Mehr Bild, mehr Erlebnis: Deep Space 8K

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Full-HD und 4K, das war gestern. 8K ist angesagt, zumindest wenn es nach dem neuen Update des Deep Space im Ars Electronica Center geht. Ein Besuch im Deep Space 8K wird einzigartig, faszinierend, beeindruckend und überwältigend, das können wir jetzt schon sagen. Bis zum 10. Juli 2015 ist noch die „alte“ Technologie im Ars Electronica Center im Einsatz, nach den Umbauarbeiten wird am 7. August 2015 die nächste Version dieses ausgewöhnlichen Projektionsraums eröffnet. Werfen Sie einen Blick mit uns auf die Neuerungen, die Sie im Deep Space 8K erwarten.

Was ist eigentlich der Deep Space? Sag niemals Kino zu ihm!

Seit der Eröffnung des Neubaus des Ars Electronica Center im Jahr 2009 bereichert dieser außergewöhnliche Projektionsraum das Museum. Gleich beim Betreten des Deep Space fällt eine Besonderheit auf: Nicht nur die Wand, sondern auch der Boden wird als Projektionsfläche genutzt. Und zwar jeweils in der unglaublichen Größe von 16 x 9 Metern. Die BesucherInnen stehen oder sitzen also mitten drin im Bild oder können sich sogar in virtuellen 3-D-Welten bewegen.

Der Deep Space ist also kein Kino, denn er ist viel mehr. Die BesucherInnen sehen dort keinen vorgefertigten Film, sondern bekommen immer eine Live-Vorstellung geboten, bei der ein Infotrainer oder eine Infotrainerin durch eine Auswahl der Fülle des Programmangebots führt. Dabei bestimmt nicht nur die Präsentatorin oder der Präsentator den Ablauf des Programms, sondern auch die BesucherInnen können mitmachen.

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Die Reise in 3-D durch das Weltall, mit dem Deep Space 8K jetzt noch detailreicher. Foto: rubra

Vom Skihang bis zum virtuellen Hörsaal

Inhaltlich sind im Deep Space keine Grenzen gesetzt, er kann die BesucherInnen an jeden denkbaren Ort versetzen. Sie können eine rasante Abfahrt auf der berühmten Streif aus der Sicht eines Skirennfahrers mitmachen – 3-D-Brille aufgesetzt und los geht‘s. Dank Gigapixelaufnahmen können vom Kefermarkter Flügelaltar bis zu Leonardo da Vincis Mona Lisa Kunstwerke aus verschiedenen Museen und Kirchen ganz detailliert betrachtet werden. Künstlerische Beiträge, wie die Animations-Arbeiten der PreisträgerInnen des internationalen Wettbewerbs Prix Ars Electronica, entfalten auf den großen Leinwänden ihre ganze Faszination und entführen die BesucherInnen in futuristische, abstrakte oder auch märchenhafte Räume.

So beliebt wie beeindruckend ist die Reise durchs Weltall, die von unserer Erde aus hinaus zu Sonne, Mond, Sternen und der unendlichen Weite des uns bekannten Universums führt. Wir, die Menschen, sind ganz klein in den Weiten des Weltalls. Und doch gibt es auch über uns viel zu entdecken, was ein Zoom in den menschlichen Körper und 3-D-Visualisierungen des Gehirns ermöglichen. Durch die einprägsamen Bilder wird Wissensvermittlung plötzlich zum unvergesslichen Erlebnis, Zusammenhänge prägen sich nachhaltig ein. Als virtueller Hörsaal ermöglicht der Deep Space Lernen in ungewöhnlicher und wirksamer Umgebung.

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Das Projekt „Deep Space 8K“ läuft schon mehrere Monate. Im Studio des Ars Electronica Futurelab wurde die Hardware zu Testzwecken aufgebaut. Foto: Martin Hieslmair

Und was ist neu am Deep Space 8K?

