.
Was macht den Deep Space für medizinische Vorträge so interessant – wenn sich dieser sozusagen in einen Hörsaal oder besser „Sehsaal“ verwandelt?
Franz Fellner: Herausragend ist die enorme Qualität von Bildern auf so einer großen Fläche. In einem medizinischen Bild ist oft enorm viel Information komprimiert und man sieht die Dinge viel klarer, wenn sie in einer solchen Größe dargestellt werden können. Weiterhin sind natürlich die Möglichkeiten der dreidimensionalen Darstellung enorm wichtig, die im Deep Space gegeben sind.
Schon an diesem Donnerstag, dem 6. März 2014, 20:00, wenden Sie sich in der neuen Themenreihe „Deep Space LIVE: Anatomie für alle“ im Ars Electronica Center dem menschlichen Gehirn zu. Auf welche Fragen werden Sie eingehen?
Franz Fellner: Unter anderem werden wir uns ansehen, wie sich das menschliche Gehirn in der Evolution entwickelt hat. Wir werden bestimmte Zentren im Gehirn näher betrachten, wie zum Beispiel verschiedene Areale für Bewegung oder verschiedene Bereiche für Emotionen. Warum haben wir manchmal unnötig Angst und können uns nicht dagegen wehren, bzw. vielleicht doch? Warum ist das so, was tut sich da wo im Gehirn? Interessieren wird uns auch, was hat Bewegung alles mit dem Gehirn zu tun und umgekehrt, warum geht manches schief, was kann man vielleicht dagegen tun? Und – wo sitzt eigentlich der Spaß im Gehirn? Der hat tatsächlich seinen eigenen Platz dort!
Und können wir unserem Gehirn eigentlich vertrauen?
Franz Fellner: In vielem ja, in manchem nein. Und genau das werden wir uns auch ansehen, am Donnerstag im Deep Space.
Sie werden in Ihren insgesamt fünf Vorträgen bei Deep Space LIVE außerdem nützliche Tipps fürs Alltagsleben geben…
Franz Fellner: Ein Beispiel: Wir werden verschiedene Möglichkeiten besprechen, wie man sich auch mit zunehmendem Alter absolut geistig fit halten kann – wenn man sich zum Beispiel mit Kindern beschäftigt.
Im April, im Juni, sowie an zwei weiteren Terminen im Herbst 2014 werden Sie die Reihe „Anatomie für alle“ fortsetzen. Was können wir noch erwarten?
Franz Fellner: Im Laufe des Jahres werden wir uns alle Organbereiche im Deep Space ansehen, so z.B. als nächstes die Systeme Lunge und Bauch. An jedem Abend wird zusätzlich noch ein Kollege kurz ein Spezialthema behandeln. So stellt bereits am 6. März 2014, 20:00, Prim. DDr. Michael Malek von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des AKh Linz die Möglichkeiten der Chirurgie im Gesichtsbereich vor. Zudem finden zu diesen Themen dann jeweils noch die Science Days am Wochenende statt, wo die behandelten Themen noch vertieft werden. Darüber hinaus können die Besucher selbst ganz praktisch an Computern und Modellen arbeiten.
Zur Person
Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz A. Fellner leitet das Institut für Radiologie am AKh Linz. Seit über 20 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit der Anatomie und den Funktionen des menschlichen Körpers sowie den Möglichkeiten ihrer bildgebenden Darstellung für die Allgemeinheit. Seit den 1990er Jahren hält er international Vorträge und organisiert Fortbildungsveranstaltungen zu diesen Themen.
Kommen Sie zum Vortrag von Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz A. Fellner „Deep Space LIVE: Anatomie für alle. Was Sie schon immer über Ihr Gehirn wissen wollten“ am DO 6.3.2014, 20:00, oder am SA 8.3.2014, 14:00. Eintritt zum Vortrag: 3 Euro oder ein gültiges Museumsticket. Am Wochenende finden außerdem die Science Days im Ars Electronica Center statt, wo Sie sich 3-D-Modelle von Kieferknochen ansehen können, anhand chirurgische Eingriffe besser geplant werden können, lernen Sie die Technik des 3-D-Drucks im FabLab näher kennen und experimentieren Sie an der Workstation mit einer Software zur funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT). Die Spezialführung „Rück näher! Wenn Technologie auf unseren Körper trifft“ führt Sie durch die Ausstellung „Neue Bilder vom Menschen“ und macht Sie mit der Bandbreite an bildgebenden, diagnostischen Verfahren wie der Mikroskopie, der MRT oder der DNA-Analyse vertraut