CORD steht für „Competition of Robot Design“ und mit einem Roboterwettkampf hat auch die Geschichte von CORD begonnen. Aus der Faszination zu Robotern heraus hat Mohammed A. ElRaffie das Unternehmen für Wissenschaftskommunikation gegründet, bei dem er mittels Roboterbau Erfahrungen im Bereich Edutainment bietet. In weniger als nur einer Stunde werden die TeilnehmerInnen mit neuen Dimensionen angewandter Physik vertraut gemacht. Sie konstruieren mittels Materialien, die überall erhältlich sind, den einfachsten Roboter der Welt.
Während der ITU Telecom World 2014 bot Mohammed im Rahmen von „The Lab“, einer Kooperation von ITU Telecom World und Ars Electronica, Workshops zum Bau solcher Roboter an. CORD entführte die TeilnehmerInnen auf eine Reise in das Reich der Innovation. Nach Anleitung wurde aus zunächst nutzlos erscheinenden Dingen eine einfache Mechanik entwickelt. Die TeilnehmerInnen erfuhren zum ersten Mal, wie inspirierend ihr Umfeld sein kann und wie einfach man aus alltäglichen Dingen etwas Neues bauen kann.
Wir haben uns mit Mohammed vor seinem Aufenthalt in Doha getroffen und mit ihm über seine Arbeit mit CORD gesprochen.
Mohammed, wie sieht eigentlich dein Background aus und wie bist du auf die Idee von CORD gekommen?
Mohammed A. ElRaffie: Ich bin eigentlich Maschinenbauingenieur und habe aber auch eine große Leidenschaft zur Wissenschaft. Ich bin davon überzeugt, dass einem die Wissenschaft dabei helfen kann, seine Umgebung besser wahrzunehmen und man dadurch bessere Entscheidungen im Leben treffen kann. Seit ich in der Grundschule war, habe ich immer nach Möglichkeiten gesucht meine „Fähigkeit“, Dinge aus kaputtem Spielzeug und ausrangierten Materialien zu bauen, zu zeigen. Deshalb bin ich später auch auf eine Ingenieurschule gegangen und war ganz erstaunt, dass es dort keine Förderung oder Unterstützung für das Basteln von Dingen gab – vor allem, weil in den Ingenieurwissenschaften für praxisorientiertes Lernen oft teure Gegenstände gebraucht werden, die eigentlich auch selbst ganz einfach hergestellt werden könnten.
Mein erstes eigenes Projekt habe ich schon in der Vorbereitungsschule zum College gemacht. Es war ein sehr simpler Roboter, der chemische Reaktionen erzeugen konnte. Ich habe ihn mit den einfachsten Materialien, ganz ohne Elektronik, gebaut. Seit dem faszinieren mich Roboter. Also habe ich mit einem Freund eine neue Schüleraktivität ins Leben gerufen, bei der wir jährlich einen Roboterwettbewerb organisierten. Dabei gab es die Regel, dass es bei der Konstruktion der Roboter um Effizienz gehen muss und deshalb derjenige den Wettbewerb gewann, der mit den geringsten Herstellungskosten einen funktionsfähigen Roboter konstruieren konnte. Die Idee wuchs und immer mehr Studentinnen und Studenten interessierten sich auch dafür kostengünstig Objekte für ein praxisorientiertes Lernen selbst herzustellen. Nachdem wir nur mit einfachen physikalischen Grundlagen gearbeitet haben, wollten dann bald auch andere Studentinnen und Studenten, die keinen technischen Hintergrund hatten, mitmachen. So hat das alles begonnen.
Was hat es mit dem Namen CORD (Competition of Robot Design) auf sich?
Mohammed A. ElRaffie: Der Name stammt eben noch aus dieser Zeit, als wir früher in der Schule diese Roboterwettbewerbe organisiert haben. Später haben sich diese Wettbewerbe sogar auf andere Universitäten in ganz Ägypten ausgeweitet. Wir haben allen, die es wissen wollten, gezeigt, wie man kostengünstige Roboter bauen kann. Bei den Wettkämpfen haben wir deshalb auch Workshops angeboten, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Gefühl dafür bekommen, was sie da eigentlich bauen und um auch ihre Motivation zu erhöhen. Jetzt nennen wir es „innovatives CORD“ – bereit kreativen Output zu generieren, damit jeder selbst die Initiative ergreifen kann und entdecken kann, wozu er oder sie wirklich fähig ist.
Du bist also der Ansicht, dass die Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse in unser tägliches Leben unsere Produktivität und Kreativität steigern könnte. Aber wie können wissenschaftliche Erkenntnisse in unser tägliches Leben integriert werden?
Mohammed A. ElRaffie: Da gibt es zwei einfache Möglichkeiten: Das erste was wir machen können, ist, dass wir die Wissenschaft in unsere täglichen Entscheidungen miteinbinden. Wir interagieren in unserem Alltag mit vielen verschiedenen Maschinen, deren Leistung und Lebensdauer sich stark verbessern würden, wenn wir sie mit mehr Wissen behandeln würden. Das zweite, was wir tun können, ist, dass wir öfter mit unseren Händen arbeiten. Wir leben in einem Zeitalter der Digitalisierung und entfernen uns immer weiter von der Natur. Wir und unsere Kinder sollten dazu aufgefordert sein, die Kraft und Raffinesse unserer Hände wiederzuentdecken. Unserer Hände sind die genauesten mechanischen Geräte, die es gibt und sie sind mit dem modernsten Computer der Welt verbunden: mit unserem Gehirn. Man sollte einmal versuchen seinen eigenen Schreibtisch, oder zumindest einen Stuhl oder eine Lampe, selbst zu basteln. Das ist nicht nur Kunst, sondern auch Wissenschaft. Engineering ist die Kunst der Anwendung von Physik.
