Ob pulsierende Stadtansichten, liebliche Landschaften oder eindrucksvolle Innenräume. Die Aufnahmetechniken der Panoramafotografie machen es möglich, weitläufige Ansichten der Umgebung bis hin zu einem Blickwinkel von 360 Grad in einem ungewöhnlichen Bildformat festzuhalten. Der österreichische Fotograf Johann Steininger hat sich auf Panoramafotos spezialisiert und spricht im Interview unter anderem darüber, wie er sich auf ein perfektes Foto im Rundumblick vorbereitet.
Auf Ihrer Website foto360.at sind Hunderte Panoramafotos zu sehen – können Sie sich noch an Ihr erstes Panoramafoto erinnern?
Johann Steininger: Mein erstes Panorama entstand bei einer Bergtour auf den Großen Priel in Oberösterreich. Damals wusste ich noch nicht, wie man die Kamera dafür richtig einstellt und es war auch noch kein 360-Grad-Bild. Nachdem ich meinen ersten Panorama-Adapter gebaut hatte, nahm ich das erste virtuelle Panorama im Jahr 2004 in der Bar „Flexibel“ in Linz auf. Diese Bar gibt es zwar schon seit Jahren nicht, das 360° Foto ist aber heute noch online.
Was fasziniert Sie an der 360-Grad-Panoramafotografie?
Johann Steininger: Einerseits fasziniert mich die virtuelle räumliche Darstellung wie zum Beispiel auf Webseiten und auch, dass man einen weiten Horizont abbilden kann. Besonders spannend finde ich, dass man sehr hohe Auflösungen mit der Panorama-Technik erreichen kann und dadurch auch großformatige Ausarbeitungen möglich sind.
Wenn Sie Panoramen von Landschaften erstellen, planen Sie zuvor Ort und Zeit ihrer Aufnahme oder entstehen viele ihrer Fotografien letztendlich spontan?
Johann Steininger: Die meisten meiner Motive plane ich vorher sehr genau. Es kann sein, dass ich die Orte vor dem Fotografieren einige Male auskundschafte und auch auf die optimalen Lichtverhältnisse warte. Manchmal sind auch mehrere Versuche notwendig, bis ich mit einem Panorama zufrieden bin. Ich habe auch einige Motive, die ich spontan fotografiert habe und die mir trotzdem sehr gut gefallen.
Credit: Johann Steininger
Wie könnte die Fotoausrüstung für Panoramafotografie technisch noch verbessert werden? Braucht es noch mehr Gigapixel, einen präziseren Stativkopf oder eine leistungsfähigere Software für das Zusammenfügen der Einzelbilder?
Johann Steininger: Rein von der Technik her sind die Panoramaköpfe und die Stitching-Software zum Zusammenfügen der einzelnen Bilder sehr ausgereift und es gibt auch verschiedene Produkte für den jeweiligen fotografischen Schwerpunkt. Mit meiner Ausrüstung kann ich derzeit verschiedene Arten von Panoramen erstellen – vom virtuellen 360-Grad-Bild bis zu sehr hoch aufgelösten Teilpanoramen. Es gäbe natürlich auch noch vollautomatische elektronische Panoramaköpfe, die ein Gigapixelbild fast von ganz alleine fotografieren. Ich habe aber die Situation gerne unter meiner Kontrolle und möchte selbst entscheiden können, wann das Bild belichtet wird. Das Gewicht der Ausrüstung spielt ja auch eine wesentliche Rolle.
360-Grad-Panoramen sind ungewöhnlich breit – wo sehen Sie sich diese Fotografien am liebsten an?
Johann Steininger: Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil Möglichkeiten gibt es viele und viele davon gefallen mir gut. Sehr beeindruckend finde ich große Ausarbeitungen, wie das 17 x 2,5 m große Linz-Bild im Einkaufszentrum Lentia City, wo das Bild auch noch mit LEDs von hinten beleuchtet wird. Knackig scharf und kontrastreich wirken die Bilder hinter Glas oder auf Metallplatten. Immer wieder gefallen mir die Bilder auch in meinem oberösterreichischen Bildband „Hoamatland„, auf Panorama-Kalender wie den „Linz Panorama 2016“ oder auch auf Ansichtskarten.
Haben Sie sich schon mit 360-Grad-Videos befasst?
Johann Steininger: Meine Leidenschaft ist die Fotografie, der Reiz von beweglichen 360-Grad-Videos hat sich bis jetzt für mich noch nicht erschlossen. Dafür befasse ich mich mit anderen Bereichen in der Fotografie und experimentiere auch gerne mit Lochkameras.
Hinweis: Am DO, 26.11.2015, 20:00, ist Johann Steininger zu Gast bei Deep Space LIVE im Ars Electronica Center. Auch am Wochenende finden Präsentationen des Fotografen statt, wenn Timelapse, Gigapixel und Panoramen im Rahmen des Deep-Space-Wochenendes am SA 28.11. und SO 29.11.2015 auf dem Programm stehen.
Über seine Leidenschaft zum Bergsteigen fand der Linzer Fotograf Johann Steininger seinen Weg zur Panorama-Fotografie und konnte sich innerhalb weniger Jahre bereits einen guten Ruf als Panoramafotograf erarbeiten. Seine Werke präsentiert er auf der Internet-Plattform www.foto360.at. Dauerhafte Großinstallationen, wie ein 17 Meter lange Panorama im Einkaufszentrum Lentia City, zählen zu den Highlights seines bisherigen Schaffens.