Auf den ersten Blick: nichts und doch alles. Der Raum wird so aussehen wie bisher. 16 x 9 Meter große Projektionsflächen an der Wand und am Boden. Aber sobald die Präsentation beginnt, wird der Unterschied ersichtlich: Bilder in einer Detailliertheit und Intensität, wie Sie sie noch nie gesehen haben. Alle acht Projektoren im Deep Space – vier davon erzeugen das Bild am Boden, vier das an der Wand – werden ausgetauscht, von Ton & Bild ersetzt durch „Christie Boxer 4K 30“, die gerade neu auf den Markt gekommen sind und eine konkurrenzlose Leistungsfähigkeit an Bildauflösung und Helligkeit bieten. Das bedeutet: Künftig sehen die BesucherInnen dank der projizierten 8K auf Wand und Boden die vierfache Bildauflösung wie bisher – aus einem Pixel werden vier. Das verspricht gestochen scharfe Bilder mit beeindruckender Farbintensität.

Mit dem Austausch der Projektoren ist es aber nicht getan. Eine derartige Neuerung bringt auch im Hintergrund einiges an technischen Umstellungen mit sich. Die riesigen Datenmengen müssen erst mal von ausreichend leistungsstarken Computern erzeugt werden und dann so bis zu den Projektoren übertragen werden, dass ein flimmerfreies synchrones 3-D-Bild entsteht. Die Konstellation mit acht Beamern, die von zwei Rechnern der Firma XI-MACHINES mit je vier Grafikkarten bespielt werden, ist alles andere als Standard. MitarbeiterInnen aus verschiedenen Bereichen der Ars Electronica tragen ihre Expertise zusammen, um die vielen technischen Herausforderungen zu lösen, die sich bei der Umsetzung eines weltweit einzigartigen Projekts ergeben.

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Universum Mensch, eine Arbeit des Ars Electronica Futurelab. Foto: Martin Hieslmair

Das Universum Mensch

Die enorme technische Weiterentwicklung des Deep Space bringt auch ganz neue Möglichkeiten für die gezeigten Projekte mit sich. Da noch wenig Werke in der entsprechenden technischen und inhaltlichen Qualität verfügbar sind, hat das Ars Electronica Futurelab „Universum Mensch“ entwickelt, eine umfangreiche Applikation, die die Möglichkeiten des Deep Space 8K voll ausnützt. Dank der ungewöhnlich hohen Auflösung treten nun Details hervor, die selbst dann nicht an Schärfe verlieren, wenn man sich der Projektion und damit auch dem Thema Mensch einige Schritte nähert. Feine Linien, zarte Schriften, hochauflösende Animationen aber auch umfangreiche Illustrationen geben der Darstellung des menschlichen Körpers im Deep Space 8K den nötigen Feinschliff.

Es wurden mehrere Abläufe im menschlichen Körper eingearbeitet, um die Zusammenhänge in uns über aussagekräftige Bilder und Geschichten nachvollziehbar zu machen. Das Besondere ist, dass nicht nur eine 3-D-Visualisierung des Körpers mit Organen, Knochen, Muskelsträngen und Blutbahnen mit dem 3-D-Programm des Ars Electronica Futurelab gezeigt werden kann, sondern – dank der verbesserten Bildauflösung – auch Grafiken, Text oder Videoeinblendungen in die Präsentation eingeschaltet werden können. Die InfotrainerInnen können so verschiedene Medienelemente kombinieren, um z. B. live zu veranschaulichen, wie ein Ton aus dem Mund einer Besucherin seinen Weg durchs Gehör zum Gehirn des transparenten 3-D-Menschen geht.

