Genoveva Rückert, Kuratorin des OÖ Kulturquartiers
Die CyberArts Exhibition ist traditionell einer der Höhepunkte des Ars Electronica Festival. Sie präsentiert auch heuer wieder eine Auswahl der besten Arbeiten des Prix Ars Electronica 2014 aus den Kategorien Interactive Art, Digital Communities, Computer Animation, sowie [the next idea] voestalpine Art and Technology Grant. In Gestalt von Roy Ascott ist zudem erstmals auch ein „Visionary Pioneer of Media Art“ im Rahmen der CyberArts zu erleben.
Wir haben mit Genoveva Rückert, Kuratorin des OÖ Kulturquartiers, über die CyberArts Exhibition 2014 gesprochen, um bereits einen ersten Vorgeschmack auf diese spannende Ausstellung zu bekommen.
Hallo Genoveva! Was erwartet die Besucherinnen und Besucher dieses Jahr bei der CyberArts Exhibition?
Genoveva Rückert: Wie im letzten Jahr wird die CyberArts heuer wieder im Ursulinenhof sein. Das heißt, wir haben diesen für uns eigentlich neuen Ort noch einmal adaptiert. Auch dieses Jahr arbeiten wir natürlich wieder mit den Arbeiten aus den unterschiedlichen Kategorien des Prix Ars Electronica und versuchen die spannendsten und interessantesten Projekte daraus auszusuchen und herauszufiltern und diese dann umzusetzen. Wir werden auch wieder ein bisschen Geschichte miteinbringen, das heißt die CyberArts ein bisschen kontextualisieren. Jetzt gibt es die Ars Electronica bereits 35 Jahre und das wird sich auch in der Archivpräsentation widerspiegeln. Es wird wieder ein paar sehr schöne Sachen zu sehen geben.
Jacob Tonski – Balance from Within
Gibt es schon ein paar nähere Infos dazu?
Genoveva Rückert: Das Projekt „Balance from Within“, das balancierende Sofa, von Jacob Tonski wird gemeinsam mit der Arbeit „There is the sun“ von Ief Spincemaile den Eingang gestalten. Danach gelangt man zu der Michael Angelo Adaption des 21. Jahrhunderts, „Captives“, von Davide Quayola. Dann geht es weiter mit den Goldenen Nica Preisträgern Paolo Cirio ,„Loophole for All“, und Matt Pyke mit seiner Computeranimation „Walking City“, die als Installation dargestellt wird. Auch das „Vergerät“ von Boris Petrovsky und Agi Haines mutierte Babyskulpturen, „Transfigurations“, die sehr naturalistisch dargestellt sind, werden zu sehen sein. Dann geht es weiter in den Dachboden mit „Sound of Honda“ und als Abschluss haben wir dann noch eine große Installation von James Coupe, mit dem Titel „Swarm“. Das sind so die Kernarbeiten. Es wird insgesamt aber, so wie jedes Jahr, rund 25 Arbeiten geben.
Paolo Cirio – Loophole for All
Heuer gab es sehr viele Projekte, die lediglich am Computer oder im Web zu sehen sind. Wie werden diese präsentiert?
Genoveva Rückert: Für „Loophole for All“ beispielsweise, das Gewinnerprojekt aus der Kategorie Interactive Art, wird es eine Rauminstallation geben. Bei den Digital Communities ist das ein bisschen schwieriger. Da gibt es ein paar Arbeiten, bei denen wir versuchen werden sie mit Video-Beschreibungen und mit Texten darzustellen, um sie ein bisschen plastischer und verständlicher zu machen. Bei den anderen Kategorien versuchen wir Webprojekte immer als Installationen zu adaptieren. Das ist aber wirklich eine große Herausforderung an die Gestaltung.
Universal Everything – Walking City
OK ist einer der längsten Partner der Ars Electronica. Fallen dir thematisch irgendwelche Trends bei den Prix-Gewinnen auf?
