Mr. Touchy: Ich liebe es, berührt zu werden

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Neun Wochen noch, bis zum 21. Juni 2015, läuft die Ausstellung „Device Art“ im Ars Electronica Center Linz. Mit dabei ist auch der Kamerahelm von „Mr. Touchy”. Wir haben uns damals zur Eröffnung von „Device Art“ während des Ars Electronica Festival mit dem Künstler Eric Siu getroffen und mit ihm über sein Gadget gesprochen, das auf spielerische Weise soziale Begegnungen und Berührungen von Menschen fördern soll – oder zumindest das Nachdenken darüber, dass wir auf echte menschliche Kontakte in unserer digitalisierten Welt nicht vergessen sollten.

Mr. Touchy, warum wollen Sie eigentlich berührt werden?

Mr. Touchy: Oh, weil ich nichts sehen kann, wenn mich niemand berührt. Ich brauche menschlichen Kontakt. Ich brauche Ihre Hilfe, damit ich sehen kann und sich meine Linsen öffnen. Und wenn Sie mich für zehn Sekunden berühren, mache ich ein Foto von Ihnen mit meiner eigebauten Kamera und das letzte aufgenommene Bild wird auf der Rückseite meines Helmes angezeigt. Ich bin eine echte menschliche Kamera. Berühren Sie mich für zehn Sekunden, schauen Sie in meine Augen, *klick*. Jetzt habe ich eines gemacht.

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Foto: Tom Mesic

Wie hat alles begonnen?

Mr. Touchy: Am Anfang gab es noch nicht die konkrete Idee eines “Mr. Touchy”. Ich liebe es, Interaktivität und Interaktion zu designen. Und ich glaube, es ist ein sehr schöner Gedanke, wenn jemand nicht sehen kann, berührt zu werden, um wieder sehen zu können. Das ist ein sehr poetisches interaktives Design. Diese Situation war die Ausgangslage meines Projekts. Dann habe ich darüber nachgedacht, warum Menschen jemanden wie mich eigentlich berühren wollen, so wie Sie mich vorher gefragt haben. Über das Gespräch kann ich ihnen etwas zurückgeben. Ich kann eine Beziehung aufbauen. Und dann kamen all die Kamerathemen dazu. Ein gesellschaftliches Thema, das damit auch kombiniert werden kann.

Touchy in Linz

Foto: Tom Mesic

Ist es schwer, Menschen zu finden, die einen berühren?

Mr. Touchy: Manchmal. Bei meinen Street Performances stellen sich die Leute die Frage, “Ach, was ist denn das?“. Es braucht ein bisschen Zeit, um Menschen dazu zu bringen, mich zu berühren. Aber im Allgemeinen funktioniert das ganz gut.

Erkennen Sie einen Unterschied zwischen Japan und Europa?

Mr. Touchy: Da gibt es viele Unterschiede. Die Berührung ist in Japan sehr höflich und sehr sanft. Wie ich es bei meinen Performances am Ars Electronica Festival beobachtet habe, waren die Menschen sehr nett zu mir. Ich hab auch einen Kuss auf die Wange bekommen. Aber in Brasilien, wo ich kurz vor diesem Festival auftrat, war es ein Kuss jeden Tag. *lacht* Wie auch immer, das Berühren ist ein sehr normales Verhalten hier in Europa. Ich habe viele davon erhalten.

Mehr Informationen zur Ausstellung “Device Art” im Ars Electronica Center unter ars.electronica.art/center. Und vergessen Sie nicht: Von 3. bis 7. September 2015 findet eine weitere Ausgabe des Ars Electronica Festival in Linz statt: ars.electronica.art/postcity

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