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„Sinus“ von Simon Krenn ist ein Werk von vielen, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Deep Space“ an der Kunstuniversität Linz entwickelt wurden. Foto: Martin Hieslmair

Spielräume zum Mitmachen

Der neue Deep Space öffnet aber auch eine Reihe weiterer Türen zu neuen Inhalten in beeindruckender Qualität: Dank Lasertracking reagieren speziell für den Deep Space entwickelte Medienkunstprojekte und Spiele auf die Bewegungen der BesucherInnen. „Sinus“ ist eine Arbeit von Simon Krenn, Student der Studienrichtung „Zeitbasierte und Interaktive Medien“ an der Kunstuniversität Linz. Die BesucherInnen betreten die Projektionsfläche und versetzen dadurch – allein oder gemeinsam mit anderen – meterlange Sinuswellen in Schwingung. Im Rahmen einer eigenen Lehrveranstaltung haben in diesem Jahr auch weitere Studierende der Linzer Kunstuniversität reizvolle interaktive Werke für den Deep Space entwickelt. Aber auch Studierende der FH OÖ Campus Hagenberg haben sich mit den Möglichkeiten des Lasertrackings beschäftigt, woraus mehrere Games entstanden sind, bei denen die BesucherInnen mit Ihrem vollen Körpereinsatz mitspielen können.

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Begehbare 3-D-Punktwolken im Deep Space 8K. Foto: Martin Hieslmair, CyArk

Kulturelles Erbe in der Punktwolke

Um kulturelles Erbe für die Nachwelt zumindest digital zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, werden historische Stätten mittels 3-D-Laserscans abgetastet. Die dabei entstehende Menge an Punkten, die sogenannte Punktwolke, macht es möglich Statuen, Bauwerke oder ganze Straßenzüge virtuell darzustellen. Das Ars Electronica Futurelab hat nun einen verbesserten PointCloud-Renderer und -Viewer für den Deep Space 8K entwickelt. So wird beispielsweise die Maya-Stadt Tikal, die von der Nonprofit-Organisation CyArk digitalisiert worden ist, als 3-D-Visualisierung erlebbar gemacht.

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Foto: Thomas Schwarz

Timelapse: Im Wandel der Zeit

Bei Zeitrafferaufnahmen erscheinen Phänomene unserer Umgebung in stark beschleunigtem Tempo in neuem Licht. Ein Beispiel dafür kommt aus Linz: Thomas Schwarz ist mit flüchtigen Lichtgebilden, Musik und Lärmfragmenten eine spezielle akustische und bildliche Dokumentation des Urfahranermarkts neben dem Ars Electronica Center gelungen. Das Repertoire an Zeitraffervideos im Deep Space 8K reicht natürlich über Linz hinaus: Ein Tag in Rio de Janeiro als 10K-Timelapse erlaubt die vielfältige Megastadt aus nächster Nähe zu beobachten. Und es wird auch ins Weltall geblickt: Fünf Jahre lang hat eine NASA-Sonde die Sonne mehrmals pro Sekunde fotografiert und somit das Material für ein wunderbares Video über die Sonnenaktivität geliefert.

Eröffnung am 7. August 2015 und Teil des Ars Electronica Festival

Der Deep Space in seiner jetzigen Form ist noch bis 10. Juli 2015 im Ars Electronica Center Linz in Betrieb. Am 7. August 2015 um 18:00 eröffnet Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica, den neuen Deep Space 8K. Der Eintritt dazu ist frei. Horst Hörtner, Leiter des Ars Electronica Futurelab, und Andreas Bauer, Leiter des Ars Electronica Center, blicken anschließend hinter die Kulissen des Deep Space 8K. Beim daran anknüpfenden Eröffnungswochenende, am SA 8.8. und SO 9.8.2015, zeigen von 10:00 bis 18:00 ExpertInnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen im Deep Space 8K die Bandbreite der neuen Inhalte.

Weitere Höhepunkte in 8K folgen dann zum Ars Electronica Festival, das von 3. bis 7. September 2015 in Linz, bei dem auch der Deep Space des Ars Electronica Center ein zentraler Ort sein wird. Details zum Festivalprogramm wird es ab Mitte August auf ars.electronica.art/postcity geben. In der Zwischenzeit versorgen wir Sie mit Hintergrundstories und Interviews zum Deep Space 8K auf diesem Blog. Schauen Sie doch in ein paar Tagen mal wieder vorbei.

Text: Kathrin Meyer und Martin Hieslmair

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