Genoveva Rückert: Ja, man sieht bei der Auswahl der Gewinnerprojekte sehr gut eine künstlerisch-gesellschaftliche Entwicklung. Das hängt aber auch von den teilnehmenden Kategorien ab. Nachdem dieses Jahr erstmals nicht alle Kategorien dabei waren und Digital Communities und Interactive Art dieses Mal dabei waren, ist das heuer ganz klar der thematische Fokus. Dabei stand die Frage „Was ist Interaktivität?“, die ewige Frage seit es die Kategorie Interactive Art gibt, im Mittelpunkt. Natürlich sind auch Digital Communities vom künstlerischen Aspekt her sehr spannend, weil man da sozusagen eine Rückkoppelung sieht, wie Kunst mit Gesellschaft umgeht und auch welche gegenseitigen Wechselwirkungen es gibt. Das sieht man in den Digital Communities sehr stark.
Spiegeln sich die Trends der Prix-Gewinne auch allgemein in der Medienkunst wider?
Genoveva Rückert: Ja, da sieht mann immer Trends. Das hat etwas mit der Geschichte der Medienkunst zu tun. Wie die digitalen Medien in der Kunst aufgetaucht sind, war das ein totaler Hype. Jeder dachte sich: „Da gibt es eine neue Kunst, da geht’s hin und wir werden alle nur mehr in diese Richtung produzieren.“ Das hat sich dann nicht ganz bewahrheitet und es ist so etwas wie eine Nische geworden. Also digitale Kunst, die nur teilweise mit dem, was sonst im Feld der Kunst war, korrespondiert hat. Dieser Seitenweg hat sich aber wieder geöffnet und das macht die Ars Electronica und auch die Medienkunst wieder als Barometer für künstlerische Entwicklung spannend.
Gewinner Visionary Pioneers of Media Art – Roy Ascott
Auf welches Projekt freust du dich schon besonders?
Genoveva Rückert: „Balance from Within“ finde ich superspannend. Auch „Loophole for All“ ist ein tolles gesellschaftskritisches Projekt, das aber auch künstlerisch unglaublich toll aufbereitet ist. Das sind sicher zwei Schlüsselprojekte. Es gibt auch noch ein drittes Projekt, auf das ich mich schon wahnsinnig freue. Das ist die neue Kategorie Visionary Pioneers und ihren Gewinner Roy Ascott. Er bekommt fast so etwas wie eine Einzelausstellung. Die wird wirklich toll, weil hier alle Kernfragen und Themen, die es seit den 1960-er Jahren gibt, wie beispielsweise „Was ist Partizipation?“, „Was ist Interaktivität?“ oder „Was ist Kybernetik“, auftauchen. Also wirklich die elementarsten Fragen und das anhand eines Werks von einem Künstler und Wissenschaftler und nicht zuletzt Visionär und Lehrer.
Am 4. September startet im OK auch eine Ausstellung mit Bill Fontana …
Genoveva Rückert: Genau, das ist dieses Jahr neu. Wir zeigen eine große Einzelausstellung mit Bill Fontana. Er ist ein Spezialist im Bereich der Audiokunst und hat aber in den letzten Jahren auch, auf einem ähnlich hohen Niveau, mit Video gearbeitet und seine Spezialität sind Live-Übertragungen in einer High-End-Version. Bill Fontana hat schon einmal eine Goldene Nica für sein Lebenswerk bekommen und war letztes Jahr Teil der Ausstellung, weil er den Collide@CERN Preis gewonnen hat – da haben wir auch eine Installation gezeigt. Im OK wird es heuer mehrere Arbeiten von ihm zu sehen geben. Die Ausstellung wird sich über drei Stockwerke bis hinauf in den Höhenrausch, mit der neuen Voestalpine-Struktur, erstrecken. Diese riesige Stahlkonstruktion ist 42 Meter lang und 15 Meter breit und dort zeigt Bill Fontana seine neueste Arbeit, die sich mit der Wüste beschäftigt. Eigens für Linz, in Kooperation mit der Voestalpine, entsteht eine Liveübertragung aus dem Warmwalzwerk. Da sieht man dann die glühenden Brammen reinrattern.
Die Eröffnung der CyberArts Exhibition ist am 4. September um 18.00 Uhr, am ersten Tag des Ars Electronica Festival und endet am 14. September. Wie jedes Jahr werden auch heuer wieder die besten und spannendsten Projekte des Prix Ars Electronica gezeigt.