Was macht CORD genau und was ist eure Vision?
Mohammed A. ElRaffie: CORD macht Werberoboter, die einerseits als praktische Fallstudien für Technik-Studierende während ihrer Sommerpraktika genutzt werden und andererseits als einzigartige Werbe-Lösung im privaten Sektor eingesetzt werden. Wir machen aber auch Roboter Bausätze, mechanische interaktive Spiele, Roboterwettbewerbe und Schulungen zum vereinfachten Bau von Roboter für Kinder. Damit wollen wir eine neue „freundliche Wissenschaft“ schaffen. Indem wir durch Edutainment-Produkte und -Aktivitäten wissenschaftliche Erkenntnisse in unser tägliches Leben integrieren, wollen wir unsere Produktivität und Kreativität erhöhen.
Wer ist die Zielgruppe von CORD?
Mohammed A. ElRaffie: CORD arbeitet mit einem sehr breiten Spektrum an Interessenten, weil wir Wissenschaftskommunikation machen und dabei bemüht sind, jene Themen zu behandeln, die allgemein als Interessant empfunden werden. Allerdings haben wir auch eine eigene Forschungsabteilung, die sich mit dem handwerklichen Training für Kinder zwischen 4 bis 16 Jahre beschäftigt. Dafür werden eigene Bausätze im CORD Lab entwickelt. Dieses Programm hat den Titel „Handwerk Wissenschaft“. Derzeit ist das unsere Hauptzielgruppe. Darüber hinaus arbeiten wir mit jungen Menschen und Studierenden zusammen, um ihnen interaktive Workshops, Kits und Programme anzubieten. Wir sind dabei aber erst noch am Anfang.
Wir wollen künftig auch vermehrt mit Werbeagenturen zusammenzuarbeiten und Beziehungen mit privaten und internationalen Unternehmen aufbauen, die an einem Kauf, einem Sponsoring oder einer Bestellung unserer maßgeschneiderten neuen Werberoboter interessiert sind.
Wo ist CORD bereits aktiv? Wo soll es in Zukunft aktiv sein?
Mohammed A. ElRaffie: Derzeit arbeiten wir in Ägypten. Kürzlich waren wir auch in Tunesien und wir würden uns freuen bald in der ganzen arabischen Welt aktiv zu sein. Das ist unser kurzfristiges Ziel. Unsere Aktivitäten sind sehr allgemein gehalten und wir haben auch schon ein paar Mal mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern außerhalb des arabischen Raums gearbeitet und sie waren ebenso sehr daran interessiert. Also, wenn wir über die ferne Zukunft sprechen, würden wir gerne global tätig sein.
Warum habt ihr euch dazu entschieden beim Call von ITU Telecom World 2014 und Ars Electronica mitzumachen?
Mohammed A. ElRaffie: Wir hatten das Gefühl, dass es die richtige Gelegenheit zum richtigen Zeitpunkt war. CORD muss das Vertrauen von potentiellen Werbepartnern gewinnen und zeigen, welche Vorteile durch Werbe-Roboter entstehen. Außerdem bräuchten wir dringend mehr Feedback. Sowohl Feedback als auch Vertrauen könnte uns dabei helfen am Markt schneller fußzufassen.
Was zeigt ihr in Doha bei „The Lab“?
Mohammed A. ElRaffie: Ich werde einen Workshop machen, bei dem ich zeigen werde, wie man einfache, dynamische Objekt-Roboter baut. In weniger als einer Stunde werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit gewöhnlichen Schreibtischgegenständen einen Roboter konstruieren können. Der Workshop findet jeden Tag viermal statt. Es ist eine praktische Tätigkeit, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbständig einen Roboter bauen, der sich dann sogar selbständig bewegen kann. Wir werden dabei aber keine elektronischen Hilfsmittel verwenden – die klassische, einfache Physik macht diese Magie möglich.
Was erwartest du dir von „The Lab“?
Mohammed A. ElRaffie: Feedback. Jedes Mal, wenn wir bis jetzt so einen Workshop gemacht haben, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedliche demographische Hintergründe hatten, wurde der Workshop besonders interessant. Ein erwachsener Teilnehmer hat kürzlich einmal gesagt, dass wir als Workshop-Leiter zwar sehr präsent waren, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber trotzdem selbständig arbeiten konnten. Ich erwarte mir, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wissenschaft in einer Weise erleben, die ganz anders ist, als sie es von früher, von der Schule, gewohnt sind. Ich glaube auch, dass es für CORD eine tolle Möglichkeit ist, sich international zu präsentieren, was hoffentlich später einmal zu einer Expansion führt.
Weitere Infos zu „The Lab“ und ausführliche Projektbeschreibungen finden Sie unter:
http://export.aec.at/itu2014/de
Weitere Fotos finden Sie unter:
Weitere Blogbeiträge zu den Projekten und Interviews mit den KünstlerInnen finden Sie auf unserem Blog: